Finanzmärkte

Jahrhundertanalyse zeigt, was am besten funktioniert

Deutsche Bank Research hat eine Analyse verschiedener Asset-Klassen und Länder erstellt. Es gibt eine Strategie, die Risiken fast vollständig eliminiert. Und es gibt ein Land, in dem Aktien noch besser abschnitten als in den USA.

Jahrhundertanalyse zeigt, was am besten funktioniert

Jahrhundertanalyse zeigt, was am besten funktioniert

Deutsche Bank legt umfassende Untersuchung vor – Aktien bringen die höchste Rendite, ein 60/40-Portfolio die größte Sicherheit

Deutsche Bank Research hat eine umfassende Analyse verschiedener Asset-Klassen und Länder erstellt. Langfristig liefern wenig überraschend Aktien die höchsten Renditen. Es gibt eine Strategie, die Risiken fast vollständig eliminiert. Und es gibt ein Land, in dem Aktien noch besser abschnitten als in den USA.

Von Tobias Möllers, Frankfurt

Aktien sind die beste Wertanlage. Das ist jetzt eigentlich keine ganz neue Erkenntnis, für immer noch viel zu viele Deutsche aber leider schon. Wie eine aktuelle Umfrage von Barkow Consult und XTB zeigt, hat sich das Sparverhalten 2025 sogar noch einmal verschlechtert und das trotz des anhaltenden Hypes um ETFs und Fondssparpläne. Demnach fließen momentan so viele Mittel wie noch nie auf Girokonten und Tagesgelder – mit Ausnahme des Corona-Jahres 2020. Dort liegen die Milliarden dann so schlecht bis unverzinst wie nutzlos. Dabei hat eine umfassende Analyse der Deutschen Bank gerade erst wieder gezeigt, wie sich verschiedene Anlageklassen in einem breiten Spektrum von makroökonomischen, politischen und Bewertungsumfeldern über einen Zeitraum, der bis ins 18. Jahrhundert zurückreicht, entwickelt haben. Wenig überraschend sind das Geld unter dem Kopfkissen oder eben das unverzinste Girokonto dabei die schlechteste Wahl.

In der Analyse der Research-Abteilung der Deutschen Bank haben die Ökonomen um Global Head of Macro and Thematic Research Jim Reid Daten aus 56 Volkswirtschaften unter dem Titel „The Ultimate Guide to Long-Term Investing“ (zu Deutsch: Die ultimative Anleitung für langfristiges Investieren) untersucht. Ein spezielles Augenmerk richteten die Analysten dabei auf die Frage, wie groß die Gefahr wirklich ist, mit Aktien über einen längeren Zeitraum Verluste zu erleiden.

USA stehen nur auf Platz 2

Unter den verschiedenen Asset-Klassen schnitten Aktien bei der Analyse mit einer jährlichen Rendite von 4,9% am Besten ab. Ein klassisches 60/40-Portfolio aus Aktien und Anleihen kam auf eine Rendite von 4,2%. Staatsanleihen erzielten 2,6%, Wechsel 1,9%, Gold 0,4% und Bargeld -2,0%. Für einen sinnvollen Vergleich haben die Analysten nicht die nominalen Renditen als Basis genommen, sondern die realen Renditen, also das, was nach Abzug der Inflation an Ertrag übrig blieb. Gold, das bis 1971 an den Dollar gekoppelt war, und in den letzten Jahren eine massive Aufwertung erfahren hat, hinkt langfristig weit hinter Finanzanlagen zurück, die Dividenden zahlen. Im 21. Jahrhundert hat Gold jedoch mit 7,45% jährlich alle anderen Anlagen übertroffen.

Im Ländervergleich stehen bei der Rendite von Aktien aus developed markets, also aus entwickelten Ländern, überraschend die USA nur auf Platz 2. Die höchsten Aktienrenditen verzeichnete in den letzten 100 Jahren mit 7,5% im Jahr Schweden, auch wenn die USA mit 7,2% jährlich nicht weit dahinter liegen. Auch, wenn man nur auf dieses Jahrhundert blickt, stehen Nord-Länder ganz oben, diesmal angeführt von Dänemark. Seit dem Jahr 1999 können die Dänen mit einem realen Aktienmarkt-Plus von stolzen 8% pro Jahr aufwarten. Auf den Plätzen folgen Norwegen mit 7,7% und Schweden mit 6,8%. Deutschland kommt inflationsbereinigt auf lediglich 3,9% pro Jahr. Wer US-Aktien auf dem Börsenhoch von 1999 kaufte, erreichte eine historisch unterdurchschnittliche Rendite von 5,8%.

