Investments in Infrastruktur

Kritische Infrastruktur durch langfristiges Kapital finanzieren

Kritische Infrastruktur sollte nach Ansicht der Experten von AGI verstärkt durch langfristiges Kapital zu wettbewerbsfähigen Konditionen finanziert werden.

Kritische Infrastruktur durch langfristiges Kapital finanzieren

Von Michael Pfennig und Claus Fintzen, Allianz Global Investors

Die Kosten der deutschen Wiedervereinigung haben sich auf ca. 2 Bill. Euro belaufen. Das unterstreicht, dass das Sondervermögen mit seinen 500 Mrd. Euro ein wichtiges Zeichen setzt. Wie und wo sollte es aber eingesetzt werden?

Ein großer Teil unserer Kommunikationsnetze, Energieinfrastruktur, der Bereich öffentlicher Verkehrsmittel sowie Straßen und Gebäude muss erneuert werden. 500 Mrd. Euro sind eine stattliche Summe, aber dennoch nicht ausreichend, um diesen großen Investitionsbedarf decken zu können. Gezielt eingesetzt können sie jedoch Anreize für neue Projekte und Innovationen schaffen und zusätzlich privates Kapital mobilisieren. Europa verfügt über einen großen Pool an institutionellem Kapital von schätzungsweise 15 Bill. Euro, von dem nur etwa 3 bis 5% in Infrastruktur investiert werden, während es in Kanada 10 bis 15% sind.

Privates Kapital bereits mobilisiert

In vielen Bereichen ist privates Kapital bereits erfolgreich engagiert, sei es bei Wind- und Solarparks, Strom- und Gasnetzen, dem Glasfaserausbau und öffentlich-privaten Partnerschaften bei Straßen und Gebäuden. So hat AllianzGI beispielsweise in die erste, gerade im Bau befindliche Stromverbindung unter See zwischen Deutschland und England investiert und in Hybridzüge in Norddeutschland, die alte Dieselzüge ersetzen und damit CO2-Emissionen einsparen. Etablierte Geschäftsmodelle und Partnerschaften zwischen öffentlichen und privaten Investoren existieren und können durch schnellere Prozesse sowie stabile und international wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen beschleunigt werden.

Der Ausbau der Energieinfrastruktur und nachhaltiger Technologien ist einer der wichtigsten Anlagebereiche. Dies umfasst neben Erneuerbaren Energien u.a. intelligente Stromnetze, grüne Moleküle und innovative Speichertechnologien. Europa ist weltweit noch führend bei Cleantech-Patenten, vor China, den USA und Japan, wird jedoch durch den Kapitalmangel zur Skalierung dieser kapitalintensiven Technologien ausgebremst. Das Sondervermögen kann in dieser Phase dazu beitragen, die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber fossilen Alternativen zu fördern, ähnlich wie für Wind- und Solarparks vor 20 Jahren. Der gezielte Einsatz des Sondervermögens kann zur Mobilisierung des großen Pools an institutionellem Kapital beitragen und damit nicht nur zur Dekarbonisierung und einer höheren Versorgungssicherheit, sondern auch zur Förderung innovativer Technologien - Projekte, die aufgrund ihres Risikoprofils sonst schwer investierbar wären.

Zeitfaktor ist wichtig

Ein wichtiges Element ist auch der Zeitfaktor. Die Planungs- und Genehmigungsprozesse in Deutschland dauern meist zu lange, und Kommunen benötigen oft Beratung bei der Durchführung umfangreicher Beschaffungsprozesse. So sollte das Sondervermögen nicht nur die Zielsektoren und -projekte, sondern auch die Rahmenbedingungen im Auge haben. Schnellere und einfachere Verfahren und Bürokratieabbau können dazu beitragen, den Investitionsstau mit aufzulösen. Dass Deutschland schnell sein kann, hat es beim Bau der LNG-Terminals während der Energiekrise bewiesen, die in einem Rekordtempo geplant, genehmigt und fertiggestellt wurden. Das Sondervermögen kann eine Win-Win-Situation für Pensionäre, Versicherte und Regierungen bedeuten, wenn kritische Infrastruktur verstärkt durch langfristiges Kapital zu wettbewerbsfähigen Konditionen für die eigene Altersvorsorge finanziert wird. Die Partnerschaft mit erfahrenen Infrastrukturinvestoren kann ein weiterer wichtiger Erfolgsfaktor sein. Die Erwartungen sind hoch – machen wir etwas daraus.