Indexfonds

Hohe Dynamik bei aktiven ETFs lässt Anbieter hoffen

Hierzulande sind aktiv gemanagte Strategien im ETF-Mantel noch wenig bekannt, stellt Scope in einer umfassenden Studie fest. Doch der Markt der aktiven ETFs wächst stark und sie gewinnen an Zulauf. Denn sie kombinierten das Potenzial, den Markt zu schlagen mit günstigen Kosten und hoher Fungibilität.

Hohe Dynamik bei aktiven ETFs lässt Anbieter hoffen

Hohe Dynamik bei aktiven ETFs lässt Anbieter hoffen

Scope stellt in einer großen Studie die Vorteile der aktiven Strategien im ETF-Mantel heraus – J.P. Morgan und Fidelity führend

wrü Frankfurt

„In den USA sind sie ein Riesenerfolg, doch in Europa agieren sie bislang eher in der Nische“, stellt Scope-Analyst André Härtel in der großen Studie „ETF 3.0 – Aktive ETFs: Auf dem Weg zum Hoffnungsträger?“ fest, die der Börsen-Zeitung vorab vorliegt. Die aktiven ETFs vereinten die Pluspunkte von klassischen aktiven Fonds wie Flexibilität und Outperformancepotenzial und von ETFs (Kosteneffizienz, Transparenz und Handelbarkeit). „Anders als die typischen passiven ETFs folgen sie nicht einer einfachen Indexstruktur, sondern werden entweder von einem Fondsmanager aktiv gesteuert oder fußen auf eigens entwickelten Indizes, die auf Basis von Analysteneinschätzungen erstellt werden“, erläutert Härtel.

Der Markt für aktive ETFs in Deutschland ist laut Scope zwar noch klein, doch er wächst stark. Rund 26 Mrd. Euro steckten in den Produkten, die aktives Fondsmanagement in einem ETF-Mantel offerieren. Ende Juli 2022 lag das verwaltete Vermögen bei rund 18 Mrd. Euro, so dass sich ein Plus von 45% errechnet. Gleichzeitig sei die Zahl der aktiven ETFs von 50 auf 62 gestiegen.

Aktive ETFs seien jedoch kein neues Phänomen an den Kapitalmärkten, wie der bereits im Februar 2011 aufgelegte Pimco USD Short Maturity zeige. In der Folgezeit seien bis 2015 acht weitere Produkte hinzugekommen, insbesondere Pimco sei mit fünf weiteren Produkten sehr aktiv gewesen. Seitdem habe der „First Mover“ aber kein weiteres Produkt aufgelegt. Hinzu seien zwei aktive ETFs von Ossiam und ein Multi-Faktor-Produkt von HSBC gekommen. Die nächsten Produkte wurden laut Scope erst wieder 2017 aufgelegt, als der aktive Assetmanager Fidelity seine ersten aktiven Dividenden-ETFs in Europa bzw. Deutschland registrieren ließ. Ein Jahr später seien weitere aktive Assetmanager wie J.P. Morgan Asset Management und Franklin Templeton über seine ETF-Marke Franklin LibertyQ gefolgt.

Kräftiges Wachstum

Das in aktive ETFs investierte Vermögen sei zwar aktuell gering im Vergleich zu den fast 1,2 Bill. Euro, die in den insgesamt mehr als 2.000 auf Xetra verfügbaren ETFs angelegt sind. Doch das Segment wachse sowohl produkt- als auch anbieterseitig kräftig. Dies nicht zuletzt, weil Anbieter zunehmend erkennen würden, dass die ETF-Hülle auch für aktiv verwaltete Strategien geeignet sei. In den USA habe die Produktgattung bereits einen beeindruckenden Zuwachs erlebt und Europa könnte nach Meinung von Scope diesem Trend folgen. Mehrere aktive Assetmanager seien in Amerika in den Markt eingetreten und planten perspektivisch auch den Einstieg in Europa. „Der drittgrößte amerikanische ETF-Anbieter State Street ist schon weiter und sucht bereits einen Partner für aktive ETFs in Europa“, heißt es in der Studie.

Scope hat sämtliche aktive ETFs analysiert, die in Deutschland verfügbar sind: 37 Produkte investieren in Aktien und 25 in Anleihen. Zwölf Assetmanager seien in diesem Segment aktiv, darunter sowohl etablierte Anbieter aktiv gemanagter Fonds wie Pimco, Fidelity oder J.P. Morgan als auch reine ETF-Häuser wie Ossiam, VanEck oder First Trust. Seit der Scope-Untersuchung 2022 seien mit Abrdn und Axa zwei Gesellschaften hinzugekommen. Damit seien weitere traditionell aktive Manager auf den Trend aufgesprungen.

