Wochenausblick

Kryptomarkt in Unruhe

Die steigende Risikoaversion an den Märkten trübt die Aussichten für Kryptowährungen, hinzu kommt politischer Druck. Unterdessen bleiben Value-Aktien im aktuellen Umfeld gefragt.

Kryptomarkt in Unruhe

Von Alex Wehnert, Frankfurt

Für den Kryptomarkt dürften die Zeiten nach dem bisher schwachen Jahresstart auch in der neuen Handelswoche unruhig bleiben. Denn die Aussicht auf raschere Zinserhöhungen durch die Federal Reserve führt zu einer steigenden Risikoaversion an den Märkten, die alternative Investments besonders unter Druck setzt. In diesem schwierigen Umfeld sorgen politische Entwicklungen für zusätzliche Unsicherheit.

So haben Regulatoren in Großbritannien, Spanien und Singapur in der alten Woche verschärfte Regeln für die Vermarktung von Kryptoassets an unerfahrene Investoren angeregt. Am Donnerstag schlug dann die russische Zentralbank ein Verbot von Krypto-Mining vor – zudem könnten Finanzinstituten sämtliche Aktivitäten im Zusammenhang mit Cyber­devisen untersagt und Blockaden für entsprechende Transaktionen eingerichtet werden.

Moskau positioniert sich schon seit Jahren gegen Kryptowährungen und kritisiert diese als Mittel zur Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung. Der Vorstoß der Zentralbank erfolgte nun mit Verweis auf Sorgen um die finanzielle Stabilität und geldpolitische Souveränität Russlands. Der Abwärtstaumel führender Kryptowährungen beschleunigte sich da­mit: Bitcoin sackte unter die Marke von 38000 Dollar ab, zwischen Jahresbeginn und Freitagnachmittag verlor der Marktprimus mehr als 19% an Wert. Bei der Nummer 2 des Segments, Ether, waren es 26% und bei der aufgrund ihrer technologischen Vielseitigkeit als hoffnungs­volle Herausforderin geltenden Cyberdevise Solana sogar fast 34%.

Marktteilnehmer ziehen derzeit Parallelen zur chinesischen Regulierungsoffensive gegen Kryptowährungen im vergangenen Sommer. Damals halbierte Bitcoin seinen Wert zwischen Anfang Mai und Mitte Juli, bevor eine kräftige Erholung einsetzte. Eine solche Gegenbewegung könnte laut Analysten diesmal aber auf sich warten lassen. Schließlich habe das wiederholte Versagen von Bitcoin als Mittel zur Portfolio-Diversifikation bei Marktabschwüngen viele Investoren ernüchtert.

Generell bleibt für Marktteilnehmer in der neuen Börsenwoche die Frage, inwieweit positive Impulse aus der laufenden Berichtssaison sowie Konjunkturindikatoren die Zinssorgen abfedern können. In mehreren Industrienationen stehen Einkaufsmanagerindizes für Januar zur Veröffentlichung an, in Deutschland auch der Ifo-Geschäftsklima­index. Zuletzt waren überraschend stark ausgefallene ZEW-Konjunkturerwartungen an den Märkten jedenfalls von anziehenden Anleiherenditen überschattet worden. Die Rotation in Value-Titel sollte in dieser Gemengelage laut Analysten anhalten. Der Investmentmanager Federated Hermes argumentiert etwa, dass Growth-Unternehmen mit hohen Bewertungen anfälliger für Enttäuschungen bezüglich der Gewinnaussichten seien.