Jahresendrally

Investoren drücken Pausenknopf

Kämpft der Dax nur mit der 16.000 Punkte-Marke oder geht der Jahresendrally die Puste aus? Die meisten Kapitalmarktexperten bleiben weitgehend optimistisch, dass auch 2023 sich am Ende mit einem versöhnlichen Ausklang verabschieden wird. Für einen echten Endspurt bräuchte es aber noch Impulse.

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Investoren drücken Pausenknopf

Bei Kursgewinn von 9 Prozent seit Ende Oktober wird die Luft im Dax nach oben dünner

Kämpft der Dax nur mit der 16.000 Punkte-Marke oder geht der Jahresendrally die Puste aus? Die meisten Kapitalmarktexperten bleiben weitgehend optimistisch, dass auch 2023 sich am Ende mit einem versöhnlichen Ausklang verabschieden wird. Für einen echten Endspurt bräuchte es aber noch Impulse.

hei Frankfurt

Nach drei Monaten im Rückwärtsgang hat der Dax Ende Oktober zum Jahresendspurt angesetzt. Seitdem steht ein sattes Kursplus von 9% zu Buche. Die Gründe dafür liegen auf der Hand. "Der Markt hat alle Zeichen bekommen, auf die er gewartet hat: Die Inflationsdynamik in Europa und in den USA hat deutlich nachgelassen und die Notenbanken haben signalisiert, dass sie die Zinsen nicht weiter anheben, wenn dieser disinflationäre Trend intakt bleibt. Das feiert der Aktienmarkt, und zwar besonders in Segmenten, die von den steigenden Zinsen besonders gebeutelt worden waren. Das gilt unter anderem für Immobilientitel und Versorger, aber auch für Wachstumsaktien ganz generell", befindet Christoph Niesel, Fondsmanager bei Union Investment.

Ausgangslage nicht schlecht

Auch Marcus Poppe, Co-Head European Equities bei der DWS, ist optimistisch: "Die Ausgangslage für weitere Kursgewinne im Dax ist nicht schlecht. Niedrige Erwartungen und eine günstige Bewertung könnten den Markt weiter unterstützen", so seine Einschätzung. Allerdings wird nach dem rasanten Kursanstieg der letzten Wochen auch die Luft allmählich dünner. So kämpft der Dax erkennbar mit der Hürde von 16.000 Punkten. "Die Dynamik der letzten Woche sollte nicht fortgeschrieben werden, allerdings rechnen wir mit einer positiven Grundstimmung und moderaten Kurszuwächsen bis zum Jahresende und darüber hinaus", so Joachim Schallmayer, Leiter Kapitalmärkte und Strategie der Deka. "Das wirtschaftliche Umfeld bleibt herausfordernd, ist in den Schätzungen mittlerweile aber reflektiert und bietet somit begrenztes Potenzial für Enttäuschungen.

Schock verdaut

Sven Streibel, Chef-Aktienstratege bei der DZ Bank, geht ebenfalls davon aus, dass vor dem Jahresende nun "eine gute Basis" besteht, um in Aktien zu investieren. Die Märkte hätten inzwischen nicht nur den "Higher-for-longer-Schock" verdaut, der die Korrektur seit August ausgelöst hatte. Darüber hinaus ist die Berichtssaison für das dritte Quartal weitgehend abgeschlossen und dabei sind Hiobsbotschaften, auch für das laufende Vierteljahr, ausgeblieben. Die Ergebnisse vieler Dax-Unternehmen sind besser ausgefallen als erwartet. Damit hätten die Konzerne seit dem "Multi-Krisenjahr 2022" durchaus eine "enorme Gewinnresilienz" bewiesen, so Streibel. Diese ist von den Anlegern tatsächlich über längere Zeit kaum goutiert worden.

US-Indikatoren im Blick

Dabei kommt diese Resilienz nicht von ungefähr. Denn die großen deutschen Konzerne erzielen einen Großteil ihrer Umsätze im Ausland, und zwar in Europa sowie vor allem in den USA und China. Während die Konjunkturerholung in China auf sich warten ließ und auch Europa schwächelte, zeigten die USA sich bis zuletzt robust. In der laufenden Woche richtet sich daher der Blick der Anleger auf wichtige Indikatoren wie die persönlichen Einkommen und Ausgaben der US-Bürger, die am Donnerstag veröffentlicht werden, sowie auf die von der Fed besonders beachtete Kernrate der Inflation. Konsumstärke und mit ihr die konjunkturelle Stärke der weltgrößten Volkswirtschaft sind zentrale Faktoren, die auf die Fed-Zinssitzung Mitte Dezember Einfluss haben dürften.

Aber auch wenn die Teuerung in den USA noch immer deutlich über dem Fed-Ziel von 2% liegen dürfte, gehen die meisten Experten davon aus, dass die Zentralbank die Zinsen nicht mehr anhebt. Auch in der Eurozone stehen die Vorzeichen klar auf eine deutlich nachlassende Inflation, die 2025 auf das 2-Prozent-Ziel der EZB zusteuert. Ein Impulsgeber von Unternehmensseite im Dax könnten am Dienstag RWE-Zahlen sein. Analysten rechnen mit einem soliden Gewinnausblick, eventuell können die Ertragsziele für das Segment Alternative Energien erhöht werden.

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