Finanzmärkte

Lira sinkt erneut auf Rekord­tief

Am Tag nach der überraschenden Leitzinssenkung der türkischen Notenbank ist die Lira erneut auf ein Rekordtief gesunken.

Lira sinkt erneut auf Rekord­tief

ck Frankfurt

Am Tag nach der überraschenden Senkung des türkischen Leitzinses von 19% auf 18% hat die Währung am Freitag erneut ein Rekordtief erreicht. Der Dollar stieg bis auf 8,88 und lag am frühen Abend mit einem Gewinn von 1% bei 8,86 Lira. Manche Experten hatten zwar mit einer Zinssenkung noch in diesem Jahr gerechnet, angesichts einer Inflationsrate von zuletzt 19,3% aber noch nicht so früh. Es ist davon auszugehen, dass der Schritt auf Druck des Präsidenten Recep Tayyip Erdogan erfolgt ist. Damit verstärkt sich das Misstrauen der Investoren in die türkische Geldpolitik.

„Gefährliches Experiment“

Goldman Sachs reagierte mit einer Anpassung ihrer Prognosen für den türkischen Leitzins. Das US-Institut rechnet nun damit, dass er schrittweise auf 15% zur Jahresmitte ge­senkt wird. Bislang ging es davon aus, dass der Leitsatz diese Marke Ende 2022 erreicht. Nach Schritten von jeweils 50 Basispunkten (BP) im Oktober und November wird die türkische Zentralbank ihren Leitzins anschließend in monatlichen Schritten von 25 BP reduzieren.

Die Commerzbank sprach von einem „gefährlichen Politik-Experiment“. Der Lira-Wechselkurs sei durch die Zinssenkung nur geringfügig beeinflusst, weil lediglich der Zeitpunkt des Zinsschritts eine Überraschung gewesen sei. Das letzte Wort sei damit aber noch nicht gesprochen. Das Beispiel des vorherigen Zinssenkungszyklus zeige, dass die Dollar-Lira-Risiken irgendwann in den kommenden Monaten exponentiell steigen dürften, so die Bank, die ein Nachgeben der Währung auf 10 Lira pro Dollar erwartet.

„Bei diesem Niveau sehen wir nicht irgendein fundamental faires Niveau. Vielmehr sehen wir unsere Prognose als Warnung vor einem in unseren Augen möglichen Abwertungsrisiko aufgrund der intransparenten und inkonsistenten türkischen Geldpolitik“, so die Bank. Vor diesem Hintergrund seien genauere Einzelheiten kaum relevant, also beispielsweise, bis auf welches Niveau die türkische Zentralbank die Zinsen vor dem Jahresende senken könnte und wann genau sie die Zinssenkungen wieder umkehren müsse.

An den europäischen Aktienmärkten trübte sich die Stimmung wieder ein, weil sich die Entspannung in der Evergrande-Krise als kurzlebig er­wies. Berichten zufolge haben Halter von Dollaranleihen am Donnerstag doch keine termingerechten Zinszahlungen erhalten. Der Dax sank bis auf 15497 Punkte und schloss mit einem Minus von 0,7% auf 15532. Erneut bemerkbar machte sich die Lieferkettenproblematik. Nachdem Nike aufgrund von Lieferkettenproblemen eine Gewinnwarnung ausgesprochen hatte, gerieten Adidas und Puma unter Druck. Sie waren zeitweise die Schlusslichter im Dax und beendeten den Handel mit Verlusten von 2,5% und 3,1%. Zalando gaben um 3,2% nach. Damit hat die Aktie in ihrer ersten Woche als Dax-40-Wert 11,3% eingebüßt.