SIEMENS HEALTHINEERS GEHT AN DIE BÖRSE – IM INTERVIEW: RALF THOMAS

"Meine Erwartungen sind erfüllt"

Der Siemens-Finanzvorstand setzt auf langfristige Wertsteigerung bei börsennotierter Tochter Healthineers

"Meine Erwartungen sind erfüllt"

– Herr Dr. Thomas, wie beurteilen Sie den Healthineers-Börsenstart?Wir konnten mit dem Börsengang alle unsere Ziele umsetzen. Wir freuen uns darauf, dass der Markt uns einen so großen Vertrauensvorschuss mitgegeben hat. Nun haben wir die Voraussetzungen für eine stringentere und nachhaltigere Kapitalallokation im Konzern geschaffen. Damit entsteht eine Situation mit zwei Gewinnern: Healthineers erhält noch mehr gestalterische Spielräume, um das Geschäftsmodell branchenspezifisch weiterzuentwickeln. Wir als Siemens AG freuen uns als strategischer Mehrheitsaktionär darauf, dass die Wertsteigerungspotenziale mit harter Arbeit und einem Geschäftsmodell mit sehr guter Perspektive nach vorne entwickelt werden. – Das Emissionsvolumen ist deutlich geringer als erwartet. Enttäuscht das den Finanzvorstand?Nein. Es kommt darauf an, wer welche Erwartungen hat.- Wie waren denn Ihre Erwartungen?Meine Erwartungen sind erfüllt worden. Denn unser Ziel ist es, nachhaltig ein Wertsteigerungspotenzial für alle Aktionäre auf den Weg zu bringen. Ich glaube, dies ist mit dem heutigen Start gut gelungen. Wir sehen die Möglichkeit, dass Healthineers sich mit den reinen Medizintechnik-Anbietern gut messen kann, und zwar bezogen auf die Kunden und den Kapitalmarkt. Darauf freue ich mich als Finanzvorstand.- Wird Siemens nach dem Auslaufen der Lock-up-Phase von 180 Tagen relativ schnell darüber nachdenken, weitere Aktien abzugeben?Wir denken natürlich ständig … Ich kann Ihnen aber versichern, dass unsere Zielsysteme langfristiger Natur sind und wir uns freuen, am Wertsteigerungspotenzial dieses außerordentlichen Geschäftsmodells langfristig und nachhaltig teilzunehmen. – Es liegen zwei Drittel der Healthi-neers-Aktien bei der Siemens AG. Dies sieht so aus, als gelte das übrige Drittel hauptsächlich bei der Siemens-Beteiligungsgesellschaft als grundsätzlich veräußerbar.Ach, wissen Sie: Es gibt so viele Parameter, die solche Allokationsentscheidungen treiben, das würde ich nicht überbewerten. – Erhalten die Aktionäre der Siemens AG einen Teil des Emissionserlöses?Jetzt freuen wir uns erst einmal darüber, dass es heute ein erfolgreicher erster Handelstag war. Aber wir sind natürlich weiterhin darauf bedacht, alle unsere Aktionäre mit dem sehr attraktiven Modell eines Total-Shareholder-Returns auszustatten. Wir mussten uns in dieser Hinsicht schon bisher nicht verstecken. Wir werden auch in Zukunft die Erwartungen der Anteilseigner erfüllen, denn Siemens hat eine sehr attraktive Dividendenpolitik. Vom Niveau und der Kontinuität her sind wir ein sehr starker Titel. Es ist heute auch bei großen Unternehmen nicht mehr gang und gäbe, Kontinuität auf hohem Niveau halten zu können. Im gesamten Paket des Total-Shareholder-Returns samt Aktienrückkäufen und Dividenden sind wir eines der attraktivsten Unternehmen unsere Branche.- Also ist keine Änderung erforderlich, es wird keine Sonderdotierungen geben?Wir werden einen klugen Schritt nach dem anderen machen. – Welchen Effekt wird der Healthi-neers-Börsengang in den Zahlen zum zweiten Quartal haben, das Ende März endet?Wir werden Sie noch ein bisschen um Geduld bitten müssen. Schon im November war angekündigt worden, dass wir die Effekte vollständig transparent machen werden, die sich beispielsweise durch das Herauslösen der Healthineers-Assets ergeben. – Damals hatten Sie auch einen Steuereffekt angekündigt …Die Errichtung eines Teilkonzerns impliziert immer, dass dann auflebende stille Reserven einer Besteuerung unterworfen werden. In jeder Jurisdiktion vollzieht sich dies etwas anders. Darum braucht es Zeit, bis man das quantifizieren kann. – Wie hoch ist der Buchgewinn?Wir werden transparent sein über alle Effekte, die sich ergeben.- Ist dies der letzte Börsengang, den Siemens auf absehbare Zeit plant?Ich hatte schon mehrfach berichtet, dass wir jedes Geschäft für sich betrachten und uns die Frage stellen, wie können wir am besten Wert schaffen. Wir haben dafür fünf strategische Imperative: attraktive Wachstumsmärkte, nachhaltig günstige Profitpools, warum ist Siemens der beste Eigentümer, welche Synergiepotenziale hat man und wo gibt es einen Paradigmenwechsel in den Märkten. Wir werden diesen Analyseprozess fortsetzen und stetig unser Portfolio unter diesen Gesichtspunkten anschauen. Deshalb möchte ich gar nicht darüber spekulieren, was in absehbarer Zeit oder mittlerer Zukunft passieren kann. Aber seien Sie versichert: Jeder einzelne Schritt fußt darauf, Wert im Konzernverbund zu schaffen. —-Das Interview führte Michael Flämig.