Aktienmarkt in Japan

Japans Aktienmarkt nimmt Rekorde ins Visier

Der japanische Aktienmarkt beginnt das neue Jahr so wie das alte Jahr endete – mit Gewinnen. Viele Anleger achten besonders auf den Wechselkurs der Währung Yen und die Entwicklung der Corporate Governance.

Japans Aktienmarkt nimmt Rekorde ins Visier

Börse Tokio auf Rekordkurs

Nikkei und Topix erreichen 34-Jahres-Hochs – Fokus auf Yen und Corporate Governance

mf Tokio

Japans Aktienmarkt ist fulminant ins neue Jahr gestartet. Nach einem Anstieg um 28% im Vorjahr trumpften der Nikkei 225 und der breit gefasste Topix in dieser Woche mit den höchsten Ständen seit Februar 1990 auf. Angetrieben von einer Abwertung des Yen und einem Fokus auf Technologieaktien wie Nintendo kletterten die Indizes in nur sechs Handelstagen um knapp 5% nach oben. Damit macht der Markt dem Jahr 2024, ein Jahr des Drachen im hiesigen Tierkreiskalender, alle Ehre: Nach einem Börsensprichwort verspricht der Drachen Wachstum, während er in den Himmel steigt.

Deflation vertrieben

Jedoch erwarten nicht alle Analysten für 2024, dass die Höchststände von Ende 1989 nach 35 Jahren endlich übertroffen werden könnten, obwohl der Nikkei zum Jahresschluss 2023 nur noch um 14% unter seinem Allzeithoch lag und der Topix um 18%. Nomura zum Beispiel sieht den Nikkei bei 38.000 (+14%) und den Topix bei 2.675 (+13%) zum Jahresende, während Capital Economics meint, Japan-Aktien blieben 2024 hinter US-Titeln zurück. Aber viele Investoren erwarten nominales Wachstum, nachdem die Deflation endlich vertrieben zu sein scheint.

Laut Nomura schnitten japanische Aktien 2023 besonders gut ab, weil die Wirtschaft aus der Deflation kam, die Corporate Governance sich verbesserte und Japan sich zu einer Anlage-Alternative zu China mauserte. Andere Plus-Faktoren waren positive Aussagen von Warren Buffet zu Japan-Aktien und seine hohen Gewinne aus Anteilen von zuletzt jeweils 8,5% an den fünf größten Handelshäusern, Gewinnsteigerungen durch den schwachen Yen und rekordhohe Ausschüttungen. 992 Unternehmen kündigten Aktienrückkäufe an.

Die Rally wurde von ausländischen Adressen angetrieben, die netto 3 Bill. Yen (19 Mrd. Euro) investierten, die größte Summe seit Beginn der Abenomics-Wirtschaftspolitik 2013. Viele dieser Anleger verschuldeten sich in Yen, um das Währungsrisiko zu vermeiden. Wer dagegen in Euro oder Dollar investierte, verlor bis zu 10% durch die Yen-Abwertung. 2024 könnten solche Investoren jedoch eine Bonusprämie einstreichen, falls der Yen sich wie erwartet festigt, wenn die Zinskluft zu Europa und den USA abschmilzt.

Zwar schmälert eine Aufwertung Bilanzgewinne durch die Repatriierung von Auslandserträgen. Betroffen wären vor allem Auto- und Elektronikhersteller. Dessen ungeachtet erwarten viele Analysten steigende Gewinne, weil die Firmen anders als früher höhere Preise trotz sinkender Inflation durchsetzen können. Nomura spricht von einem „strukturellen Margenwachstum“. Der Gewinn der Topix-Firmen würde nach einem Anstieg von 13,3% in 2023 um weitere 3,5% auf 163,8 Yen je Aktie wachsen, kalkulierte Nomura. Die Nettogewinne würden im Schnitt um 8% zum Vorjahr zunehmen.

Aus Investoren-Sicht besonders interessant sind die vermehrten Anstrengungen der Unternehmen für ihre Aktionäre. Die Tokioter Börse hatte im März ein Kurs-Buch-Verhältnis von über 1 gefordert, ansonsten würden die Firmen angeprangert und könnten nicht Mitglied im obersten Börsensegment Prime sein. Die Drohung wirkte. Allein im Dezember kündigten 40 Firmen an, wie sie Kapitalrendite und Aktienkurs konkret verbessern wollen.

Am 15. Januar wird die Börse die Aktivitäten der Unternehmen auflisten. „Wer nicht auf der Liste steht, wird als unwillig oder unfähig angesehen, sich zu verbessern“, erklärte Shingo Ide, Aktienstrategie vom NLI Research Institute. Als positives Beispiel gilt das Versprechen von Elektronikhersteller Takachiho Koheki, solange seinen Gewinn komplett an die Aktionäre auszahlen, bis drei Jahre lang eine Eigenkapitalrendite von 8% erreicht wurde.

Wetten gezügelt

Im abgelaufenen Jahr überschätzten Aktienanleger und Forex-Händler mehrmals die Bereitschaft der Bank of Japan, ihren akkommodierenden Kurs zu beenden. Zuletzt zügelten sie ihre Wetten auf eine baldige Abschaffung des Negativzinses, da Gouverneur Kazuo Ueda erklärte, er habe „keine Eile“, die ultralockere Geldpolitik zu beenden. Das Risiko einer Inflation weit über der eigenen Zielmarke von 2% sei gering, sagte Ueda. Sein Augenmerk gelte einer „moderaten Entwicklung“ von Löhnen und Preisen.

Viele Unternehmen sind zu Lohnerhöhungen bereit, weil jemand ihre erhöhten Preise bezahlen muss und es ihnen an Arbeitskräften mangelt. Der Gewerkschaftsverband Rengo will im Frühjahr ein Plus von 5% verlangen. Die Regierung erwartet ein Lohnwachstum pro Kopf von 3,8% bei einer Inflation von 2,5%. Das würde das erste Reallohnwachstum seit der Rückkehr zur Inflation bedeuten. „In unserem Basis-Szenario wird die BoJ ihre Negativzinspolitik parallel den jährlichen Tarifverhandlungen im April beenden“, erwartet T. Rowe Price.

Der japanische Aktienmarkt beginnt das neue Jahr so wie das alte Jahr endete – mit Gewinnen. Nikkei 225 und der breit gefasste Topix trumpfen in dieser Woche mit den höchsten Ständen seit Februar 1990 auf. Viele Anleger achten besonders auf den Yen-Wechselkurs und die Entwicklung der Corporate Governance.