Wie im Vorjahr böten J.P. Morgan mit 17 und Fidelity mit 13 die meisten aktiven ETFs an. Die französische Gesellschaft Ossiam folge mit neun Produkten auf Platz 3. Gemessen am verwalteten Vermögen liege J.P. Morgan deutlich vorne: Die Gesellschaft betreut 32% des in aktiven ETFs allokierten Kapitals. Auf den weiteren Rängen folgen Pimco mit 21%, Ossiam mit 19% und Fidelity mit 17%. Alle übrigen Anbieter hätten Marktanteile von weniger als 5%, vier davon sogar von weniger als 0,5%.

Damit konnten laut Scope die Gesellschaften J.P. Morgan und Ossiam ihre Präsenz in diesem Marktsegment deutlich ausbauen. Pimco habe hingegen Abflüsse in Milliardenhöhe hinnehmen müssen und dadurch den Spitzenplatz aus dem Vorjahr verloren. Fidelity habe seinen Marktanteil weitgehend behaupten können.

Die meisten aktiven ETFs finden Anleger laut der Studie in den Peergroups Aktien Nachhaltigkeit/Ethik Welt, Aktien Nordamerika und Aktien Welt. Beim verwalteten Vermögen liege die Peergroup Aktien Nordamerika vorne. Dies liegt aus Sicht von Scope an den sehr guten Ergebnissen einiger Produkte, denen eine Outperformance gelungen sei und die daher von den Anlegern mit Mittelzuflüssen belohnt würden. Neben US-Aktienprodukten würden sich renditetechnisch auch Dividenden-ETFs sehr gut schlagen. So hat zum Beispiel der von Scope mit der Top-Note A bewertete und 3,0 Mrd. Euro schwere Ossiam Shiller Cape US Sector Value auf Sicht von einem Jahr 16,6% und über fünf Jahre 14,9% pro Jahr zugelegt. Auch der 2,8 Mrd. Euro schwere J.P. Morgan US Research Enhanced Index Equity ESG kommt auf eine überzeugende Performance von 14,8% über ein Jahr und von 16,2% pro Jahr über drei Jahre. Mit der Scope-Top-Note A wird auch der 1,1 Mrd. Euro schwere Fidelity US Quality Income bewertet, der über ein Jahr eine Performance von 11,0% und über fünf Jahre eine Performance von 13,5% erwirtschaftet hat.

Auf der Rentenseite zeigten laut der Studie vor allem die Peergroups aus dem Kurzläufer-Bereich (Euro bzw. Dollar) ansehnliche Ergebnisse gegenüber Benchmark und Vergleichsgruppe.

Als größten Vorteil der aktiven ETFs hebt Scope heraus: „Sie ermöglichen den Einstieg in aktive Anlagestrategien zu niedrigen Gebühren.“ Die Gesamtkostenquoten der untersuchten ETFs reichten von 0,05% bis 0,85% pro Jahr. Damit ähnelten diese preislich ihren passiven Brüdern und seien deutlich günstiger als klassische aktive Fonds sowohl auf der Aktien- als auch der Rentenseite.

Dass sich aktive ETFs bislang nicht in der Breite durchsetzen konnten, hat nach Ansicht von Scope vor allem zwei Gründe. Zum einen fehle es bei vielen Produkten noch an einer ausreichenden Historie: 26 von 62 analysierten Fonds seien weniger als drei Jahre alt. Dies erschwere eine Beurteilung der Leistung.

Potenzial zum Gamechanger

„Zum anderen sind die aktiven ETFs aufgrund fehlendender Bestandsprovision und geringer Gebühren für Fondsgesellschaften und Finanzberater weniger lukrativ und geben daher wenig Anreiz, vertrieben zu werden“, stellt Scope fest. Nach Vorliegen einer Historie von mindestens drei, besser fünf Jahren könnten aktive ETFs jedoch künftig insbesondere für institutionelle Kunden und private Selbstentscheider sehr interessant werden. Die Chance auf eine Mehrrendite bei gleichzeitig niedrigen Kosten sei für diese Anlegergruppen hoch attraktiv. Scope sieht deshalb bei aktiven ETFs das Potenzial, zum Gamechanger in der anhaltenden Aktiv-Passiv-Debatte zu werden.

Hierzulande sind aktiv gemanagte Strategien im ETF-Mantel noch wenig bekannt, stellt Scope in einer umfassenden Studie fest. Doch der Markt der aktiven ETFs wächst stark und sie gewinnen an Zulauf. Denn sie kombi- nierten das Potenzial, den Markt zu schlagen, mit günstigen Kosten und hoher Fungibilität.

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