Leerverkäuferattacke auf Wirecard

Anteil ausgeliehener Aktien an der Marktkapitalisierung schnellt auf 15,8 Prozent hoch

Leerverkäuferattacke auf Wirecard

Die von erneuten Unregelmäßigkeitsvorwürfen getroffene Wirecard ist Opfer einer massiven Leerverkäuferattacke. Laut dem Finanzdatenanbieter IHS Markit ist der Anteil der ausgeliehenen Aktien an der Marktkapitalisierung des Unternehmens in den zurückliegenden Wochen auf 15,8 % gestiegen.ck Frankfurt – Die Leerverkäufer haben eine massive Attacke auf die Aktie des Münchener Zahlungsabwicklers Wirecard gestartet. Nach Angaben des Finanzdatenanbieters IHS Markit hat sich der Anteil der ausgeliehenen Aktien an der Marktkapitalisierung des Unternehmens, das Short Interest, in den vier Wochen auf den 1. November um 169 % auf 15,8 % erhöht. Der extrem starke Anstieg ist brisant. Denn das Unternehmen ist im Oktober erneut Gegenstand von Vorwürfen der “Financial Times” geworden. Mitte des Monats sackte die Aktie um nahezu 13 % ab, nachdem die Zeitung einen Artikel veröffentlicht hatte, laut dem interne Dokumente des Unternehmens sowie Korrespondenz hochrangiger Manager der Finanzabteilung den Anschein erwecken sollen, als könnten Umsätze und Gewinne in Dubai und Irland zu hoch ausgewiesen worden sein. Die Vorwürfe wurden von der Gesellschaft als falsch und irreführend zurückgewiesen. Es sei “sehr bedauerlich, dass die FT immer noch die Veröffentlichung eines derartig unverantwortlichen Artikels unterstützt, insbesondere nachdem wir der FT über ihre Anwälte Nachweise übersandt haben, die ein Zusammenwirken mit Shortsellern zeigen und Zweifel an deren Motivation bei der Veröffentlichung ihrer Artikel aufwerfen”. Bereits vor der Veröffentlichung des Artikels hatte sich das Short Interest in der Aktie stark erhöht. Laut Markit stieg es in den vier Wochen auf den 30. September um 40 % auf 5,75 %. Geringe AktivitätenInsgesamt agierten die Leerverkäufer am deutschen Aktienmarkt eher zurückhaltend. Der Anteil ausgeliehener Aktien an der Marktkapitalisierung der Dax-Gesellschaften lag Anfang des Monats bei nur noch 0,92 % nach 0,99 % vier Wochen zuvor, was zumindest zum Teil der starken Entwicklung des Dax geschuldet sein dürfte. So zogen sich die Leerverkäufer weiter aus dem bisherigen Spitzenreiter der Dax-Werte nach Short Interest zurück. Mit einem Rückgang um 16 % auf 5,6 % ist die Aktie nun auf Platz 2 der Top Ten im Short Ranking zu finden. Das Gleiche gilt für die Deutsche Börse. Diese Aktie schaffte es in den vier Wochen auf den 30. September mit einem Anstieg des Short Interest um nahezu 770 % auf 1,9 % in die Top Ten, ist vier Wochen später aber nicht mehr unter den Spitzenreitern zu finden. Der Marktbetreiber, dessen Aktie am 16. Oktober auf ein Rekordhoch von 145,95 Euro geklettert war, konnte mit seinen am 28. Oktober vorgelegten Zahlen zum dritten Quartal die Konsenserwartungen leicht überbieten und bestätigte seine Gesamtjahresprognose.Mit Zuwächsen fiel neben Wirecard vor allem Infineon auf, deren Short Interest um 66 % auf 1,1 % anzog. Bayer rückte mit einem um 33 % auf 2,4 % gestiegenen Short Interest auf den vierten Platz der Top-Ten-Liste vor.Auch bei den Mid-Cap-Titeln des MDax hielten sich die Aktivitäten der Leerverkäufer in recht engen Grenzen. Der Anteil ausgeliehener Aktien an der Marktkapitalisierung sank in den vier Wochen auf den 1. November von 1,47 % auf 1,41 %. Im Vergleich zu den Standardwerten des Dax gab es unter den Top Ten des MDax-Rankings nur wenige stärkere Veränderungen. Osram waren vor dem Hintergrund der Übernahmeambitionen der Austria Microsystems mit einem Short Interest von 15 %, was einem Rückgang um nur 2 % entsprach, weiterhin der unangefochtene Spitzenreiter, gefolgt auf Platz 2 von Evotec mit einem im Vierwochenvergleich unveränderten Short Interest von 10,6 %. 1&1 Drillisch gerät ins VisierDie stärkste Veränderung zeigte die Ende September noch nicht zu den Top Ten des MDax gehörende 1&1 Drillisch, deren Short Interest sich um 92 % auf 5,3 % erhöhte. Am 25. Oktober wurde bekannt gegeben, dass die Preiserhöhung von Telefónica für den Zugang zu ihrem Mobilfunknetz laut einem Schiedsgutachten in Ordnung war. Dadurch erhält 1&1 Drillisch anders als zuvor erhofft keine Rückzahlung in Höhe von 85 Mill. Euro vermeintlich zu viel gezahlter Gebühren. Das Unternehmen senkte daraufhin seine Ergebnisprognose für das laufende Geschäftsjahr mit der Folge, dass die Aktie an jenem Tag um 23,7 % einbrach. Thyssenkrupp zählte zu den vielen Werten, aus denen sich die Leerverkäufer zurückzogen. Das Short Interest sank um 15 % auf 9,2 %, womit der Titel auf dem dritten Platz der Top-Ten-Liste zu finden ist.