Kapitalmarktausblick

Kapitalmarktexperten der Helaba setzten 2024 auf Aktien und Gold

Die Helaba ist für 2024 verhalten optimistisch gestimmt. Chancen werden insbesondere bei deutschen und europäischen Aktien gesehen. US-Titel seien demgegenüber recht hoch bewertet. Spürbar zulegen soll im kommenden Jahr der Goldpreis, der von einer Wende der Geldpolitik der Notenbanken profitiert.

Kapitalmarktexperten der Helaba setzten 2024 auf Aktien und Gold

Helaba setzt auf Aktien

Moderate Bewertungen im Dax – Chancen für Anstieg des Goldpreises gesehen

Die Helaba ist für 2024 verhalten optimistisch gestimmt. Chancen werden insbesondere bei deutschen und europäischen Aktien gesehen. US-Titel seien demgegenüber recht hoch bewertet. Spürbar zulegen soll im kommenden Jahr der Goldpreis, der von einer Wende der Geldpolitik der Notenbanken profitiert.

ku Frankfurt

Die Analysten oder Ökonomen der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) sind für deutsche und europäische Aktien positiv gestimmt. Sie gehen davon aus, dass es am deutschen Aktienmarkt noch eine Jahresendrally geben wird. "Auch ein Fußballspiel ist erst nach 90 Minuten entschieden", sagte Chefvolkswirtin Gertrud Traud bei der Präsentation des Kapitalmarktausblicks der Bank für 2024 in Frankfurt. Sie hält es durchaus für möglich, dass der Dax bis zum Jahresende noch die Marke von 16.000 Punkten wieder erreicht. Bis zur Jahresmitte 2024 soll der deutsche Leitindex dann auf 16.800 Punkte klettern und bis zum Ende des kommenden Jahres dann auf 17.500 Zähler. Der Dax sei bewertungstechnisch in Topform. Aufgrund der großen Bedeutung des verarbeitenden Gewerbes sei er besonders abhängig von der globalen Industriekonjunktur. Die Schwäche in der weltweiten Industrie belaste daher auch den Dax. Allerdings habe sich die Wachstumsschwäche dank robuster Unternehmensgewinne nicht eins zu eins in Form von Kursverlust niedergeschlagen, sondern vielmehr zu einer Bewertungskompression geführt. Im Ergebnis seien deutsche Dividendentitel auf Basis aller wichtigen absoluten Maßstäbe ausgesprochen moderat bewertet.

Weniger günstig stelle sich die Bewertungssituation am US-Aktienmarkt da. Der Benchmark-Index S&P 500 sei bereits recht teuer. Mit Renditen der US-Staatsanleihen in der Nähe der 5%-Marke ergeben sich auch bei der relativen Bewertung gegenüber US-Treasuries ein Problem. Die Risikoprämie des S&P 500 betrage lediglich 1 Prozentpunkt. Zweifellos würden sicherheitsorientierte Anleger durch das gestiegene Renditeniveau zum Teil in Staatsanleihen gelockt. Der Prozess der Re-Allokation scheine allerdings schon weit fortgeschritten zu sein. Mit dem Auslaufen der Zinserhöhungen der US-Notenbank werde sich zudem auch das lange Ende wieder etwas beruhigen, so dass der Gegenwind für US-Aktien nachlasse.

Was die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen betrifft, so rechnet Traud mit einem Rückgang bis Ende kommenden Jahres bis auf 2,3%. Gegenwärtig beträgt sie 2,66%. Die Kapitalmarktexperten der Helaba erwarten keinen weiteren Anstieg der Staatsanleiherenditen in den USA. Sie gehen von einem Rückgang von gegenwärtig 4,55% auf 4% am Jahresende 2024 aus. Traud prognostiziert für die zweite Jahreshälfte einen Kurswechsel in der Geldpolitik der großen Notenbanken. Erfahrungsgemäß böten solche Phasen ein günstiges Umfeld für Kursgewinne am Markt für Staatsanleihen. Der Euro-Primärmarkt für Corporate Bonds habe sich 2023 deutlich besser entwickelt als im Vorjahr. 2024 soll sich das Emissionsvolumen nach den Erwartungen der Helaba auf dem Niveau von 2023 bewegen. Aufgrund der restriktiven Kreditvergabe einiger Banken bleibe vielen Corporates eigentlich nur der Kapitalmarktgang.

Konkurrenz zu Anleihen

Die Helaba rechnet für 2024 mit einem weiter steigenden Goldpreis. Er soll Ende kommenden Jahres bei 2.000 Euro bzw 2200 Dollar je Feinunze liegen, ausgehend von aktuell 1.821 Euro bzw. 1.947 Dollar. Das zu Ende gehende Jahr sei am Ende nur dank Safe-Haven-Bewertungen ein erfolgreiches Goldjahr gewesen. Das zinslose Gold stehe nun nach über einer Dekade wieder in Konkurrenz zu sicheren Staatsanleihen, die mit auskömmlichen Renditen locken. Für 2024 stehe allerdings eine Leitzinswende sowohl bei der Fed als auch der EZB an. Damit dürften die Renditen ihren Hochpunkt erreicht haben. Gold werde deshalb spätestens in der zweiten Jahreshälfte von deutlichen Signalen einer Zinswende profitieren.

Traud erwartet, dass die "Siegesserie" für den Dollar endet. Der Rückenwind von Konjunktur und Geldpolitik für die US Währung werde 2024 nachlassen. "Entsprechend dürfte der Euro-Dollar-Kurs steigen, wenn auch begrenzt", erwartet sie. Für die US Währung gebe es strukturelle Risiken, vor allem das beachtliche Zwillingsdefizit in Haushalt und Leistungsbilanz.

Was die Konjunktur betrifft, berechnet Traud für das neue Jahr mit einer spürbaren Belebung der Konjunktur. Das Wirtschaftswachstum soll nach 0% im zu Ende gehenden Turnus 2024 auf 1,3% steigen. Für die Eurozone wird von ihr ein Wachstum in derselben Größenordnung erwartet, nach 0,5% für 2023. Für die USA rechnet die Helaba mit einer Abschwächung des Wachstums ausgehend von 2,3 % im laufenden Jahr auf dann 1,3% im kommenden Turnus. Die Inflation soll 2024 in Deutschland unter Eurozone auf 3% zurückgehen, für die USA werden 2,7% erwartet.

Mit einem starken Anstieg der Energiepreise rechnet Traud nicht, solange es nicht zu einer kriegsbedingten Sperrung der Meeresenge von Hormus und des Suezkanals kommt. Die Helaba geht von einem durchschnittlichen Brent-Ölpreis für 2024 von 89 Dollar je Barrel aus, damit in derselben Größenordnung wie im zu Ende gehenden Jahr.

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