J.P. Morgan: Fokus auf Value-Aktien richten

Assetmanager erachtet Bewertung als günstig - Überdurchschnittliche Performance möglich

J.P. Morgan: Fokus auf Value-Aktien richten

kjo Frankfurt – Value-Titel sollten derzeit wieder in den Anlegerfokus rücken. Davon sind die Experten von J.P. Morgan Asset Management überzeugt. “Nach der außerordentlichen Erholung der Substanzwerte in der zweiten Jahreshälfte 2016 blieben sie im vorigen Jahr hinter den Erwartungen zurück. Jetzt sehen wir aber, dass sich bei verschiedenen Faktoren die Vorzeichen geändert haben”, so Karsten Stroh, Produktexperte für europäische Aktien bei J.P. Morgan Asset Management. Der Wind drehtIm Jahr 2017 habe der zunächst niedrige Ölpreis, ein verschärfter Wettbewerb sowie regulatorischer Druck die Sektoren Energie und Telekommunikation belastet, die zusammen mehr als 20 % des Value-Index ausmachen. Dass zudem der Aufwärtstrend der Anleiherenditen gebremst worden sei, sei besonders für Finanzwerte schwierig gewesen – und diese würden mit mehr als einem Drittel den größten Indexanteil ausmachen. “Nach gut einem Jahr lässt sich bei diesem strukturellen Gegenwind eine Umkehr feststellen”, sagt Stroh. So habe sich der Energiesektor in den vergangenen Monaten überdurchschnittlich entwickelt, vor allem wegen der höheren Ölpreise. Auch die Anleiherenditen würden von ihrem Tief im Sommer 2016 allmählich wieder ansteigen. “Sollten beide Trends anhalten, könnten sich – selbst wenn alle anderen Faktoren gleich bleiben – Value-Titel wieder überdurchschnittlich entwickeln”, so Stroh. Da der Value-Index relativ zum Growth-Index nach wie vor auf einem niedrigen Niveau liege, bleibe noch viel Spielraum für weitere Wertsteigerungen. Und gleich mehrere Faktoren würden nach Ansicht von Stroh dazu beitragen, diesen Aufholprozess zu verstärken.Erstens bleibe die Spanne der relativen Bewertung zwischen dem MSCI Europe Value Index und dem MSCI Europe Growth Index weiterhin groß. Das weise auf eine sehr ausgeprägte Bewertungslücke zwischen den günstigsten und den am höchsten bewerteten Aktien hin: “Substanzaktien werden noch immer mit einem Abschlag gegenüber Wachstumstiteln gehandelt, und die Ausprägung ist weiterhin annähernd auf dem Niveau wie während der Eurokrise in den Jahren 2012 und 2013.” Hohe Streuung vorhandenZweitens bestehe diese Dispersion derzeit nicht nur zwischen den verschiedenen Sektoren, sondern, was noch entscheidender sei, auch innerhalb der Sektoren. Zum Beispiel biete der Automobilsektor derzeit ein Forward-Kurs-Gewinn-Verhältnis (d. h. auf Basis der Gewinnerwartungen für die nächsten zwölf Monate) von 7 im Vergleich zum Sektor Software und Dienstleistungen, der bei dem 20-Fachen liege. Innerhalb des Automobilsektors wiederum habe Fiat derzeit ein Forward-KGV von 5 gegenüber Ferrari mit 31. “Die Streuung innerhalb der Sektoren ist heute größer als im Sommer 2016, also bevor die große Value-Rally begonnen hat”, so Stroh weiter. “Angesichts eines solch niedrigen Niveaus im Value-Index im Vergleich zur eigenen Historie verbunden mit dieser breiten Streuung, die stets einen Treiber für die Wertentwicklung darstellte, erwarten wir eine Verringerung der Bewertungslücken zwischen und innerhalb von Sektoren.” Weitere Veränderungen sollten sich laut Stroh positiv für Value-Aktien bemerkbar machen. “Im Allgemeinen sind Value-Aktien Unternehmen, die in der Vergangenheit wenig im Anlegerfokus standen, da sie strukturelle Probleme hatten und den Markt über einen längeren Zeitraum mit ihren Gewinnmeldungen enttäuschten. Deshalb werden sie zu einer günstigen Bewertung gehandelt. Aber gerade jetzt erleben wir, dass die meisten Value-Sektoren vierteljährlich Gewinnsteigerungen erzielen und die Markterwartungen übertreffen. Auf der anderen Seite ist zu beobachten, dass eine Reihe von Wachstumssektoren anfängt, Gegenwind zu spüren, was zu Herabstufungen der Gewinnerwartungen führt”, so Stroh. Wenn die aktuellen Trends anhalten würden, sollte sich ein Investment in europäische Value-Titel nach dem leichten Durchhänger im Jahr 2017 auszahlen. Nach der langjährigen Dominanz von Wachstumswerten sollten Anleger ihre Anlagestrategie Stroh zufolge auf diese Gegebenheiten anpassen.