Rohstoffe

Kupfermarkt im Ausnahmezustand

In Folge einer Short-Squeeze-Situation an der New Yorker Rohstoffbörse Comex hat der Preis des wichtigsten Industriemetalls Kupfer in London und New York Rekordhochs erreicht. Fundamental ist der Preissprung nicht zu begründen, weshalb inzwischen auch wieder eine gewisse Beruhigung eingetreten ist.

Kupfermarkt im Ausnahmezustand

Ausnahmezustand bei Kupfer

Leerverkäufer werden in New York in großem Stil auf dem falschen Fuß erwischt

Infolge einer Short-Squeeze-Situation an der New Yorker Rohstoffbörse Comex hat der Preis des wichtigsten Industriemetalls Kupfer in London und New York Rekordhochs erreicht. Fundamental ist der Preissprung nicht zu begründen, weshalb inzwischen auch wieder eine gewisse Beruhigung eingetreten ist.

ku Frankfurt

Der weltweite Kupfermarkt befindet sich derzeit quasi im Ausnahmezustand: Sowohl an der London Metal Exchange (LME) als auch an der zur CME Group gehörenden Comex gab es in der laufenden Woche Allzeithochs beim Kupferpreis. Erreicht wurde in London am Montag erstmals ein Niveau von 11.104,50 Dollar je Tonne. Dies entspricht einem Preisanstieg von mehr als 30% im laufenden Jahr. An der Comex wurden 5,1985 Dollar je Pfund gesehen, was auf die Tonne umgerechnet in etwa 11.460 Dollar entspricht. Inzwischen hat sich die Lage wieder ein wenig entspannt und am Donnerstag wurde das Metall in London zu 10.396 Dollar gehandelt.

Verantwortlich für den jüngsten Preissprung ist eine Short-Squeeze-Situation an der Comex. Dort hatten branchenfremde spekulative Adressen große Mengen kurzfristiger Gelder in den Kupfermarkt fließen lassen und dabei überwiegend mit Leerverkäufen darauf gesetzt, dass die Rally am Kupfermarkt, die im Februar einsetzte, ihr Ende finden müsse. In den zwei Wochen per 7. Mai waren zusätzliche Short-Positionen von nicht weniger als 143.000 Tonnen Kupfer hoher Reinheit hinzugekommen.

Allerdings hatte es dann nicht die erwarteten Preisrückschläge gegeben, stattdessen verteuerte sich das Industriemetall weiter. Hedgefonds, chinesische Investoren, nach Informationen von Reuters aber auch so bekannte Händler wie Trafigura und IXM waren dann gezwungen, sich mit Kupfer einzudecken, wobei allerdings die Lagerbestände am New Yorker Markt sehr niedrig waren. So betrugen diese an der Comex lediglich rund 21.000 Tonnen, hinzu kamen etwa 9.250 Tonnen in den amerikanischen Lagerhäusern der LME. Dies vergleicht sich mit einem weltweiten Kupferverbrauch von rund 2 Mill. Tonnen pro Jahr und Lagerbeständen an der Shanghai Futures Exchange von zuletzt 290.376 Tonnen, was dem höchsten Stand seit vier Jahren entspricht.

Zu dem Short Squeeze kam es nur an der Comex: Die Preisdifferenz zum Londoner Markt, die normalerweise nur ein paar Dollar je Tonne beträgt, erreichte mit mehr als 1.200 Dollar ein noch nie gesehenes Niveau. Die Preisdifferenz zu London und Shanghai war zwar auch vor dem sprunghaften Anstieg deutlich höher gewesen als in der Vergangenheit, was vor allem auf das größere Interesse von Finanzinvestoren in New York zurückgeführt wird. Hedgefonds und andere spekulative Adressen hatten nun aber auf eine Verringerung des Spreads gesetzt, wobei dann aber das Gegenteil eintrat – wozu kurzfristig die Nachricht von zusätzlichen chinesischen Konjunkturhilfen beitrug.

Marktteilnehmer sprachen von einer regelrechten Panik an der Comex. Allerdings zog in der Folge auch der Londoner Kupferpreis an und erreicht ebenfalls sein Allzeithoch. Wie in derartigen Krisen üblich, wird nun auch versucht, möglichst viel Kupfer von anderen Märkten, vor allem China, nach New York zu verschiffen. So sollen die Buchungsanfragen für entsprechende Schiffstransporte stark zugenommen haben.

Nach Einschätzung von Marktteilnehmern ist das Interesse von branchenfremden Finanzinvestoren an Kupfer stark gestiegen, weil das Metall als besonders wichtig für die grüne Transformation der Weltwirtschaft, beispielsweise für die Elektromobilität, angesehen wird. Dies führe zu einer verstärkten Volatilität am Kupfermarkt und zu tendenziell höheren Kupferpreisen.

Gedrückte Nachfrage

Fundamental ist der Preissprung nach Einschätzung von Analysten nicht zu begründen, weshalb es inzwischen ja auch zu einer gewissen Beruhigung am Markt gekommen ist. Die sehr umfangreichen Lagerbestände in Schanghai sprechen für eine eher gedrückte kurzfristige Nachfrage, während die International Copper Study Group, die in Kürze neue Schätzungen veröffentlicht, zumindest im Februar noch von einem überversorgten Markt ausging.