Privatanleger treiben ETF-Wachstum an
Privatanleger treiben ETF-Wachstum an
Privatanleger treiben ETF-Wachstum an
Grundlegender struktureller Wandel in der Fondsindustrie – Rekorde nach enormem Wachstum
Von Werner Rüppel, Frankfurt
Die ETF-Industrie wächst in neue Dimensionen. Es gibt immer mehr Anbieter und immer mehr Produkte. Insbesondere die Akzeptanz von Privatanlegern steigt. Experten erwarten deshalb, dass sich das rapide Wachstum fortsetzen dürfte. Die jüngsten Zahlen des Fondsverband BVI lassen erahnen, wohin die Reise geht.
Das Wachstum am europäischen ETF-Markt geht ungebremst weiter. Experten erwarten auch für die Zukunft kräftige Zuwächse – vor allem, weil immer neue Märkte erschlossen werden. Die Anbieter haben es aktuell vor allem auf Privatanleger abgesehen. Zudem nimmt die Vielfalt an Produkten zu.
„Dieses Jahr ist besonders“, verkündete Eric Leupold, Head of Cash Market der Deutschen Börse, auf dem ETF-Forum in Frankfurt. Denn zum eine feiere die Deutsche Börse in diesem Jahr 25 Jahre ETFs auf Xetra. Zum anderen habe der europäische ETF-Markt gerade erstmals ein Volumen von 3 Bill. Dollar erreicht. „Das ist nicht Wachstum, das ist ein grundlegender Wandel“, betonte Leupold. Denn am Fondsmarkt finde eine Transformation in Richtung ETFs statt.

2.500 gehandelte ETFs an der Deutschen Börse
Im laufenden Jahr habe nicht allein Volatilität das Wachstum getrieben. „Gerade die Nachfrage von Retail-Investoren nach ETFs wird immer stärker.“ Frühstartrente, private Altersversorgung und europäische Kapitalmarktunion würden den Zugang von privaten Anlegern zum Kapitalmarkt unterstützen. Und privates Kapital sei der Schlüssel, um Deutschlands Potenzial zu öffnen.
ETFs würden Anleger mit den globalen Märkten verbinden und stünden damit für eine Demokratisierung des Investierens. Die Deutsche Börse habe sich bei ETFs die Führungsrolle in Europa aufgebaut. Xetra sei der Referenzmarkt und der führende Handelsplatz. Inzwischen würden an der Deutschen Börse rund 2.500 ETFs gehandelt, begonnen habe man vor 25 Jahren mit gerade zwei.

Aktuelle BVI-Zahlen
Leupold strich die gerade vom Fondsverband BVI auf Basis von Clearstream-Daten vorgelegten Zahlen heraus, welche die zunehmende Akzeptanz von ETFs unterstrichen. Demnach ist der deutsche Markt für börsengehandelte Fonds (den ETFs) zwischen Juni 2023 und Juni 2025 von 309 auf 500 Mrd. Euro gewachsen. Dies entspricht einer Steigerung von 62%, erklärt der BVI, „bei anderen offenen Publikumsfonds waren es 18%.“ Das Wachstum sei sowohl von kontinuierlich hohen Netto-Mittelzuflüsse als auch vom günstigen Marktumfeld getragen worden.
„Nur 25 Jahre nach der Erstauflage eines ETFs in Europa entfällt damit rund ein Viertel des gesamten von deutschen Anlegern gehaltenen Publikumsfondsvermögens auf börsennotierte Fonds“, hat der BVI errechnet. Deutschland sei damit der größte ETF-Markt in Europa. Laut dem Fondsverband entfallen inzwischen fast 90% des Neugeschäfts der offenen Publikumsfonds hierzulande auf ETFs. In den vergangenen Jahren hätten sich sowohl die Anlegerstruktur verändert als auch die Produktvielfalt deutlich erhöht. So hätten vor allem Privatanleger erheblich an Gewicht gewonnen. So würden nach Auswertungen von Blackrock 10,5 Millionen Menschen in Deutschland ETFs besitzen.
Wachstumsmarkt Retail
Die meisten Experten gehen davon aus, dass die ETF-Industrie in den kommenden Jahren ihr kräftiges Wachstum fortsetzen wird. Dabei werde vor allem die Akzeptanz von ETFs bei Retail-Investoren weiter zulegen, so die Erwartung. Privatanleger sollten also eine immer wichtigere Rolle für die ETF-Industrie spielen.
Gregoire Blanc, Global Head of Capital Markets bei Amundi, stellt ein grundlegendes strukturelles Wachstum der ETF-Industrie fest. Die sei auf eine breitere Produktvielfalt sowie eine breitere Akzeptanz von ETFs zurückzuführen. So würden die börsengehandelten Fonds sowohl bei institutionellen Investoren als auch bei Privatanlegern immer stärker verwendet. Dabei lege der Absatz über digitale Plattform deutlich zu. „Diese Trends werden bleiben“, erklärte Blanc auf dem ETF-Forum der Deutschen Börse.
Das Kundenspektrum von ETFs habe sich deutlich verbreitet, sagte auch Jim Goldie, International Head of Capital Markets, ETFs and Indexed Strategies bei Invesco. Dazu gehörten immer mehr Retail-Plattformen, aber auch die wachsende Nachfrage nach ETFs durch Zentralbanken. Der Absatz auf digitalen Kanälen nehme stark zu. Daher habe man auch ein spezielles Digital-Sales-Team aufgebaut. „Wir machen auch mehr Produkte für Retail zugänglich“, erläuterte Goldie. So habe man bestimmte ETFs spezifisch für die Wünsche von Privatanlegern gebaut.
Spezielle ETFs für Privatanleger
Auch Jamie Hartley, Head of Capital Markets Europe and Apac bei DWS Xtrackers, sagte, dass Privatanleger im ETF-Geschäft immer wichtiger würden und deren Akzeptanz der börsennotierten Indexfonds steige. Daher habe man bei Xtrackers eine Reihe von Produkten speziell für Privatanleger aufgelegt und sei damit sehr erfolgreich gewesen. Dies betreffe zum Beispiel Income-, LifeCycles oder Cash-ETFs.
Die europäische ETF-Industrie hat im September mit Assets under Management von 3,01 Bill. Dollar erstmals den Meilenstein von 3 Bill. Dollar überschritten, berichtet das Analysehaus ETFGI. Damit sind die verwalteten Gelder allein in diesem Jahr um satte 32,6% gestiegen.
Rekordzuflüsse im September
Die Mittelzuflüsse im September kletterten auf das Rekordniveau von 49,9 Mrd. Dollar. Dies ist der 36. Monat mit Nettomittelzuflüssen für europäische ETFs in Folge. Auch die Mittelzuflüsse im bisherigen Jahresverlauf sind laut ETFGI mit 290,9 Mrd. Dollar auf ein neues Hoch geklettert und lagen deutlich über dem 2024 erreichten Stand von 176,2 Mrd. Dollar.
Das starke Wachstum wurde vor allem von Aktien-ETFs gespeist. Diese verbuchten allein im September Mittelzuflüsse von 33,2 Mrd. Dollar. Im bisherigen Jahresverlauf sind es 196,3 Mrd. Dollar. Fixed-Income-ETFs verzeichneten 2025 bisher Zuflüsse über 48,5 Mrd. Dollar.
Größter Anbieter bleibt iShares mit einem Marktanteil von 40,8% vor Amundi mit 12,2% und Xtrackers mit 10,5%.