Leichte Gewinne nach sehr schwacher Vorwoche
Der deutsche Aktienmarkt hat sich nach seiner tiefroten Vorwoche zunächst stabilisiert. Der Leitindex Dax legte am Montag um 0,30 % auf 18.356,75 Punkte zu.
Am Freitag war das Börsenbarometer im Sog eines sehr schwachen US-Technologiesektors auf ein Tief seit Mitte August abgerutscht. Laut dem Charttechniker Christoph Geyer war trotz der jüngsten Turbulenzen die „kaum anziehende Umsatztätigkeit“ auffällig. Dies deute darauf hin, dass es sich bislang noch nicht um eine Ausverkaufssituation gehandelt habe. Und: Von einer übergeordneten Trendwende nach unten sollte aktuell nicht ausgegangen werden, denn trotz generierter langfristiger Verkaufssignale sieht Geyer den Dax zunächst lediglich in einer Korrektur, also einem kurzfristigen Rücksetzer. Dieser könne allerdings noch bis in den Bereich der 18.000-Punkte-Marke führen.
Für den MDax der mittelgroßen Börsenunternehmen ging es um 0,34 % auf 25.132,63 Zähler nach oben. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 gewann 0,47 %.
Wichtige Themen für die Börse
Zinspolitik dürfte in den kommenden Wochen an den Börsen das wichtigste Thema bleiben. Am Donnerstag teilt die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Leitzinsentscheidung mit. Marktteilnehmer gehen davon aus, dass die Notenbank die Zinsen weiter senkt - um erneut 0,25 Prozentpunkte. Nach der Sommerpause hätten sich die Aussichten für eine geldpolitische Lockerung weiter verbessert, hieß es von der Landesbank Helaba mit Verweis auf den im August erfolgten Rückgang der Inflation auf 2,2 % im Euroraum.
Eine weitere Zinssenkung durch die EZB gilt an der Börse als eingepreist. Der weitere Abstieg vom Zinsgipfel stimuliere vor allem nachhaltig die konjunkturellen und damit fundamentalen Auftriebskräfte der Aktienmärkte, erklärte Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank, die Bedeutung dieses Schrittes für die Börsen.
Das Überraschungspotenzial der EZB-Sitzung ist also eher gering, aber umso spannender ist der weitere Kurs der Notenbank der USA. Die Fed ist mit ihrer Zinsentscheidung knapp eine Woche nach der EZB an der Reihe. US-Notenbank-Präsident Jerome Powell hatte Ende August auf dem internationalen Notenbanker-Treffen in Jackson Hole die Märkte wissen lassen, dass die Zeit für sinkende Leitzinsen gekommen sei, weil sich die Inflationsrisiken verringert hätten.
„Die letzten US-Inflationsnachrichten hatten dazu beigetragen, dass die Fed ihren Schwerpunkt eher auf die Konjunktur- und weniger auf die Inflationssicherung setzen konnte“, schrieben die Experten der Helaba. Damit bleibe der Arbeitsmarkt zentral für die künftige geldpolitische Ausrichtung der Fed.
Der jüngste Arbeitsmarktbericht aus den Vereinigten Staaten für den Monat August fiel etwas schwächer aus als erwartet. Eine Abkühlung der US-Wirtschaft und des Arbeitsmarktes zeige sich immer deutlicher, erläuterte Thomas Altmann. Portfolio-Manager beim Vermögensverwalter QC Partners. Eine Katastrophe seien die Jobdaten nicht, aber sie machten den Weg für die erste Zinssenkung im September frei.
Am Markt dürfte allerdings weiter darüber spekuliert werden, wie groß der Zinsschritt der Fed ausfallen wird. Möglich scheint einigen noch immer eine Senkung um sogar 0,5 Punkte. Es wird sich zeigen müssen, ob Anleger eher das Ausmaß der Zinssenkungen oder eine Abkühlung der Konjunktur höher gewichten. Auch die in der neuen Woche am Mittwoch anstehenden Inflationsdaten aus den USA dürften sie dabei im Blick haben, ebenso die Erzeugerpreise am Donnerstag sowie die Im- und Exportpreise am Freitag.
