IEA rechnet mit Überangebot bei Öl

Prognose für den Anstieg der Nachfrage im laufenden und kommenden Jahr zurückgenommen

IEA rechnet mit Überangebot bei Öl

Die Internationale Energieagentur zeichnet ein aus Produzentensicht düsteres Bild des Ölmarktes, der kurz- und langfristig von einem hohen Angebot und auf kurze Sicht auch durch einen geringeren Anstieg der Ölnachfrage gekennzeichnet sein soll.ku Frankfurt – Die Internationale Energieagentur IEA hat am Dienstag in ihrem Monatsbericht ein aus Produzentensicht deutlich pessimistischeres Szenario für die Ölnachfrage gezeichnet als vor wenigen Tagen die Ökonomen der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec). Für das laufende und das kommende Jahr hat die Energieagentur ihre Schätzung für den Anstieg der Nachfrage um jeweils 100 000 Barrel pro Tag (bpd) gesenkt. Aktuell geht sie noch davon aus, dass der globale Verbrauch im laufenden Jahr um 1,5 Mill. bpd zunehmen wird, im kommenden Turnus aber nur noch um 1,3 Mill. bpd. Im Jahresdurchschnitt 2017 soll es damit eine weltweite Gesamtnachfrage nach Rohöl von 97,7 Mill. bpd geben. Im kommenden Jahr soll der Verbrauch auf 98,9 Mill. bpd zunehmen.Das weltweite Ölangebot hat im Oktober 97,5 Mill. bpd betragen, dies sind rund 100 000 bpd mehr als im Vormonat. Der Anstieg ist nach Einschätzung der Analysten durch eine höhere Produktion außerhalb der Opec verursacht worden. Da das Kartell seine Förderung zurückgefahren hat, lag die Opec-Produktion um 470 000 bpd unter dem Niveau des Vorjahresmonats. Im Oktober hat die Opec ihren Output gegenüber dem Vormonat um 80 000 bpd gesenkt, was auf eine niedrigere Produktion in Algerien, dem Irak und Nigeria zurückzuführen ist. Mit 32,53 Mill. bpd hat die Opec so wenig produziert wie zuletzt im Mai dieses Jahres. Die Quote der Einhaltung der Opec-Produktionsbeschränkungen habe im Oktober 96 % betragen – ein sehr hoher Wert, der deutlich über dem bisherigen Jahresdurchschnitt von 87 % liegt.Auf Basis dieser Daten geht die Agentur davon aus, dass der Markt trotz der Förderkürzungen der Opec im vierten Quartal dieses Jahres sowie im ersten Halbjahr 2018 überversorgt sein wird. Im dritten Quartal sind die globalen Lagerbestände aber zunächst einmal um 63 Mill. Barrel gefallen. Es handelt sich damit um den erst zweiten Rückgang in einem Quartal seit 2014.Die IEA beschäftigt sich auch mit der Frage, ob sich mit dem jüngsten Anstieg des Ölpreises von rund 50 Dollar auf ungefähr 60 Dollar je Barrel ein “neuer Normalwert” ausgebildet habe – was sie aber verneint. Die Ökonomen sind der Ansicht, dass es sich nur um einen wenig nachhaltigen Anstieg handelt, sofern sich die aktuellen Produktionsprobleme in einigen Opec-Ländern und die geopolitischen Spannungen als zeitweilige Phänomene erweisen sollten. Der Blick auf die fundamentalen Marktdaten offenbare, dass die Ölversorgung bezogen auf die Nachfrage nicht so knapp sei, wie es sich manche Marktteilnehmer erhofften.In ihrem ebenfalls jetzt vorgelegten längerfristigen Ausblick, dem World Energy Report, zeichnet die Energieagentur hinsichtlich der amerikanischen Schieferölindustrie das Bild des größten Öl- und Gasbooms in der Geschichte der Branche. Bis zum Jahr 2025 werde das Wachstum der Ölförderung in den USA dasjenige Saudi-Arabiens in seinen besten Zeiten von 1960 bis 1980 übertreffen. Bei Erdgas werde der Anstieg der Produktion in den Ländern der ehemaligen Sowjetunion aus jener Zeit in den Schatten gestellt, als die ehemalige Supermacht die sibirischen Erdgasfelder erschloss. Binnen zehn Jahren würden sich die USA damit zu einem Nettoexporteur von Öl und Gas entwickeln. Zuletzt waren die USA im Jahr 1953 Nettoexporteur von Erdöl gewesen. Bereits 2015 war ein gesetzliches Verbot von Ölexporten aufgehoben worden. “Die USA werden ohne Zweifel zum weltweiten Marktführer hinsichtlich der Öl- und Gasproduktion. Das wird weitreichende Folgen für die globale Energiebranche haben”, betonte Fatih Birol, Exekutivdirektor der Energieagentur. Gegenüber dem aktuellen Stand soll die US-Schieferölproduktion im Jahr 2025 um 34 % höher ausfallen und bei 9 Mill. bpd liegen.Auf Basis dieser Erwartungen hat die IEA ihre langfristige Schätzung für den Ölpreis deutlich zurückgenommen. Für 2025 geht sie jetzt von 83 Dollar je Barrel aus. Bislang hatte die Agentur 101 Dollar für realistisch gehalten. Für 2040 wird von einem Ölpreis von 111 Dollar ausgegangen. Die bisherige Schätzung hatte bei 125 Dollar gelegen. Trotz des Siegeszugs der Elektromobilität haben die Ökonomen der Agentur ihre Prognosen für den globalen Anstieg des Verbrauchs nach oben korrigiert. Im Jahr 2025 soll es einen weltweiten Ölverbrauch von etwas mehr als 100 Mill. bpd geben.