Geld oder BriefMDax-Rückkehrer

Fielmann kommt überwiegend positiv an

Als Fielmann im Juli neue Ziele bis 2030 vorstellte, kletterte die jetzt wieder in den MDax zurückkehrende Aktie auf den höchsten Stand seit Anfang 2022. Analystenurteile fallen derzeit überwiegend positiv aus.

Fielmann kommt überwiegend positiv an

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Fielmann kommt überwiegend positiv an

Von Carsten Steevens, Hamburg

Am 22. September rückt Fielmann in den MDax auf. Deutschlands größte Optikerkette wertet die Entscheidung der Deutschen Börse zur Aufnahme in den Mid-Cap-Index als Resultat einer erfolgreichen Umsetzung ihrer seit 2019 verfolgten Mittelfriststrategie „Vision 2025“. Alle damit verbundenen Ziele zur Internationalisierung, Modernisierung und Digitalisierung würden in diesem Jahr erreicht, unterstrich das Familienunternehmen aus Hamburg an diesem Mittwoch noch einmal auf einem Kapitalmarkttag. Man habe sich vom europäischen Marktführer zu einem globalen Anbieter für Augenoptik und Hörakustik entwickelt, der heute rund 30 Millionen Kunden in Europa und Nordamerika mit Brillen, Kontaktlinsen, Dienstleistungen im Bereich der Augenvorsorge sowie Hörsystemen versorge.

Wieder im MDax

Für Fielmann handelt es sich um eine Rückkehr in den MDax. Das 1972 gegründete und seit 1994 börsennotierte Unternehmen gehörte dem Nebenwerte-Index bereits von Januar 2009 bis Dezember 2019 an. Als Marc Fielmann im November vor sechs Jahren das Ruder von seinem Vater und Firmengründer Günther Fielmann übernahm, galt es mit der gerade initiierten Strategie zunächst das Wachstum anzukurbeln. Das gelang im Wesentlichen durch Expansion in weitere europäische Märkte wie Slowenien und Spanien sowie durch den Schritt nach Nordamerika mit den Übernahmen von SVS Vision und Befitting im Jahr 2023 sowie Shopko Optical im vergangenen Turnus.

Der Anteil des Auslandsgeschäfts am Konzernumsatz erhöhte sich von 21% im Jahr 2019 auf zuletzt 39%. Tendenz: weiter steigend. Zugleich nahm das Wachstumstempo von im Mittel 6% pro Jahr zwischen 2004 und 2018 auf 9% zwischen 2019 und 2025 zu. Mitten in der laufenden Strategieperiode musste Fielmann aber den Fokus verschieben: Die Verbesserung der Profitabilität rückte nach einem wachstumsbedingten Rückgang bis 2022 in den Vordergrund. Das Strategieziel einer Ebitda-Marge von 25% schwächte das Unternehmen nach Eintritt in den US-Markt noch auf rund 24% ab.

Neue Mittelfristziele

Die Bestätigung der Finanzziele bei der Vorlage der Jahresbilanz 2024 minderte offenbar bestehende Zweifel bei Investoren. Die Fielmann-Aktie, 2024 anders als bei einigen Branchenunternehmen gesunken, sprang am 30. April um mehr als 14% auf über 50 Euro und damit den höchsten Stand seit fast zwei Jahren. Auch die in der Hauptversammlung am 10. Juli vorgestellte „Vision 2035“ sowie Wachstums- und Ergebnisziele bis 2030 fanden positive Resonanz: Fielmann kletterte an der Börse bis auf 58,80 Euro – so hoch wie seit Anfang 2022 nicht mehr. Bei einem aktuellen Kurs von rund 52 Euro beläuft sich der Zuwachs im bisherigen Jahresverlauf noch auf gut 24%. Der MDax lag bis zu diesem Donnerstag mit rund 18% im Plus.

Den neuen Mittelfristvorgaben zufolge will Fielmann das Wachstumstempo erhöhen: Das Ziel eines bis 2030 um 1,5 Mrd. auf etwa 4 Mrd. Euro Euro steigenden Umsatzes impliziert ein jährliches Erlöswachstum um durchschnittlich etwa 10%. Die Profitabilität soll mit einer Ebitda-Marge von 25% stabil gehalten werden. Die Ambitionen bekräftigte Fielmann nun vor Investoren und Analysten. Warburg Research äußerte sich im Anschluss reserviert und bekräftigte das Anlageurteil „Halten“ bei einem Kursziel von 55 Euro.

Verbraucherstimmung schwach

Der Plan eines beschleunigten organischen Wachstumspfads erscheine sehr ambitioniert, so Analyst Thilo Kleibauer. Die konkreten Schritte blieben eher vage. Kurzfristig seien keine signifikanten Verbesserungen durch die angekündigten Strukturänderungen in den US-Gesellschaften zu erwarten. Warburg Research hält einen längeren Transformationsprozess mit begrenztem Margenpotenzial im US-Geschäft für wahrscheinlich. Zugleich sei das aktuelle Marktumfeld aufgrund der schwachen Verbraucherstimmung schwierig. Der jüngste Anstieg des operativen Ergebnisses vor Abschreibungen (Ebitda) sei vor allem auf M&A-Effekte, Preiserhöhungen und Kosteneinsparungen zurückzuführen. Die verkauften Stückzahlen hingegen würden organisch nicht zulegen. Eine schnelle Erholung der Auftragsvolumens ist für Warburg Research nicht in Sicht.

Auch die DZ Bank äußerte sich zuletzt skeptisch. Die Vorgabe, in den kommenden Jahren mit durchschnittlich etwa 10% wohl auf Basis einer relativ regen Akquisitionstätigkeit schneller zu wachsen als der relevante Markt (plus 4 bis 6%), sei zu begrüßen. Die bevorstehende Expansionsphase enthalte aber erhöhte Abwärtsrisiken für die Margen- und Dividendenerwartungen. Mit Hinweis auf eine temporär erhöhte Unsicherheit rät die Bank seit Juli nicht mehr zum Kauf, sondern bei einem Kursziel von 58 Euro zum Halten der Fielmann-Aktie.

Verlässliche Umsetzung

Eine positivere Haltung nimmt MWB Research ein. Die klaren Ziele des Unternehmens für 2030, die durch eine starke Erfolgsbilanz bei der Umsetzung unterstützt würden, machten Fielmann zu einem attraktiven Investment-Case. Das Analysehaus bestätigte seine Kaufempfehlung Ende August mit einem Kursziel von 68 Euro. Der aktuelle Bloomberg-Konsens zeigt bei sechs positiven und vier neutralen Analystenpositionen einen 12-Monatszielkurs von 62,50 Euro an.