Die Schwankungen am Aktienmarkt könnten vorerst hoch bleiben. Es sei derzeit Unsicherheit zu spüren, schrieb Experte Halver. Technologie-Aktien würden kritisch auf Substanz abgeklopft. Hohe Bewertungen, teilweise astronomische Umsätze und Gewinne sowie Skepsis an der aktuellen Profitabilität von Unternehmen mit Geschäftsfokus auf Künstlicher Intelligenz (KI) lüden förmlich zu Gewinnmitnahmen ein. Auch eine mögliche weiche Landung der US-Wirtschaft werde hinterfragt, so Halver. Gleichzeitig ist er davon überzeugt, dass die Zinswende, welche die Fed im September einleiten dürfte, für konjunkturell frischen Wind sorgen wird.
Im schwierigen und meist schwachen Börsenmonat September wird es für den Dax in der neuen Woche darauf ankommen, wichtige Unterstützungen nicht zu reißen. Nach seinem vor wenigen Tagen erreichten Rekordhoch bei nicht ganz 19.000 Punkten war der deutsche Leitindex zeitweise unter 18.500 Punkte gerutscht. Damit hatte er von seiner fast 2000 Punkte umfassenden Erholung seit dem Kurseinbruch Anfang August etwa ein Viertel wieder eingebüßt. Unter der 18.500er-Marke bieten die für den kurzfristigen Trend relevante 21-Tage-Linie sowie die für den mittelfristigen Verlauf wichtige 50-Tage-Linie die Unterstützungen.
US-Arbeitsmarktbericht belastet asiatische Aktienmärkte - Nikkei fällt unter 36.000 Punkte
Sorgen über eine mögliche Abschwächung der US-Wirtschaft drücken die asiatischen Aktienmärkte am Montag ins Minus. „Die Ergebnisse des US-Arbeitsmarktberichts haben zwar keine plötzliche Verschlechterung der US-Wirtschaft gezeigt, aber bei den Händlern tiefe Unsicherheit über die Aussichten hinterlassen“, sagte Maki Sawada von Nomura Securities.
In Tokio verlor der 225 Werte umfassende Nikkei-Index 2,1 % auf 35.613,32 Punkte und fiel damit erstmals seit dem 13. August unter die psychologisch wichtige Marke von 36.000 Punkten. Der Chiptest-Ausrüster Lasertec war mit einem Minus von 7,57 % der größte Verlierer im Nikkei, gefolgt vom Chiphersteller Renesas Electronics mit einem Minus von 6,68 %. Der breiter gefasste Topix gab um 2,0 % auf 2545,64 Punkte nach. In China trübten sinkende Erzeugerpreise die Stimmung zusätzlich ein. Die Börse in Shanghai verlor 0,9 % auf 2740,14 Stellen. Der Index der wichtigsten Unternehmen in Shanghai und Shenzhen fiel um 1,1 % auf 3196,05 Punkte.
Im asiatischen Devisenhandel gewann der Dollar 0,3% auf 142,76 Yen. „Solange der Yen nicht über 142 steigt, wird der Nikkei seine Verluste eher verringern als ausweiten“, sagte Sawada. Der Dollar stieg um 0,3% auf 7,1093 Yuan. Zur Schweizer Währung notierte er 0,3% höher bei 0,8450 Franken. Gleichzeitig blieb der Euro fast unverändert bei 1,1081 Dollar und stieg um 0,2 % auf 0,9364 Franken.
Am Rohstoffmarkt fanden die Ölpreise etwas Halt, nachdem sie in der vergangenen Woche wegen anhaltender Sorgen um die weltweite Nachfrage den größten Wochenverlust seit elf Monaten verzeichnet hatten. Rohöl der Nordseesorte Brent verteuerte sich um 1,3 % auf 71,97 Dollar je Barrel (159 Liter). US-Öl der Sorte WTI notierte 1,4 % fester bei 68,61 Dollar.
Der US-Standardwerteindex Dow Jones war am Freitag nach den gemischten US-Arbeitsmarktdaten mit einem Minus von 1,0 % bei 40.345,41 Punkten aus dem Handel gegangen. Der breiter gefasste S&P 500 verlor 1,7 % auf 5408,42 Punkte und der technologielastige Nasdaq büßte 2,5 % auf 16.690,83 Zähler ein. Die Anleger warten nun gespannt auf die am Mittwoch anstehenden US-Verbraucherpreise, die weitere Hinweise auf den künftigen Kurs der US-Notenbank Fed geben könnten. Diese dürften die Argumente für eine Zinssenkung untermauern, wenn auch nicht deren Ausmaß.