Shareholder Value-CIO

„Mit Secunet habe ich den ersten Hundertbagger“

Frank Fischer, der Chief Investment Officer von Shareholder Value, über Modern Value Investing und aussichtsreiche Titel wie Grenke, Defama oder EQS.

„Mit Secunet habe ich den ersten Hundertbagger“

Von Werner Rüppel, Frankfurt

Frank Fischer ist happy. Denn nach einer zwischenzeitlichen Durststrecke in den vergangenen Jahren performen die vom Chief Investment Officer (CIO) von Shareholder Value gesteuerten Fonds wieder prächtig. Der Value-Investor hat die Zügel wieder stärker in die eigene Hand genommen und überzeugt wie sein Vorbild Warren Buffett durch satte Wertzuwächse.

So kommt der 1,3 Mrd. Euro schwere Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen auf Jahresfrist auf eine Performance von knapp 30% und hat seit Auflegung Anfang 2008 respektable 207% zugelegt. Auch das Plus von 46% über ein Jahr im etwas risikoreicheren 70 Mill. Euro schweren Frankfurter Value Focus Fund kann sich mehr als sehen lassen. „Value ist definitiv zurück“, erklärt der renommierte Fondslenker im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. „Doch dürfte die zyklische Erholung noch einmal kurzfristig unterbrochen werden, denn Value-Papiere sind zuletzt alle sehr gut gelaufen. Nach der Korrektur dürfte Value aber wieder laufen.“

Nach den deutlichen Anstiegen in diesem Jahr sei ein Rückschlag zu erwarten und nur gesund. „Im zweiten Halbjahr bis Anfang Oktober ist eine Korrektur des Aktienmarkts um bis zu 10% wahrscheinlich. Der Markt müsste eigentlich einmal wieder durchatmen“, erklärt Fischer. „Eine solche Korrektur wäre aber kein Beinbruch. Denn gegen Jahresende sollte der Aktienmarkt wieder klar zulegen.“ Denn die konjunkturelle Erholungsphase halte an. „Die Notenbanken bleiben weiterhin expansiv, irgendwann im nächsten Jahr dürften sie aber mit dem Tapering beginnen.“

Das Besondere an Fischers Investmentansatz ist, dass er nicht nur auf Value schaut, sondern dass er die Investitionsquote im Fonds aktiv steuert, wobei er sich dazu auch an den Daten von Sentix, Europas führender Investorenumfrage, orientiert. „Unsere Investitionsquote im Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen liegt derzeit bei rund 90%“, sagt Fischer. „Kommt es also im Sommer zu einer Korrektur, haben wir Liquidität, um nachzukaufen.“

Nachhaltigkeit werde bei Shareholder Value groß geschrieben. So hat die Gesellschaft zusammen mit Sustainalytics einen ethischen Wertekatalog entwickelt. Auch auf den Rohstoffsektor wirke sich der Trend zur Nachhaltigkeit aus. „Rohstoffe bleiben in diesem Umfeld gefragt, und auch der Ölpreis dürfte auf über 100 Dollar je Barrel ansteigen, unter anderem, weil in diesem Sektor nicht mehr so viel investiert wird“, erklärt Fischer.

Wie Buffett ist der Shareholder-Value-CIO einer, der bei Unternehmen stark auf Burggräben sowie die Marktstellung einer Gesellschaft schaut. So geht das moderne Value Investing über die Betrachtung von Kurs-Gewinn-Verhältnissen oder Kurs-Buchwerten hinaus. „Den von uns eingeschlagenen Pfad des Modern Value Investings werden wir nicht verlassen“, betont Fischer. „Uns gefallen Qualitätsunternehmen mit hohen Einstiegsbarrieren und entsprechender Preissetzungsmacht. Ein Beispiel dafür ist Amazon. Gerade in einem inflationären Umfeld werden solche Titel weiter zulegen.“

Dem Aktienprofi gefallen zudem Roche und Novo Nordisk, die in den Fonds entsprechen vertreten sind. „Auch bei Pharmatiteln und bei Dia­gnostikwerten finden wir etliche einmalige Unternehmen mit starker Marktstellung“, erklärt Fischer. „Im Technologiesektor muss man sehr genau hinschauen. Hier gibt es einige überbewertete Titel, die kaum Cash genieren. Andere Tech-Werte sind aber echte Cash-Maschinen und zudem günstig bewertet.“

Fischer hat in den vergangenen Jahren seine Hausaufgaben gemacht. „Nach einer zwischenzeitlichen Durststrecke entwickeln sich unsere Fonds inzwischen wieder hervorragend“, sagt Fischer. „Früher waren wir eher ein Spezialist für Nebenwerte, jetzt haben wir uns auch das Segment der Blue Chips erschlossen, wobei wir aber nach wie vor uns die einzelnen Unternehmen sehr genau anschauen.“ Firmen werden wie bei Buffett aber nicht zu jedem Preis erworben. „Wir investieren auch nur, wenn entsprechende Sicherheitsabschläge auf den Unternehmenswert vorhanden sind.“

Auch der Absatz läuft. „Aufgrund ihrer zuletzt guten Performance sind unsere Fonds bei den Beratern wieder sehr gefragt, und auch das Fondsvolumen wächst stetig.“

Nicht zuletzt ist Fischer mit einzelnen Aktien erfolgreich. „Mit Secunet habe ich meinen ersten Hundertbagger im Portfolio. Und das Unternehmen entwickelt sich weiterhin positiv“, sagt der Aktienprofi. „Grenke entwickelt sich gut und ist dabei, wieder Vertrauen aufzubauen. Die Aktie hat sehr großes Potenzial.“ Bei Nebenwerten kennt Fischer sich aus. „Bei Defama macht Matthias Schrade einen Super-Job“, urteilt er. „EQS hat seine Marktposition durch die jüngste Akquisition deutlich gestärkt.“