Kobalt soll investierbar werden
ku Frankfurt – Investments in Rohstoffe waren bis vor rund 20 Jahren fast ausschließlich Anbietern, Händlern und Verbrauchern dieser Commodities vorbehalten. Mit dem Ende der entsprechenden Regulierungen vor allem in den USA und der Öffnung der Rohstoffmärkte und Warenterminbörsen für Finanzinvestoren ist diese Anlegergruppe in viele Rohstoffklassen wie Industriemetalle vorgedrungen. Ein Anlagevehikel der Wahl waren dabei Exchange-Traded Funds (ETF), die es mittlerweile für sehr viele Rohstoffe gibt. Notierung auch in FrankfurtEs gibt allerdings auch Rohstoffe, die sich dieser Möglichkeit entziehen. Zum Wesen eines ETF gehört es, dass ein solcher Fonds unverzüglich Rohstoffe kaufen oder verkaufen muss, wenn neue Mittel in den Fonds fließen oder ihm entzogen werden. Dies ist aber wegen mangelnder Liquidität bei vielen Rohstoffen nicht möglich. Einer dieser Rohstoffe ist das Industriemetall Kobalt, das in den meisten Lithium-Ionen-Akkus verwendet wird. Der Markt für Kobalt ist mit einer Weltproduktion pro Jahr von rund 110 000 Tonnen eng und hat sich daher dem Zugang für Finanzinvestoren weitgehend entzogen. Dies will der kanadische Rohstoffinvestor Anthony Milewski ändern. Er will Investoren den Kobalt-Markt mittels einer kanadischen Aktiengesellschaft namens Cobalt 27 Capital erschließen. Dazu wurde ein Börsenmantel erworben und dieser mit einer Kapitalerhöhung und einem Public Offering Mitte Juni dieses Jahres an die Börse Toronto gebracht. Die Transaktion wurde von kanadischen Wertpapierhäusern wie Scotia Capital, Canaccord Genuity und TD Securities als Underwriter begleitet. Inzwischen gibt es auch noch eine Notierung im Freiverkehr in Frankfurt. Unter den Investoren bei Cobalt 27 Capital seien große institutionelle Investoren. Nach Daten von Bloomberg hält Pala Investments knapp 19 % der Anteile. Milewski ist Managing Director im Investment Team von Pala, einer 2006 gegründeten, auf den Minensektor spezialisierten Investment-Gesellschaft. Starke Anstiege erwartetCobalt 27 Capital hat bei Investoren rund 200 Mill. kan. Dollar eingesammelt. Das Unternehmen hat rund 2 160 Tonnen Kobalt gekauft und in Lagerhäusern in Europa und den USA eingelagert. Milewski geht davon aus, dass der Preis des Metalls in den kommenden Jahren stark steigen wird, wegen der Elektromobilität, die auf mittlere Sicht Autos mit Verbrennungsmotoren verdrängen dürfte. Der Preis des Metalls hat bereits deutlich zugelegt. So kostete die Tonne an der London Metal Exchange Anfang des Jahres noch rund 33 000 Dollar. Inzwischen steht die Notierung bei knapp 60 000 Dollar. Der Kurs der Aktie dürfte sich am Kobalt-Preis orientieren. Die Analysten der Scotiabank, die allerdings beim Public Offering als Underwriter mit im Boot saß, stufen die Aktie mit “Sector Outperform” ein mit einem Zwölfmonatskursziel von 11 kan. Dollar. Aktuell notiert die Aktie in Toronto mit rund 10,25 kan. Dollar.Auch wenn Cobalt 27 Capital eine bezogen auf die Jahresproduktion ansehnliche Kobalt-Menge gekauft hat, so betont Milewski dennoch, es gehe keineswegs darum, den Markt zu “cornern” – wie es etwa die Hunt Brothers Ende der 1970er Jahren bei Silber versucht hatten und daran grandios gescheitert waren. Neben dem Kauf des Metalls strebt er für sein Unternehmen als weitere Aktivität den Erwerb von Gewinnbeteiligungen und Konzessionen an Kobalt-Minen an – ein Geschäftsmodell, wie es beispielsweise börsennotierte Unternehmen wie die amerikanische Franco-Nevada, die auf Gold spezialisiert ist, handhaben. Milewski zufolge soll es weitere Kapitalerhöhungen geben, die sich zeitnah durchführen ließen.Milewski rechnet mit einem zweiten Boom bei Kobalt – den ersten hatte es mit dem Siegeszug von Lithium-Ionen-Akkus in Smartphones und anderen mobilen Geräten gegeben. Diesmal seien Elektroautos der große Treiber. Milewski sieht den Vorteil der Anlage in Cobalt 27 Capital darin, dass man in dem Thema Elektromobilität unabhängig von der Frage investiert sein könne, welcher Elektroautohersteller auf längere Sicht erfolgreich sei und welcher nicht. Nebenprodukt von MinenNicht alle Lithium-Ionen-Akkus benötigen Kobalt – allerdings findet sich das Metall in fast allen marktgängigen Akkutypen und vor allem in diejenigen Batterien mit der höchsten Energiedichte, die in Elektroautos eingesetzt werden. Die Kobalt-Gewinnung ist im wesentlichen ein Nebenprodukt von Kupfer- und Nickel-Minen. Insofern lasse sich das Angebot nicht beliebig erweitern, da es den Produzenten auch (und vor allem) auf die Marktlage bei den Hauptprodukten der Minen ankomme.Rund die Hälfte des weltweit geförderten Kobalts – laut Scotiabank sogar 65 % – kommt aus dem Kongo. Milewski betont, dass Cobalt 27 Capital keinerlei “Konflikt-Kobalt” aus dubiosen Quellen kaufe und für sämtliche Mengen die Herkunft von anerkannten großen Produzenten stets nachweisen könne. Dies sähen institutionelle Investoren auch als eine Grundvoraussetzung für die Anlage in Aktien der Gesellschaft an.