Japans Börse feiert LDP-Sieg

Tepco springen um 33 Prozent - Yen fällt auf 20-Monats-Tief - Skepsis an den anderen asiatischen Börsen

Japans Börse feiert LDP-Sieg

Während Japans Anleger den Wahlsieg der konservativen LDP feierten, reagierten die Börsen Asiens mit Verlusten. Für die chinesisch-japanischen Beziehungen bedeuten die nationalistischen Töne von LDP-Chef Shinzo Abe neue Unsicherheit.Von Georg Blaha, Frankfurt Japan Aktienmarkt hat den Wahlsieg der Liberaldemokratischen Partei (LDP) am Montag mit Kursgewinnen quittiert. Gleichzeitig gab die Landeswährung Yen weiter nach. Zwar lag die bisherige Oppositionspartei in den Umfragen vorne, wie deutlich der Sieg ausfiel, überraschte die Märkte jedoch. “Das Ergebnis war nicht Marktkonsens”, schrieben die Analysten der Investmentbank Nomura. Laut der ersten Auszählung kann die konservative LDP mit ihrem traditionellen Koalitionspartner, der buddhistischen Komei-Partei, nun 325 der 480 Sitze im japanischen Unterhaus für sich beanspruchen. Mit der Zweidrittelmehrheit kann die LDP das Vetorecht im Oberhaus, wo sie nicht die Mehrheit stellt, überstimmen. Dies dürfte es Shinzo Abe, dem künftigen Premierminister und Chef der Liberaldemokraten, tendenziell leichter machen, seine Pläne für eine drastisch gelockerte Geldpolitik durchzusetzen. Die sozialdemokratisch gefärbte Demokratische Partei (DPJ), die 2009 die Macht von der seit 1955 regierenden LDP übernommen hatte, fiel von 210 auf 57 Sitze zurück.Japans Leitindex Nikkei 225 rückte am Montag um 0,9 % auf 9 828 Yen vor. Der marktbreite Topix gewann gleichfalls 0,9 % auf 808 Zähler. Von der Aussicht auf einen sich weiter verbilligenden Yen getrieben legten vor allem Exportwerte deutlich zu. Sharp sprangen um 12 %, Toshiba gewannen 3,4 %, Komatsu und Panasonic je 2,3 %. Kursgewinne verzeichneten auch die vielen kleineren Baufirmen, die sich von den von der LDP angekündigten Infrastrukturprogrammen üppiges Neugeschäft erhoffen. Auf Atomkraft gesetztWeit auffälliger waren die Kursgewinne bei Japans großen Versorgern. Die Aktien von Tokyo Electric Power (Tepco), dem Betreiber des Unglückskraftwerks in Fukushima, sprangen um 33 %. Die Anteilscheine des kleineren Konkurrenten Kansai Electric Power (Kepco) stiegen um 18 %. Die LDP hatte in ihrer Regierungszeit von 1955 bis 2009 konsequent auf Atomkraft gesetzt. Nach der Katastrophe mit den Reaktoren in Fukushima im März 2011 wurde diese Politik in Japan zunächst kritisch gesehen. Im beendeten Wahlkampf spielte sie jedoch keine große Rolle mehr. Die LDP hatte zuletzt angekündigt, einen Teil der derzeit ruhenden Atomreaktoren in Japan wieder anzuwerfen.Ein großes Thema im Wahlkampf war indes die Geldpolitik. Abe möchte das Inflationsziel der Bank of Japan (BoJ) verdoppeln, unbegrenzte Anleihekäufe einführen und gegebenenfalls mit Negativzinsen experimentieren. Sein Ziel dabei ist es, die seit Jahren vorherrschenden deflationären Tendenzen zu beenden. Gleichzeitig soll der dadurch billiger werdende Yen den Exportfirmen des Landes helfen. Mit dem Mitte November beginnenden Wahlkampf hat der Yen bereits deutlich an Boden verloren, am Montag gab er nach dem Erdrutschsieg der LDP weiter nach. Der Dollar sprang im asiatischen Handel auf ein 20-Monats-Hoch von 84,48 Yen. Am Freitag hatte er bei 83,40 Yen notiert. Auch der Euro kam voran und kletterte auf 111,8 von 110 Yen am Freitag. Zuletzt hatte der Euro Ende März kurzzeitig auf diesem Niveau notiert. Am Nachmittag drehten Dollar und Euro gegenüber dem Yen jedoch ins Minus.Die Devisenanalysten von Nomura gaben zu bedenken, dass auch die Zweidrittelmehrheit für die LDP noch nicht bedeutet, dass diese nun ungehinderten Zugriff auf die BoJ hat – das Vetorecht gegenüber dem Oberhaus gelte bei der Besetzung der Notenbank nicht. Im April steht turnusmäßig ein Wechsel an der BoJ-Spitze an. Zwar dürfte der DPJ der Widerstand gegen LDP-genehme Kandidaten für die Notenbank nach der Wahlschlappe schwerfallen. Die Analysten gehen dennoch davon aus, dass eine Anhebung des Inflationsziels frühestens nächstes Frühjahr erfolgen wird. Bei Barclays warnte man, dass der Yen nach den Kursverlusten der vergangenen Wochen aus technischer Sicht überverkauft sei. Am Anleihemarkt spielte das Wahlergebnis am Montag keine Rolle. Die Rendite zehnjähriger japanischer Staatsbonds stieg minimal um 4 Basispunkte auf 0,729 %.Mit Skepsis wurde der LDP-Wahlsieg an den anderen asiatischen Börsen gesehen. Der Hang Seng in Hongkong verlor 0,4 % auf 22 514 Punkte und der Kospi in Südkorea 0,6 % auf 1 983 Zähler. Die nationalistischen Töne von Shinzo Abe im Inselstreit mit China sorgen hier für Unsicherheit. Japan wie China beanspruchen eine Inselgruppe im ostchinesischen Meer für sich, Abe bekräftigte diese Position zuletzt. Die Eskalation des Streits hatte im Herbst zu diplomatischen Verwerfungen und Produktionsausfällen in japanischen Fabriken in China geführt. Man hoffe, dass Japan “in angemessener Weise” mit den Problemen in den chinesisch-japanischen Beziehungen umgehe, wurde Chinas Außenministerium am Montag zitiert.