Gastbeitrag

Japans Unternehmen für Anleger attraktiver

Weltweit erkennen Anleger, dass japanische Aktien das in sie gesetzte Vertrauen wert sind, erklärt Junichi Takayama von Nikko Asset Management. Neben einer günstigen Bewertung gibt es noch tiefer liegende Gründe für die anhaltenden Fortschritte.

Japans Unternehmen für Anleger attraktiver

Gastbeitrag

Japans Unternehmen
für Anleger attraktiver

Von Junichi Takayama *)

Es läuft gut in Japan. Und Warren Buffett hat es kommen sehen. Sein Besuch während der japanischen Berichtssaison im Frühjahr war ein Katalysator für den Aktienmarkt. Im Juli stiegen sowohl Topix als auch Nikkei 225 auf den höchsten Stand seit 1990. Seitdem setzt sich die positive Dynamik fort.

Weltweit erkennen Anleger, dass japanische Aktien das in sie gesetzte Vertrauen wert sind. Sie sind günstig bewertet, profitieren vom schwächeren Yen und sogar die Preise steigen endlich wieder. Aber es gibt noch tiefer liegende Gründe für die anhaltenden Fortschritte.

Anfang des Jahres forderte die Tokioter Börse seine notierten Unternehmen auf, bessere Finanzstrategien zu entwickeln, die sich auf Kapitalkosten und Aktienkurse konzentrieren. Unternehmen, deren Aktienkurs unter Buchwert liegt (d.h. deren künftige Rentabilität skeptisch gesehen wird), sollen den Wert für ihre Aktionäre steigern. Diese Anforderungen tragen Früchte: Die Firmen stecken mehr Investitionen in Forschung und Entwicklung, schaffen geistiges Eigentum und andere immaterielle Vermögenswerte, strukturieren Aktivitäten um und investieren in Anlagen für rentable Projekte. Dividendenzahlungen und Aktienrückkäufe werden erhöht. Fazit: Dank der neuen Börsen-Leitlinien bewegen sich Japans Unternehmen in die richtige Richtung, und zwar alle gleichzeitig. Hier erwarten wir noch weitere Entwicklungen.

Positiv wirkt zudem die anhaltende Erholung des Dienstleistungssektors nach den Corona-Einschränkungen, an denen Japan länger festhielt als die meisten Länder. Seit vielen Monaten expandiert der Sektor, nachdem die Regierung im April die letzten Beschränkungen, einschließlich grenzüberschreitender Maßnahmen, aufgehoben hat. Die Erholung im Service-Sektor dürfte sich in dem Maße fortsetzen, wie sich der Einreiseverkehr erholt. Dieser liegt bereits über dem Vor-Corona-Niveau; dabei wird der chinesische Tourismus erst in der zweiten Jahreshälfte nachziehen. Aufgrund des schwachen Yen steigen die Ausgaben der Touristen schneller als ihre Zahl. Insgesamt erholt sich der Tourismus nicht nur, sondern wächst zusätzlich.

Japans Inflation liegt seit 16 Monaten über dem Zielwert der Bank of Japan (BoJ) von 2,0%. Es mag gerade derzeit für westliche Ohren unpassend klingen, sich über Inflation zu freuen, aber in Japan bremsten sinkende Preise lange Investitionen und Wachstum. Die kostengetriebene Inflation dürfte inzwischen ihren Höhepunkt erreicht haben und die Preissteigerung sich in den kommenden Quartalen abschwächen. Obwohl viel über eine mögliche Änderung der Geldpolitik gesprochen wird, sollte dies der BoJ ermöglichen, ihre Politik vorerst relativ stabil zu halten.

Angesichts der enttäuschenden chinesischen Erholung haben internationale Anleger ihre Japan-Allokation aufgestockt. Diese Umschichtung ist nicht auf das „schnelle Geld“ beschränkt. Zunehmend nehmen institutionelle Anleger die langfristigen Investitionsmöglichkeiten in Japan ins Visier. Sie kehren nach Japan zurück, um Unternehmen zu besuchen und an Investorenkonferenzen teilzunehmen.

Aber nicht nur die Wachstumsschwäche in den westlichen Märkten treibt die Anleger nach Japan. Umfangreiche Unternehmensreformen bedeuten, dass neben kurzfristigen Investments auch langfristige Gelder ihren Weg nach Nippon finden.

Die Unternehmen ändern ihr Verhalten und ergreifen Maßnahmen, um dem wachsenden Druck der Aktionäre zuvorzukommen. Hilfreich wirkt dabei, dass Japans Unternehmen endlich bereit sind, mit ihren Aktionären ins Gespräch zu kommen. Institutionelle Anleger unterstützen aktivistische Aktionärsanträge, da ihre Interessen in Fragen wie der Steigerung der Kapitaleffizienz und vielfältigerer Führungsetagen zunehmend übereinstimmen. Eine Ausweitung steuerbefreiter Anlagemöglichkeiten dürfte ab dem kommenden Jahr für zusätzlichen Rückenwind an der Börse sorgen.

Vor Japans Unternehmen liegt noch ein weiter Weg. Aber die Anzeichen sind ermutigend. Corporate Japan ist eindeutig nicht mehr der „closed shop“, der es einmal war. Und weltweit erkennen Investoren die Vorteile, die eine Öffnung für Unternehmen mit sich bringt.

*) Junichi Takayama ist Japan Equity Investment Director bei Nikko Asset Management.

Junichi Takayama

Japan Equity Investment Director bei Nikko Asset Management