„Unsere Größenvorteile geben wir an unsere Kunden weiter“
Im Gespräch: Markus Weis
„Unsere Größenvorteile geben wir an Kunden weiter“
Der Deutschland-Chef von SPDR ETFs über die Vorteile einer globalen Plattform, Innovationen, niedrige Gebühren und Produkte für andere Häuser
Von Werner Rüppel, Frankfurt
State Street ist mit SPDR ETFs ein globaler Anbieter, der seine Größenvorteile in Form niedriger Gebühren an seine Kunden weiter gibt. Das breite Angebot an ETFs wird ständig durch Innovationen ergänzt, erläutert Deutschland-Chef Markus Weis. Ein starker Fokus liege in der Zusammenarbeit mit digitalen Plattformen.
State Street ist ein großer US-Finanzdienstleister, dessen Aktie im S&P 500 notiert. Neben der Verwahrung von Wertpapieren ist das Assetmanagement eine der großen Sparten der Gesellschaft. Ende des zweiten Quartals hatte State Street 49 Bill. Dollar Investments under Servicing und 5,1 Bill. Dollar Assets under Management.
„Unser neuer Markenname lautet seit 1. Juli State Street Investment Management statt State Street Global Advisors", erklärt Markus Weis, Deutschland-Chef für SPDR-ETFs bei State Street Investment Management, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. „Wir verwalten weltweit rund 5 Bill. Dollar und sind damit einer der größten Assetmanager der Welt. Durch das Rebranding möchten wir allen Investoren klarmachen, wir sind ein Assetmanager, ein Investmentmanager, und kein globaler Advisor.“
Erster ETF bereits 1991
State Street ist auf dem globalen ETF-Markt schon seit Beginn an aktiv, und neben Blackrock oder Vanguard einer der großen Adressen. „Unser besonderer Fokus liegt auf ETFs. Wir haben 1991 in den USA den ersten ETF auf den S&P 500 aufgelegt. Dieser ist inzwischen über 600 Mrd. Dollar schwer und einer der größten ETFs der Welt. Aus dem Name Standard and Poor’s Depositary Receipt ist dann der Name SPDR entstanden, für den wir bekannt sind und den wir heute noch für unsere ETFs nutzen“, erläutert Weis. „State Street macht aus, dass wir seit Auflage des ersten ETFs sehr viele Innovationen auf den Weg gebracht haben, und stets für unsere Kunden nach Innovationen Ausschau halten.“
Am europäischen Markt für Ucits-ETFs liegen SPDR ETFs per Ende Juni nach Angaben von ETFGI mit verwalteten Geldern von 119,1 Mrd. Dollar an siebter Stelle der Anbieter. Die Mittelzuflüsse im laufenden Jahr betrugen 7,1 Mrd. Dollar. Auch auf dem europäischen Markt sei State Street mit seiner globalen Plattform sehr innovativ. „Zum Beispiel haben wir als erster Anbieter einen Total Market ETF auf den Weltaktienmarkt aufgelegt und uns auch komplexeren Themen wie Wandelanleihen gewidmet", sagt Weis. „Und wir haben mit unseren Indexpartnern eine Reihe innovativer Indizes entwickelt, wie zum Beispiel die Dividendenaristokraten mit Standard & Poor’s.“
Produkt auf Qualitätsaktien
SPDR biete natürlich ETFs zu den klassischen großen Indizes an. Doch halte man stets nach neuen, sinnvollen Investmentlösungen Ausschau. „Zuletzt haben wir zusammen mit S&P einen Index auf Qualitätsaktien, also auf Qualitätsaristokraten, entwickelt. Anders als bei den Dividendenaristokraten ist hier der Free Cash Flow die entscheidende Kennzahl“, erläutert Weis.
