AUSBLICK

Märkte rechnen mit kleinem Zinsschritt der Fed

US-Notenbank hat aber weitere Pfeile im Köcher - Nur kurzfristige Reaktionen am Bondmarkt erwartet

Märkte rechnen mit kleinem Zinsschritt der Fed

Von Dieter Kuckelkorn, FrankfurtAuch in der neuen Handelswoche stehen die Notenbanken im Fokus der Akteure an den Kapitalmärkten. Nach der Europäischen Zentralbank (EZB) tritt nun die US-Notenbank in Aktion. Sie wird am Mittwochabend das Ergebnis der geldpolitischen Sitzung ihres Offenmarktausschusses bekannt geben. Dabei ist der Druck auf Fed-Chairman Jerome Powell hoch. Er kommt zum einen von der EZB, die am Donnerstag in die Vollen gegangen ist, aber auch vom US-Präsidenten Donald Trump, der von Powell Negativzinsen nach europäischem Vorbild gefordert hat, während er gleichzeitig die EZB dafür attackierte. Allgemein erwartet wird, dass der Leitzins, also die Zielgröße für die Fed Funds Rate, um 25 Basispunkte (BP) auf 1,75 bis 2 % gesenkt wird. Dem dürften in den kommenden Monaten aber noch weitere Zinsschritte folgen. Aktuell werden die Marktteilnehmer besonders darauf achten, was Powell für die kommenden Monate in Aussicht stellt. Gemäß den Fed Funds Futures wird davon ausgegangen, dass der Leitzins bis Januar 2020 auf nur noch 1 % bis 1,25 % gesenkt wird.Nach Einschätzung von Claudia Windt von der Landesbank Hessen Thüringen (Helaba) ist der Grat, auf dem sich die Fed bewegt, schmal: “Den Eindruck der politischen Abhängigkeit darf die Fed nicht erwecken, zugleich wird sie irgendwie Stellung beziehen müssen, wie die jüngste Zunahme der Kerninflation zu bewerten ist”, erwartet sie. Der Dollar könne erheblich unter Aufwärtsdruck geraten, wenn der Eindruck entstehe, dass die Fed trotz aktuell erhöhter Inflation die Leitzinsen aufgrund politischer Opportunität senkt. Die Fed werde aktuell senken, da sich deutliche Bremseffekte in der US-Industrieproduktion zeigten. Renten sind ihrer Meinung trotz der jüngsten Kursverluste insgesamt gut unterstützt.Auch für Christoph Swonke von der DZ Bank ist eine erneute Leitzinssenkung der Fed nach der jüngsten Kommunikationsoffensive der Währungshüter so gut wie beschlossen. Am Markt werde aber noch über die Höhe der geldpolitischen Lockerung diskutiert. Swonke rechnet dabei wie die meisten Marktbeobachter mit einem “kleinen” Zinsschritt von 25 BP. Begründet werde dieser wohl mit dem schwelenden Handelskonflikt sowie den anhaltenden geopolitischen Risiken. Auf der Pressekonferenz dürften aber auch die nachlassenden US-Frühindikatoren ein Thema werden, vermutet er. Bei der BayernLB geht man ebenfalls von 25 BP aus. Seit der vergangenen Fed-Sitzung seien die Risiken nennenswert gestiegen. Anlässlich der Zinssitzung würden auch die neuen Fed-Projektionen vorgestellt, dabei werde wohl die Prognose für das Wirtschaftswachstum im kommenden Jahr nach unten korrigiert, erwartet Analystin Charlotte Heck-Parsch. Bei der Commerzbank rechnet man – wie schon bei der EZB-Sitzung – nur mit kurzfristigen Reaktionen am Staatsanleihenmarkt. Für Bundesanleihen bestehe daher ein neutrales Durationsrisiko.