Märkte am Mittag

Nahost-Konflikt schickt Aktien auf Talfahrt

Nach Israels Angriff auf den Iran knickt der deutsche Leitindex ein. Besonders Reise-Aktien kommen unter die Räder.

Nahost-Konflikt schickt Aktien auf Talfahrt

Märkte am Mittag

Nahost-Konflikt schickt Aktien auf Talfahrt

Der Angriff Israels auf den Iran hat die Anleger an den Finanzmärkten zum Wochenschluss aufgeschreckt. Während die Aktienbörsen in Europa und Asien auf Talfahrt gingen, schoss der Ölpreis aus Furcht vor Versorgungsengpässen in die Höhe. Gefragt waren die als sichere Häfen angesteuerten Assets Gold, Anleihen und der Dollar. Der Dax sank gegen Mittag um 1,4% auf ein Drei-Wochen-Tief bei 23.440 Punkten. Der MDax verlor 1,7% auf 29.678 Zähler. Der Euro Stoxx 50 sank um 1,4%. Auf Wochensicht kommt der Dax nun auf ein Minus von gut dreieinhalb Prozent.

Am Ölmarkt trieb die Furcht vor Produktions- und Transportschwierigkeiten den Preis deutlich nach oben. US-Öl WTI verteuerte sich in der Spitze um 14,1% auf 77,62 Dollar je Fass, den höchsten Stand seit Ende Januar. Nordseeöl Brent wurde mit 78,50 Dollar je Fass zeitweise 13,2% höher gehandelt. Es könnte nicht nur der zuletzt stärkere Ölexport des Iran für eine Weile ausfallen, sagte Jochen Stanzl vom CMC Markets. „Man muss nun auch befürchten, dass andere Ölförderanlagen der Region unter Beschuss geraten, sollte sich aus dem Angriff ein größerer Konflikt entwickeln.“ Gefährdet sei zudem der Transport von Öl durch die Straße von Hormus, eine der wichtigsten Schifffahrtsrouten für die weltweite Ölversorgung.

Zwischentief rückt in den Blick

Mögliche Auswirkungen des Ölpreis-Anstiegs auf die künftige Inflationsentwicklung trübten die Stimmung ein, sagte Marktexperte Andreas Lipkow. Preissteigerungen seien derzeit der absolute Show-Stopper an den Finanzmärkten und störten sowohl die Zinsszenarien als auch das Konjunkturbild der Investoren.

Nachdem der Dax in der Vorwoche noch ein Rekordhoch von 24.479 Punkten erreicht hatte, rückt nun das Zwischentief vom Mai bei 23.274 Punkten in den Blick. Darunter droht charttechnisch weiteres Ungemach. „An den Aktienmärkten folgt die Reaktion dem klassischen Muster: Risiko raus“, kommentierten die Experten von Index Radar den Verlauf. Gewinnmitnahmen seien überfällig - die Eskalation im Nahen Osten liefere den passenden Vorwand.

Israel hatte in der Nacht auf Freitag den Iran angegriffen. Ziel des Präventivschlags gegen eine atomare Bewaffnung seien Nuklearanlagen und militärische Standorte, erklärte das israelische Militär. Die Angriffe sollen für mehrere Tage weitergehen. Am Donnerstag hatte es bereits Hinweise auf eine bevorstehende Gefahr in Form des Abzugs von US-Botschaftspersonal aus dem Nachbarland Irak gegeben. Irans Außenminister wertete den israelischen Großangriff auf sein Land mittlerweile als Kriegserklärung. Israel habe damit alle roten Linien überschritten, sagte Abbas Araghtschi laut der staatlichen Nachrichtenagentur Irna.

Reise-Titel unter Druck

Wegen des steigenden Ölpreises gerieten europaweit vor allem Airline-Aktien unter Druck. Zusätzlich belastet wurden die Fluggesellschaften laut einem Händler durch die Umleitung oder Streichung vieler Flüge über Israel, Iran und Irak. Die Lufthansa hatte am Morgen mitgeteilt, bis auf Weiteres alle Flüge nach und von Teheran auszusetzen. Zudem soll der iranische, irakische und israelische Luftraum nicht überflogen werden. Die Titel der Lufthansa fielen im MDax um 3%. Die Papiere der British Airways-Mutter IAG, Air France-KLM und EasyJet verloren jeweils rund 4%. Tui verloren deutlich über 2%, Fraport sackten um 3,5% ab.

Profiteure des höheren Ölpreises waren dagegen Aktien aus dem Energiesektor wie Shell und BP, die sich jeweils um gut 2% verteuerten. Der Branchenindex rückte um bis zu 2,2% vor. Nach einer starken Woche litten dagegen im Nebenwerteindex SDax die Titel des Druckmaschinenherstellers Heidelberger Druck unter Gewinnmitnahmen mit minus 6,8%.

Gold und Dollar gefragt

Auf der Suche nach möglichst risikoarmen Anlagen griffen die Investoren vor allem bei Gold zu. Der Preis stieg um bis zu 1,8% auf 3.444 Dollar je Feinunze und näherte sich damit wieder seiner Ende April erreichten Rekordmarke von 3.500,05 Dollar je Feinunze.

Ebenfalls gefragt war die US-Währung: Der Dollar-Index kletterte um bis zu 0,5% auf 98,39 Punkte. Auf Wochensicht blieb der Greenback, der seit Monaten unter der Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump leidet, jedoch angeschlagen und steuerte auf einen Verlust von fast 1% zu. Der Euro fiel am Freitag bis zu 0,6% auf 1,1513 Dollar. Zeitweise deutlich nach oben ging es nach dem Angriff Israels für die Kurse der deutschen Bundesanleihen, im Gegenzug fiel die Rendite auf ein Drei-Monats-Tief von 2,422%.

Gesunken ist am Freitag auch der Kurs des Bitcoin. Kurz vor dem Wochenende wurde die ältesten und bekanntesten Kryptowährung auf der Handelsplattform Bitstamp bei knapp 105.000 Dollar gehandelt und damit etwa 1.000 Dollar niedriger als am Vortag. Generell machten Anleger am Freitag eher einen Bogen um riskantere Anlagen, was auch den Bitcoin belastete.