Ausblick

Korrekturgefahr beim Dax

Analysten sind uneins, wie sich der deutsche Leitindex in den kommenden Wochen entwickelt. Sowohl eine längere Korrektur, wie auch weitere Aufschläge scheinen möglich.

Korrekturgefahr beim Dax

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Korrekturgefahr beim Dax

LBBW hält Rückgang auf 14.500 für wahrscheinlich – DZ Bank und Helaba optimistischer

tom Frankfurt

Trotz eines versöhnlichen Wochenausklangs blicken Dax-Anleger auf eine bittere Woche zurück. Nach einem Aufschlag von 16% im ersten Halbjahr musste der deutsche Leitindex in der ersten Handelswoche des zweiten Halbjahrs einen Verlust von fast 4% verkraften. Die runde Marke von 16.000 Punkten und erst recht das Allzeithoch bei 16.427 Zählern sind damit wieder ein gutes Stückchen weit entfernt.

Schlechte Nachrichten aus gleich zwei entscheidenden Märkten hatten dem deutschen Leitindex zuletzt zugesetzt. Aus den USA und aus China kamen schwache Einkaufsmanagerindizes. In den USA wird zunehmend mit weiteren Leitzinserhöhungen gerechnet. In China ist die Konjunktur nach dem Ende der Covid-Restriktionen bei weitem nicht so angesprungen, wie Anleger sich das erhofft hatten. Und zu allem Überfluss spitzt sich auch der Handelsstreit zwischen den beiden Großmächten mit Exportbeschränkungen für zur Chip-Herstellung wichtigen Rohstoffen seitens Chinas weiter zu.

Dass die Talsohle beim Dax nun erreicht ist, ist damit alles andere als ausgemacht. Für Frank Klumpp von der LBBW sind die Kurse zu weit vorausgelaufen und reagieren nun sensibler auf negative Nachrichten. Zudem steht nun das saisonal üblicherweise schwächste Quartal an. Da wegen der lahmenden Konjunktur auch Enttäuschungen in der anlaufenden Berichtssaison nicht ausgeschlossen seien, fürchtet Klumpp den “Beginn einer längeren Korrektur” und empfiehlt eine defensive Aufstellung mit Branchen wie Nahrungsmittel und Telekom. Den Dax sieht der LBBW-Analyst Ende September nur noch bei 14.500 Zählern, was weitere deftige Abschläge bedeuten würde. Bis Ende des Jahres könne der Leitindex dann aber wieder auf 16.000 Punkte steigen.

Optimistischer blickt die DZ Bank in die Zukunft: Zwar sei das Konjunkturbild trüb, aber die Bewertung der Dax-Unternehmen enthalte Abschläge und damit Nachholpotenzial. Analyst Sven Streibel sieht für den Dax daher weiter “Luft nach oben”. Anleger hätten bisher nur realisierte Ergebnisüberraschungen mit Kursgewinnen belohnt. Aktuell führen Investoren aufgrund der globalen Konjunkturunsicherheiten immer noch auf Sicht, dies könne sich bei fortgeführten positiven Überraschungen der Ergebnisberichte im dritten Quartal ändern. Für den deutschen Leitindex spreche auch das aktuell mit Blick auf den langfristigen Durchschnitt niedrige KGV von 11,1. Den Dax sieht die DZ Bank bis zum Jahresende bei 16.500 Punkten.

Das gerade im Vergleich zu den USA niedrige KGV des Dax stellt auch Klumpp heraus. Dort ist das Bewertungsniveau mit einem 12-Monats-Forward-KGV von 19,4 deutlich höher. Der aktuelle Bewertungsaufschlag von fast 80% sei die höchste Differenz mindestens seit Beginn der Messungen Anfang 1988. So gesehen sind auch europäische Tech-Titel noch immer relativ günstig.

Auch Claudia Windt von der Helaba ist optimistisch, dass sich die Aktienmärkte in den nächsten Woche wieder fangen werden. Den Dax taxiert sie bis Ende des Quartals auf 16.500 und bis Jahresende auf 17.000 Punkte.