Metzler setzt weiter auf Aktien
Metzler setzt weiter auf Aktien
Metzler setzt weiter auf Aktien
KI und Donald Trump dürften auch 2026 entscheidende Faktoren bleiben – Tech-Größen hoch, aber nicht extrem bewertet
2025 hatte bisher einiges zu bieten: Satte Gewinne an den Aktienmärkten, aber auch reichlich Friktionen, die nicht selten mit US-Präsident Donald Trump verbunden waren. Das Bankhaus Metzler geht davon aus, dass sich dies auch im kommenden Jahr fortsetzen wird und setzt weiter auf Aktien.
tom Frankfurt
Donald Trump und KI. Das sind die beiden großen Themen, die in diesem Jahr für reichlich Bewegung an den Märkten gesorgt haben. Und das sind auch die Themen, die die Experten vom Bankhaus Metzler bewegen, wenn sie auf dieses Jahr zurück- und auf das nächste vorausblicken. Es gelte, die vielen Risiken, die auf die Stimmung drücken und von denen viele nicht zuletzt mit dem Namen Trump verbunden sind, zu sehen, gleichzeitig aber auch Chancen zu finden, erklärt Gerhard Wiesheu, Vorstandssprecher bei Metzler bei der Veröffentlichung der Investment-Strategie 2026. „Das Umfeld verändert sich mit hoher Geschwindigkeit. Geopolitische Spannungen und technologischer Fortschritt bestimmen die tägliche Nachrichtenlage“, so der Vorstand Private Banking.
2025 hat sich bisher als ein turbulentes Jahr gezeigt. Die Zölle, die der US-Präsident mit seinem Liberation Day im April ausgerufen hat, haben viel Unsicherheit in die Märkte gebracht. „So ganz wissen wir immer noch nicht, wie die Industrie damit umgeht“, erklärt Wiesheu mit Blick darauf, ob Unternehmen die Belastungen an die Verbraucher weitergeben oder diese auf die eigene Bilanz nehmen. Nachlaufende Belastungen könnten noch kommen und den US-Konsum dämpfen, ergänzt Carolin Schulze Palstring, Leiterin Strategie und Research bei Metzler. Außerdem würden viele Haushalte unter den Zöllen und steigenden Strompreisen leiden. Perspektivisch dürfte zudem Trumps strikte Migrationspolitik das Potenzialwachstum belasten. Immerhin 44% der Gründer von Unicorns in den USA haben aktuell einen Migrationshintergrund, erläutert Schulze Palstring. „Die Konjunkturdynamik in den USA dürfte sich 2026 abschwächen. Der fiskalische Spielraum ist gering, höhere Zölle belasten tendenziell den privaten Konsum, und die anhaltende politische Unsicherheit hemmt Investitionen“, erklärt die Leiterin Strategie und Research bei Metzler Private Banking.
Positiver fällt Schulze Palstrings Blick auf Europa aus: „Zwar leiden exportorientierte Unternehmen hierzulande unter einem festeren Euro, zusätzlichen Zöllen und Konkurrenzdruck aus Fernost. Die europäische Binnenwirtschaft profitiert jedoch von niedrigeren Zinsen, gesunkener Arbeitslosigkeit in vielen Mitgliedstaaten und zunehmenden Fiskalausgaben für Verteidigung und Infrastruktur in Deutschland.“ Abzuwarten bleibe, welchen Anteil am deutschen Infrastrukturpaket investive und welchen konsumptive Ausgaben haben werden. Das Bankhaus Metzler erwartet durch das Paket ab 2026 auf jeden Fall einen „signifikanten Impuls“.
KI treibt die Märkte an
Reichlich Marktimpulse kamen in den vergangenen Monaten und Jahren vom Hoffnungssektor Künstliche Intelligenz. Vorstandssprecher Wiesheu sieht an den Aktienmärkten weiter Potenzial für Aufwärtsbewegungen, warnt gleichzeitig aber vor einem Klumpenrisiko bei den hoch bewerteten KI-Werten. „Wir gehen davon aus, dass sich das materialisiert“, erklärt Wiesheu mit Blick auf die bisher noch überschaubaren Einnahmen im KI-Bereich, denen milliardenschwere Ausgaben gegenüberstehen. Mit Blick auf die Risiken sei aber gerade hier aktives Management sehr gefragt.
„Ich kann die Antwort nicht geben, ob es eine Blase ist“, erklärt Frank Endres, Leiter Portfoliomanagement bei Metzler, um dann zu erläutern, dass die Nachfrage nach der Bereitstellung neuer KI-Kapazitäten weiter ungebrochen ist. Die Investitionen in neue Datenzentren sind in den letzten Jahren steil angestiegen. Dieses sehr dynamische Wachstum sei weiter intakt, so Endres. Abgesehen von Oracle stemmen die Big-Tech-Firmen die milliardenschweren Investitionen bisher aus ihrem Cashflow. Allerdings seien Produktivitätsschübe durch KI im breiten Markt bisher nicht erkennbar. Die Fragen danach dürften in den nächsten Monaten deutlich zunehmen. Dennoch hält Metzler die Tech-Größen Alphabet, Amazon, Apple, Meta, Microsoft und Nvidia zwar für hoch, nicht aber für extrem bewertet. Eine Korrektur sei zwar möglich, diese erwartet das Bankhaus aber nicht kurzfristig. „Wir bleiben investiert, aber auch diversifiziert“, erklärt Endres.
Einige Unterschiede
Michael Mayer, Leiter Kapitalmarktanalyse bei Metzler, wagt noch einige weitere Prognosen für das kommende Jahr: So geht Metzler anders als andere Bankhäuser davon aus, dass die EZB 2026 noch ein weiteres Mal die Leitzinsen senken wird. Die Inflation dürfte sich bei unter 2% einpendeln und der Euro weiter an Wert zulegen. In den USA dürften die Leitzinsen sogar noch „ein gutes Stück weiter“ sinken. Mayer erwartet hier ein Zinsniveau von 3,25%. Angesichts der im nächsten Jahr anstehenden Zwischenwahlen dürfte Trump die Fed zu einem expansiveren Kurs drängen, um die Konjunktur anzuschieben.
Auch an den Aktienmärkten haben sich zuletzt einige Unterschiede herauskristallisiert: Während in Europa zuletzt Small Caps deutlich besser gelaufen sind, dominieren in den USA weiter die Large Caps das Geschehen. Und während in Europa zuletzt Value-Titel zulegen konnten, sind in den den USA Growth-Werte weiter die bessere Wahl. Mayer geht davon aus, dass sich diese divergierenden Trends auch im kommenden Jahr fortsetzen werden und sieht in der unübersichtlichen Lage gleichzeitig einen Vorteil: Die Unterschiede böten Diversifikationspotenzial. Auch grundsätzlich bleibt das Bankhaus seiner Linie treu und setzt weiter auf Aktien. Die Unternehmensgewinne dürften sowohl in den USA als auch in Europa zulegen. Für die USA geht Metzler von einem niedrigeren Wachstum und einer steigenden Inflation aus. Potenzial böten die Zinssenkungen. Für Europa spräche, dass die Leitzinsen bereits gesunken sind und die expansive Fiskalpolitik. Für die USA erwartet Metzler für 2026 in einem Basisszenario ein Gewinnwachstum von 6% und für Europa 5%. Auch 2026 biete daher gute Chancen für ein erfolgreiches Aktienjahr, konstatiert Mayer.
