Im GesprächPrabal Sidana, Partners Group

„Infrastrukturtitel sind ein attraktives Investment“

Börsennotierte Infrastrukturtitel zeichnen sich durch stabile Erträge aus – weil Energie, Wasser oder Kommunikation auch in Krisenzeiten gut laufen. Dennoch ist Listed Infrastructure deutlich niedriger bewertet als der US-Aktienindex S&P 500. Fondslenker Prabal Sidana von der Partners Group gibt Einblicke in den Markt.

„Infrastrukturtitel sind ein attraktives Investment“

Im Gespräch: Prabal Sidana

„Infrastrukturtitel sind ein attraktives Investment“

Der Portfoliomanager der Partners Group spricht über die stabilen Erträge und die aktuell niedrige Bewertung dieser börsennotierten Assetklasse

Von Werner Rüppel, Frankfurt

Börsennotierte Infrastrukturtitel zeichnen sich durch stabile Erträge aus – weil Energie, Wasser oder Kommunikation auch in Krisenzeiten gut laufen. Dennoch ist Listed Infrastructure deutlich niedriger bewertet als der US-Aktienindex S&P 500. Fondslenker Prabal Sidana von der Partners Group gibt Einblicke in den Markt.

Nicht nur in Deutschland und Europa, sondern auch in den USA und weltweit ist in den kommenden Jahren ein großer Investitionsbedarf zum Ausbau der Infrastruktur gegeben. Angesichts angespannter öffentlicher Haushalte und einer hohen Verschuldung der meisten Staaten sind dazu mehr denn je private Investitionen notwendig.

Dazu stehen die Public Markets wie auch die Private Markets zur Verfügung. So gibt es zum Beispiel eine Reihe von Fonds, die in börsennotierte Infrastrukturaktien investieren. Auch die Schweizer Partners Group, die vor allem auf die Private Markets spezialisiert ist, verfügt über ein Team für börsennotierte Infrastrukturwerte und hat bereits 2006 einen Aktienfonds auf Listed Infrastructure aufgelegt.

„In unserem Fonds sind wir auf börsennotierte Kerninfrastruktur fokussiert. Das sind Branchen wie Transport, Kommunikation oder Versorgung. Wir investieren dabei zum Beispiel in Flughäfen, nicht in Airlines, oder in Kommunikationstürme, aber nicht in Telekomfirmen, sowie in Wasseranbieter", erläutert Prabal Sidana, Head of Liquid Private Markets und Portfoliomanager bei der Partners Group, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung.

Hohe Markteintrittsbarrieren

Diese Aktien würden besondere Merkmale aufweisen. So seien die Markteintrittsbarrieren für neue Anbieter sehr hoch. Auch seien die entsprechenden Branchen sehr kapitalintensiv. „Die Unternehmen der börsennotierten Kerninfrastruktur zeichnen sich durch eine starke, monopolartige Marktstellung sowie durch eine nur sehr gering schwankende Nachfrage aus“, erklärt Sidana.

„Kerninfrastruktur liefert stabile und verlässliche Erträge", betont der Fondsmanager. "Daher hat Infrastruktur nicht gelitten, als die Aktienmärkte infolge der Covid-Krise massiv eingebrochen sind. So ging das durchschnittliche Ebitda der Infrastrukturunternehmen damals nur um 1% zurück, während das Ebitda des S&P 500 um mehr als 15% eingebrochen ist.“ Schließlich sind die Erträge von Wasserversorgern oder Stromnetzbetreibern nicht zyklisch, diese Dienstleistungen werden stets gebraucht.

Darüber hinaus hätten sich Infrastrukturtitel in schwierigen Zeiten besonders bewährt. „Auch als 2022 die Inflation stark angestiegen ist, haben sich Infrastrukturaktien zum Großteil stabil entwickelt. Denn Kerninfrastruktur bietet weitgehend inflationsgeschützte Erträge.“

Attraktiv bewertet

Die vor allem von Big Tech und KI-Phantasie beförderte Aktienhausse des vergangenen Jahres hat die Assetklasse Kerninfrastruktur dagegen nur zum Teil mitgemacht. Im Jahr 2024 seien Infrastrukturaktien weniger stark gestiegen wie der breite Markt, räumt dann auch Sidana ein. Das Gewinnwachstum sei indes stark gewesen. "Dadurch weisen Infrastrukturtitel inzwischen einen attraktiven Discount zum Gesamtmarkt auf. Sie sind mit einem EV/Ebitda-Multiple von 11 bewertet, im Vergleich zu 15 bis 16 für den S&P 500. Diese Bewertungslücke ist wirklich signifikant.“

Die Branche entwickele sich weiterhin positiv. „Die in unserem Portfolio enthaltenen Unternehmen weisen ein Gewinnwachstum von 9 bis 10% pro Jahr auf“, stellt der Fondsmanager heraus. „Die Bewertungslücke ist der höchste Stand innerhalb der letzten zwei Jahrzehnte, als Listed Infrastructure sogar mit einem leichten Abschlag gehandelt wurde. Vor diesem Hintergrund sind börsennotierte Infrastrukturtitel aktuell ein attraktives Investment.“

Der Fonds Partners Group Listed Infrastructure wird aktiv gesteuert. „Unser Fonds legt global an. Dabei investieren wir breit gestreut in die großen Werte der Kerninfrastruktur“, erläutert Sidana. „Wir kaufen keine Aktien, die zu teuer sind; wichtig für uns ist zudem, dass die Erträge der Unternehmen vorhersehbar sind. Zudem liefern unsere Portfoliounternehmen hohe und stabile Dividenden. Die Dividendenrendite in unserem Portfolio beträgt mehr als 3%.“

Industrieländer sind Kern

Wichtig sei, dass das politische und regulatorische Umfeld verlässlich sei. “Wir legen nur in politisch stabilen Länder an, 90% unseres Vermögens liegt in Industrieländern“, sagt der Fondslenker. „Wir sind vor allem in den USA investiert, doch haben wir auch einen hohen Anteil an europäischen Aktien.“

Die Top-Positionen im Fonds sind die spanische Cellex Telecom, die französische Vinci, die US-Konzerne American Tower und American Water Works sowie die britische National Grid. Hinzu kommen die US-Gesellschaft Republic Services und der italienische Stromnetzbetreiber Terna. Darüber hinaus zählt mit der amerikanischen Union Pacific auch eine Eisenbahngesellschaft zu den größten Positionen.

Europa wird interessant

Europa werde bei Investments in Infrastruktur zunehmend interessanter. „In den vergangenen Jahren hat Europa relativ wenig in Infrastruktur investiert. Es besteht hier ein hoher Nachholbedarf", erklärt Sidana. "Infrastrukturaktien profitieren davon, wenn jetzt Deutschland und Europa verstärkt in Infrastruktur investieren.“