Finanzmärkte

Nahost-Eskalation treibt Ölpreis hoch

Nach Israels Angriff auf den Iran geht es an den Aktienmärkten abwärts. Gefragter sind Gold, Anleihen und der Dollar. Und auch der Ölpreis zieht kräftig an.

Nahost-Eskalation treibt Ölpreis hoch

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Nahost-Eskalation treibt Ölpreis hoch

Aktienmärkte mit Verlusten – Gold, Anleihen und Dollar gefragt – Airlines unter Druck

tom Frankfurt

Der deutsche Leitindex hat sich mit deutlichen Verlusten ins Wochenende verabschiedet. Belastet von der Eskalation im Nahen Osten gab das Börsenbarometer 1,1% auf 23.516 Zähler nach. Damit endet für den Dax eine schwache Woche mit Abschlägen von deutlich über 3%. Seit Jahresbeginn steht nun noch ein Plus von 18% unter dem Strich. Auch MDax und Euro Stoxx 50 mussten am Freitag Verluste hinnehmen.

Israel hatte in der Nacht auf Freitag den Iran angegriffen. Ziel des Präventivschlags gegen eine atomare Bewaffnung seien Nuklearanlagen und militärische Standorte gewesen, wie das israelische Militär erklärte. Die Angriffe sollen noch mehrere Tage weitergehen. Irans Außenminister wertete den israelischen Großangriff auf sein Land mittlerweile als Kriegserklärung. Israel habe damit alle roten Linien überschritten, sagte Abbas Araghtschi laut der staatlichen Nachrichtenagentur Irna. Der Angriff hat auch die Anleger an den Finanzmärkten aufgeschreckt. Während die Aktienbörsen in Europa und Asien auf Talfahrt gingen, schoss der Ölpreis aus Furcht vor Versorgungsengpässen in die Höhe. Gefragt waren die als sichere Häfen angesteuerten Assets Gold, Anleihen und der Dollar.

Ölpreis steigt deutlich

Besonders die Furcht vor Produktions- und Transportschwierigkeiten trieb den Preis für Rohöl deutlich nach oben. US-Öl WTI verteuerte sich in der Spitze um 14,1% auf 77,62 Dollar je Fass. Nordseeöl Brent wurde mit 78,50 Dollar je Fass zeitweise 13,2% höher gehandelt. Es könnte nicht nur der zuletzt stärkere Ölexport des Iran für eine Weile ausfallen, sagte Jochen Stanzl vom CMC Markets. „Man muss nun auch befürchten, dass andere Ölförderanlagen der Region unter Beschuss geraten, sollte sich aus dem Angriff ein größerer Konflikt entwickeln.“ Gefährdet sei zudem der Transport von Öl durch die Straße von Hormus, eine der wichtigsten Schifffahrtsrouten für die weltweite Ölversorgung.

Der deutsche Leitindex hat noch in der Vorwoche ein Rekordhoch bei 24.479 Punkten markiert, nun rückt aber eher das Zwischentief vom Mai bei 23.274 Punkten in den Fokus. Darunter droht charttechnisch weiteres Ungemach. „An den Aktienmärkten folgt die Reaktion dem klassischen Muster: Risiko raus“, kommentierten die Experten von Index Radar den Verlauf. Gewinnmitnahmen seien überfällig - die Eskalation im Nahen Osten liefere nun den passenden Vorwand.

Reise-Titel unter Druck

Wegen des steigenden Ölpreises gerieten europaweit vor allem Airline-Aktien unter Druck. Zusätzlich belastet wurden die Fluggesellschaften durch die Umleitung oder Streichung vieler Flüge über Israel, Iran und Irak. Die Lufthansa hatte am Morgen mitgeteilt, bis auf Weiteres alle Flüge nach und von Teheran auszusetzen. Zudem soll der iranische, irakische und israelische Luftraum nicht überflogen werden. Die Titel der Lufthansa fielen im MDax über 2%. Tui verloren mehr als 3%, Fraport sackten um fast 4% ab.

Profiteure des höheren Ölpreises waren dagegen Aktien aus dem Energiesektor wie Shell und BP, die sich zeitweise um gut 2% verteuerten. Nach einer starken Woche mussten dagegen im Nebenwerteindex SDax die Titel des Druckmaschinenherstellers Heidelberger Druck Gewinnmitnahmen hinnehmen und verbilligten sich um über 4%.

Gold und Dollar gefragt

Auf der Suche nach risikoarmen Anlagen griffen die Investoren vor allem bei Gold zu. Der Preis stieg um bis zu 1,8% auf 3.444 Dollar je Feinunze und näherte sich damit wieder seiner Ende April erreichten Rekordmarke von 3.500,05 Dollar. Ebenfalls gefragt war die US-Währung: Der Dollar-Index kletterte um bis zu 0,5% auf 98,39 Punkte. Auf Wochensicht blieb der Greenback, der unter der Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump leidet, jedoch angeschlagen und steuerte auf einen Verlust von fast 1% zu. Zeitweise deutlich nach oben ging es nach dem Angriff Israels für die Kurse der deutschen Bundesanleihen, im Gegenzug fiel die Rendite auf ein Drei-Monats-Tief von 2,422%.

Gesunken ist am Freitag auch der Kurs des Bitcoin. Kurz vor dem Wochenende wurde die älteste und bekannteste Kryptowährung auf der Handelsplattform Bitstamp bei knapp 105.000 Dollar gehandelt und damit etwa 1.000 Dollar niedriger als am Vortag. Generell machten Anleger am Freitag eher einen Bogen um riskantere Anlagen, was auch Bitcoin belastete.

tom Frankfurt