Energiekrise

Margin-Calls bringen Versorger in Liquiditätsnöte

Nachschuss-Forderungen im Zusammenhang mit Energielieferverträgen und den gestiegenen Gaspreisen entziehen dem Markt zunehmend Liquidität und setzen die Versorger unter Druck. Die EU sucht nach Abhilfe.

Margin-Calls bringen Versorger in Liquiditätsnöte

Die Europäische Union will mit ihrem Maßnahmenpaket gegen die Energiekrise auch den Liquiditätsstress lindern, unter dem die Versorger wegen Margin Calls und Sicherheitsanforderungen an den Energiebörsen leiden. Dazu sucht Brüssel das Gespräch mit den Aufsichtsbehörden, heißt es in einem Dokument der EU-Kommission. „Die Kommission wird mit den zuständigen Wertpapier- und Bankenaufsichtsbehörden zusammenarbeiten, um Wege zu finden, die es den Marktteilnehmern ermöglichen, Sicherheiten zu finden, um Nachschussforderungen nachzukommen”, heißt es dem Dokument.

Eine Flut von Nachschuss-Forderungen im Volumen von mindestens 1,5 Bill. Euro droht nach Angaben des norwegischen Öl- und Gaskonzerns Equinor ASA den Energiehandel in Europa lahmzulegen. Als Großabnehmer von Strom und Energie neigen Versorgungsunternehmen dazu, ihre physischen Verträge mit Geschäften am Terminmarkt abzusichern. Das macht sie anfällig, wenn die Preise sich stark bewegen und Positionen in die Verlustzone geraten. In diesem Fall kann der Broker, die Bank oder die Börse eines Unternehmens zusätzliche Barmittel als Sicherheit verlangen.

„Wir werden Liquiditätshilfen brauchen”, sagte Helge Haugane, Senior Vice President für Gas und Strom bei Equinor, im Bloomberg-Interview. Während der physische Markt funktioniere, konzentriere sich das Problem auf den Derivatehandel. Die Nachschussforderungen zwingen die Versorger, sich Kreditlinien in Höhe von Milliarden Euro zu sichern. Indessen verschärfen die steigenden Zinsen das Kostenproblem.

„Das ist einfach nur totes Kapital, das durch Nachschussforderungen gebunden ist”, sagte Haugane am Rande der Branchenkonferenz Gastech in Mailand. „Wenn die Unternehmen so viel Geld aufbringen müssen, bedeutet das, dass die Liquidität am Markt versiegt, und das ist nicht gut für diesen Teil der Gasmärkte.” Die EU-Pläne, bei Derivaten zu intervenieren, seien “sinnvoll”.