S&P sei der erste große Indexpartner gewesen. „Wir arbeiten mit allen großen klassischen Indexanbietern zusammen", sagt Weis. "Auf der Aktienseite neben S&P zum Beispiel mit MSCI oder Russell, bei Anleihen mit Bloomberg, Barclays oder J.P. Morgan.“
ETFs auf Kern-Anlageklassen biete man zu Gebühren von wenigen Basispunkten im Jahr an. „Für uns ist wichtig, dass wir mit unseren ETFs echten Mehrwert bei Investoren stiften. Wir sind der drittgrößte ETF-Anbieter weltweit und verfügen über eine Plattform in einer Größenordnung, die es uns erlaubt, attraktive Preise für unsere Kunden in den ETFs zu verankern. Das ist uns ganz wichtig“, betont Weis. „Unsere Größenvorteile geben wir natürlich an unsere Kunden in Form niedriger Gebühren weiter. Da sind wir extrem konkurrenzfähig.“
Zusammenarbeit ausgebaut
Beliebt seien die ETFs von SPDR traditionell bei den institutionellen Anlegern gewesen. „Unsere Kunden sind die klassischen Institutionellen, aber auch immer mehr professionelle Vermögensverwalter und Privatanleger“, erklärt der Deutschland-Chef von SPDR. „Bei Privatanlegern ist Deutschland der Vorreiter am Markt, andere europäische Märkte ziehen hier jetzt nach. Wir haben die Zusammenarbeit mit digitalen Plattformen, also Discountbrokern und Neobrokern ausgebaut. Darauf legen wir einen starken Fokus.“
Wichtig für SPDR sei ein breites, umfassendes Angebot für Investoren. „Wir sind auf dem ETF-Markt ein Komplettanbieter. Neben unseren Kernkompetenzen bei US-Aktien und globalen Aktien haben wir auch eine Vielzahl von Satelliten im Angebot", erläutert Weis. "Dazu zählen verschiedene Laufzeitenbänder bei Anleihen, und bei Aktien u.a. Small Caps, Emerging Markets, Faktor-, Sektor- oder ESG-ETFs.“
Wertpapierleihe mache man bei State Street in kleinen, homöopathischen Dosen. „Unser komplettes ETF-Angebot ist zu 100% physisch replizierend, entweder voll replizierend oder eben gesampelt oder optimiert“, sagt Weis. So sei man in der Lage, die jeweiligen Indizes wirklich hochwertig zu tracken.
Nicht nur in den USA, auch am europäischen Ucits-Markt werden inzwischen immer mehr aktive ETFs aufgelegt. „Aktive ETFs werden deutlich wachsen, weil sie im Vergleich zu herkömmlichen aktiven Fonds sehr kosteneffizient sind", meint Weis. "Die hohen Gebühren von 150 oder 180 Basispunkten im Jahr sind das große Manko der traditionellen aktiven Fonds.“
Beim Sektor Verteidigung habe sich State Street zusammen mit S&P gefragt, was könne man da anders und besser machen. „Mit unserem Europe Defense Vision ETF haben wir jetzt einen ETF aufgelegt, der nicht nur reine Verteidigungsaktien enthält, sondern auch Tech-Unternehmen, die innovativ sind und von den verstärkten Investitionen in die Verteidigung profitieren", erläutert der Deutschland-Chef von SPDR-ETFs. "Dieser ETF ist der Startschuss für unsere künftige thematische Produktpalette.“
Geben Expertise weiter
In den vergangenen zehn Jahren sei der europäische Markt für ETFs mit Raten von 20% bis 30% pro Jahr gewachsen. „Der deutsche und der europäische ETF-Markt werden dynamisch weiter wachsen", ist Weis überzeugt. "Zudem gehe ich davon aus, dass beim Altersvorsorgekonzept der neuen Bundesregierung dann auch ETF-Depots unterstützt werden.“
State Street offeriere auch White Labeling bei ETFs für andere Vermögensverwalter. „Wir sind der einzige der großen ETF-Emittenten, der in Europa ETF as a Service für andere Häuser anbietet. Hier arbeiten wir bereits mit einem großen italienischen Vertriebspartner zusammen", erklärt Weis. "Wenn ein rein aktiver Manager in Europa keine ETF-Kompetenz hat, können wir diese zur Verfügung stellen. Wir haben die Effizienz auf der Plattform und die Expertise und geben diese auch in Teilbausteinen weiter.“