Aktien fast immer besser als Bargeld

Bei Anleihen liegt Dänemark mit 3,5% an erster Stelle. Dagegen verzeichnete Italien in den letzten 100 Jahren die schlechteste reale Performance für Aktien (2,5%) und für Anleihen (-1,1%). Das Land, das in den letzten Jahren von einer zunehmenden politischen Stabilität geprägt ist, war über den langen Untersuchungszeitraum in den meisten Jahren instabil, mit ständigen Regierungswechseln. „In den letzten fünf Jahren waren italienische Aktien jedoch mit einer realen Rendite von 12,2% p. a. die besten Developed-Markets-Performer in unserer Stichprobe“, schreiben die Analysten der Deutschen Bank.

Die Gefahr einer schlechteren Performance von Aktien als „Bargeld unter der Matratze” (d. h. keine Rendite) liegt in dem über 200 Jahre umfassenden Datensatz über einen Zeitraum von 25 Jahren bei einer Wahrscheinlichkeit von gerade mal 0,8%. Diese Wahrscheinlichkeit steigt jedoch auf 6,3% über einen Zeitraum von zehn Jahren und sogar auf 13,6% über einen Zeitraum von fünf Jahren. Real, also inflationsbereinigt, betrage die Wahrscheinlichkeit einer Underperformance von Aktien über einen Zeitraum von 25 Jahren 7,5%. Dies sei zwar moderat, aber dennoch bemerkenswert, so Deutsche Bank Research. Über einen Zeitraum von fünf Jahren steige die Wahrscheinlichkeit auf 25,8%. Demnach besteht eine Wahrscheinlichkeit von etwa einem Viertel, dass Aktien die Inflation über einen Zeitraum von fünf Jahren nicht schlagen.

USA: Anleihen nie vor Aktien

Bei Staatsanleihen liegt die Wahrscheinlichkeit einer unterdurchschnittlichen Performance gegenüber der Inflation laut den Daten der Deutschen Bank über einen Zeitraum von 5, 10 und 25 Jahren nahezu unverändert bei etwa 25%. Dieses Muster deute darauf hin, dass sich die Wertentwicklung von Anleihen tendenziell in langen Zyklen bewegt. Eine Investition zum falschen Zeitpunkt im Superzyklus festverzinslicher Wertpapiere kann daher zu längeren Phasen schwacher Realrenditen führen.

Über den langen Zeitraum von 25 Jahren liegt die Wahrscheinlichkeit, dass Anleihen Aktien übertreffen, bei 22%. Sie steigt aber über einen Zeitraum von fünf Jahren auf 36,8%. In mehr als einem Drittel der 5-Jahres-Zeiträume haben Anleihen demnach Aktien übertroffen. Von allen Volkswirtschaften, für die Deutsche Bank Research Daten aus mindestens 100 Jahren vorliegen, sind bemerkenswerterweise die USA die einzige, in der Anleihen über einen Zeitraum von 25 Jahren nie eine Outperformance gegenüber Aktien erzielt haben.

60/40-Portfolio eliminiert Risiken

Ein zu 60% in Aktien und zu 40% in Anleihen investiertes Portfolio hat in der Vergangenheit die geringste Wahrscheinlichkeit für nominale Verluste geboten. Die Wahrscheinlichkeit negativer nominaler Renditen über 25 Jahre beträgt hier nur 0,1%, Anleger verloren damit also quasi nie Geld. Hier zeigt sich einmal mehr, dass in Zeiten von wirtschaftlichen Verwerfungen Bonds ein sicherer Hafen für Anleger sind.

US-Aktien sind aktuell so teuer wie seit der Dotcom-Blase nicht mehr. Schnäppchenjäger sollten sich daher auf andere Aktienmärkte konzentrieren. Für US-Fans bleibt aber der Trost, dass sich trotz der hohen Bewertung langfristig auch Investitionen in US-Aktien wieder auszahlen dürften. Allemal mehr, als das Geld unter der Matratze oder auf dem Girokonto.