Die Inflation im Euroraum hat völlig überraschend im August nicht weiter nachgelassen. Stattdessen stagnierte sie laut einer ersten Schätzung der EU-Statistikbehörde Eurostat bei 5,3%. Volkswirte hatten mit einem Rückgang auf 5,1% gerechnet. „Das Inflationsproblem hat sich für die EZB bei weitem noch nicht erledigt“, sagte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. Zumindest die Kernrate ohne Energie und Lebensmittel gab indes wie erwartet von 5,5% auf 5,3% nach.

Für die Europäische Zentralbank (EZB) enthalten die neuen Daten damit vor der wichtigen Sitzung am 14. September gemischte Signale: Die Stagnation bei der Gesamtrate stärkt eher jene Notenbanker, die auf zumindest eine weitere Zinserhöhung drängen. Der Rückgang der Kernrate, wenn auch auf zu hohem Niveau, kann dagegen ein Argument für jene sein, die zur Vorsicht bei einer weiteren Straffung mahnen – zumal angesichts der Schwäche der Euro-Wirtschaft.

Die Aktienmärkte blieben davon am Donnerstag unbeeindruckt. Der Dax konnte erstmals seit drei Wochen sogar die Marke von 16.000 Punkten überspringen und ging mit einem Plus von 0,4% bei 15.947 Zählern aus dem Handel. Der MDax legte um 1,1% auf 27.819 Punkte zu.

Gerade die zinssensiblen Immobilien- und Online-Werte führten die Aktienindizes an. Im Dax gehörten Vonovia (+5,1% auf 22,11 Euro) und Zalando (+3,6% auf 28,73 Euro) zu den größten Gewinnern. Den MDax führten LEG Immobilien (+6,4% auf 66,60 Euro) und Delivery Hero (+5,2% auf 33,73 Euro) an.

Die Renditen der Bundesanleihen fielen nach den Teuerungsdaten. Die zehnjährige Bundrendite, die tags zuvor bei 2,54% gelegen hatte, ging bis auf ein Tagestief von 2,46% zurück.