Regierungserklärung zum EU-Gipfel

Merz fordert eine europäische Börse

Der Bundeskanzler will, dass Europa eine gemeinsame Börsen-Plattform als Gegengewicht zur Wall Street baut, um junge Unternehmen hier „besser und schneller zu finanzieren“.

Merz fordert eine europäische Börse

Merz fordert „European Stock Exchange“

Deutsche Börse mahnt Stärkung der Investorennachfrage und Marktstrukturreform an

hei Frankfurt

Bundeskanzler Friedrich Merz hat eine gemeinsame europäische Börse gefordert. „Wir brauchen eine Art European Stock Exchange, damit erfolgreiche Unternehmen wie zum Beispiel Biontech aus Deutschland nicht an die New Yorker Börse gehen müssen", sagte der CDU-Chef in einer Regierungserklärung zum EU-Gipfel im Bundestag. Er warb für „einen ausreichend breiten und tiefen Kapitalmarkt“, damit sich die Unternehmen in Europa „besser und vor allem schneller finanzieren können“. Merz stößt damit in dasselbe Horn wie der umtriebige Chef des bereits in sieben Ländern operierenden Börsenkonzerns Euronext, Stéphane Boujnah. Euronext, die unter anderem bereits Handelsplätze in Paris, Amsterdam und Mailand betreibt, hatte kürzlich auch die Übernahme der Athener Börse angekündigt.

Plädoyer für europäische Champions

Boujnah hatte im Interview der Börsen-Zeitung schon im Dezember 2024 eine stärkere Integration der Finanzmärkte und „mehr europäische Champions“ gefordert. Dabei hatte der Manager auch eigene Ambitionen deutlich gemacht: „Wir schielen weniger auf die USA, wir wollen die europäische Plattform sein, die London ersetzt.“ Euronext hatte bereits 2023 mit der Deutschen Börse über eine gemeinsame IPO-Plattform gesprochen. Das Projekt war indes versandet, weil die Skepsis zu groß war, dass es gelingt, ausreichend Liquidität für den Handel sicherzustellen.

Deutsche Börse beklagt Fragmentierung

Darauf weist die Deutsche Börse in ihrer Stellungnahme zu dem Vorstoß des Bundeskanzlers erneut hin. „Die entscheidenden Herausforderungen auf dem europäischen Kapitalmarkt“ seien eine „fehlende Investorennachfrage und ein hoher Grad an Fragmentierung im Handelsbereich“, so eine Sprecherin auf Anfrage der Börsen-Zeitung. Der Börsenbetreiber beklagt insbesondere ein Geflecht von „über 500 Handelsplätzen“ in der EU. Zielführend für eine Stärkung des IPO-Ökosystems seien „regulatorischen Maßnahmen im Nachfragebereich, wie beispielsweise um Spar- und Investitionskonten oder aktienbasierte Pensionsmodelle“, die mit „dedizierten Reformen in der Marktstruktur Hand in Hand“ gehen müssten. In Europa hat zuletzt Schweden bei Börsengängen herausgestochen.