Hauptversammlung

Die Deutsche Börse ist für CEO Leithner ein sicherer Hafen in stürmischen Zeiten

Die neue Regierung muss den Finanzplatz stärken, forderte Vorstandschef Stephan Leithner auf der Hauptversammlung der Deutschen Börse. Investoren wollen mehr Ehrgeiz bei relevanten Kriterien in der Vorstandsvergütung.

Die Deutsche Börse ist für CEO Leithner ein sicherer Hafen in stürmischen Zeiten

Stürmischer April für die Deutsche Börse

CEO Stephan Leithner betont auf der Hauptversammlung, dass man ein sicherer Hafen in unruhigen Zeiten sei

hei/wrü Frankfurt

Auf der Hauptversammlung der Deutschen Börse hat Vorstandsvorsitzender Stephan Leithner betont, dass die Deutsche Börse gerade in stürmischen Zeiten ein effizienter, sicherer Hafen und zigfach sturmerprobt sei. „Dieser April war ein besonders stürmischer Monat“, sagte Leithner. „Wir hatten einen Tagesrekord bei den Aufträgen am Aktienmarkt. Und unsere Systeme haben zuverlässig funktioniert.“

Es war die letzte Hauptversammlung für Aufsichtsratschef Martin Jetter. Unmittelbar im Anschluss an die Hauptversammlung wurde erwartungsgemäß Clara-Christina Streit als seine Nachfolgerin gewählt. Den durch Jetters Ausscheiden frei werdenden Sitz im Aufsichtsrat übernimmt der ehemalige Unicredit-CEO Jean Pierre Mustier.

Momentum für Reformen da

Im April habe die Deutsche Börse 25 Jahre ETFs in Europa gefeiert. „Sie haben die private Altersvorsorge revolutioniert“, erklärte Leithner. „Wir waren die Pioniere in Europa. Und wir sind noch immer Marktführer.“ Das Beispiel ETFs zeige die Stärke der Flotte der Deutschen Börse. „Wir operieren im Verbund. Für ein gemeinsames Ziel. Ein starkes Ökosystem. Zusammengesetzt aus verschiedenen Bereichen aus verschiedenen Bausteinen unserer Infrastruktur“, sagte Leithner.

In Deutschland und Europa seien auch die richtigen Rahmenbedingungen vonnöten. Mit der neuen Regierung in Deutschland und der neuen Kommission in Europa sei das Momentum für Reformen da. „Der Kapitalmarkt muss ins Zentrum dieser Reformen rücken“, forderte Leithner. „Die neue Regierung muss den Finanzplatz Deutschland stärken. Denn der kann Unternehmen bei der Kapitalbeschaffung helfen.“

Auch beim Thema Rente müsse man dringend vorankommen. Die Frühstart- und Aktivrente sei ein Schritt in die richtige Richtung, wenn auch nur ein kleiner. Mitarbeiter müssten besser am Unternehmenserfolg beteiligt werden. „Wir brauchen eine neue Finanzmarktmentalität“, so Leithner. „Von einer Sparbuch-Mentalität zu einer Anleger-Mentalität.“

Ambitionsniveau zurückhaltend

Das neue Vergütungssystem, das die Börse nach dem Wechsel an der Vorstandsspitze von Theodor Weimer zu Leithner zur Abstimmung stellte, stößt bei institutionellen Investoren auf Kritik. So monierte Alexandra Annecke, Senior-Portfoliomanagerin bei Union Investment: „Das Ambitionsniveau des relativen Total Shareholder Return erscheint uns im Vergleich zur neu gewählten Peer Group zurückhaltend.“ Annecke würde es begrüßen, wenn „die Zusammensetzung der Peer Group künftig noch stärker auf das spezifische Geschäftsmodell und den internationalen Fußabdruck der Deutschen Börse abgestimmt würde“.

Auch sei es angebracht, „klassische Rentabilitätskennziffern ergänzend zu berücksichtigen, um die operative Leistungsfähigkeit ganzheitlich abzubilden“, mahnte die Vertreterin der Fondgesellschaft in ihrer Rede. Auch wenn die Fokussierung auf die sozialen Kriterien „im aktuellen ESG-Umfeld sehr lobenswert“ sei, wünscht die Managerin mehr Ausgewogenheit.

Andreas Thomae von der Deka lobte zwar „einige Verbesserungen“ in dem neuen Vergütungssystem, insbesondere im Hinblick auf „ambitioniertere Ziele in der relativen Performance“ bei den langfristigen Elementen. An anderer Stelle mahnte er aber auch schärfere Maßstäbe an. So kritisierte Thomae, „dass bei einem Gewinnwachstum pro Aktie von 7,5% bereits eine volle Zielerreichung entsteht, obwohl im Geschäftsplan 11% angestrebt wird. Dies hätte ambitionierter ausfallen sollen.“

Annecke nahm zudem Anstoß an der aus ihrer Sicht unzureichenden Entwicklung der Eigenkapitalrendite. Diese komme seit Jahren nicht voran. „Sie lag 2018 bei 21% und stabilisierte sich nach einem Zwischentief von 18% in 2021 in den letzten Jahren bei leicht über 19%. Und das, obwohl es viel Rückenwind durch höhere Zinsen gab und obwohl die Verschuldung deutlich angestiegen ist, was bekanntlich die Eigenkapitalrendite steigert“, führte die Managerin aus. Es sei von immenser Wichtigkeit für die langfristige Entwicklung der Aktie, dass „die Eigenkapitalrendite nicht erodiert“, mahnte sie.