Start ab drittem Quartal

Nasdaq will 23 Stunden am Tag handeln

Im zunehmend härteren Wettbewerb um Anleger weiten Börsenbetreiber die Handelszeiten aus, wie jetzt die Nasdaq. Das schürt jedoch Sorgen vor einer zunehmenden Volatilität am Aktienmarkt.

Nasdaq will 23 Stunden am Tag handeln

Nasdaq will 23 Stunden am Tag handeln

Börsen buhlen um Privatkunden und internationale Anleger – Sorge um Liquidität

das Frankfurt

Die Nasdaq stachelt mit der Ausweitung ihrer Handelszeiten den Wettbewerb unter den internationalen Börsenbetreibern an. Das Unternehmen hat bei der US-Börsenaufsicht SEC beantragt, den Aktienhandel werktags auf 23 Stunden ausdehnen zu dürfen. In der einstündigen Handelspause sollen Wartungsarbeiten am System und das Clearing der Geschäfte erledigt werden. Wenn die Freigabe erteilt wird und die technischen Voraussetzungen geschaffen sind, könnte der ausgeweitete Handel im dritten Quartal starten.

„Diese Entwicklung spiegelt eine einfache Realität wider: Globale Investoren erwarten einen Marktzugang zu ihren eigenen Bedingungen und in ihren eignen Zeitzonen“, erklärte Chuck Mack, bei der Nasdaq für den nordamerikanischen Markt zuständig. Die Nasdaq hatte bereits Anfang des Jahres angekündigt, ihre Handelszeiten ausweiten zu wollen, um von der steigenden globalen Nachfrage nach US-Aktien zu profitieren. Die heimischen Wettbewerber New York Stock Exchange und Cboe Global Markets hegen ähnliche Pläne.

Deutsche Börse hat Xetra-Handel ausgeweitet

Die Diskussion um einen längeren Aktienhandel ist auch in Deutschland in vollem Gange. So hält der hiesige Branchenprimus Deutsche Börse seinen wichtigsten Marktplatz Xetra seit Anfang Dezember für Privatanleger werktags von 8.00 bis 22.00 Uhr offen. An den Regionalbörsen sowie auf außerbörslichen Handelsplätzen ist teilweise ein noch längerer Handel möglich. Bei Lang & Schwarz können Anleger im sogenannten Tradecenter sogar für einige Stunden am Samstag und Sonntag handeln.

Hintergrund der Entwicklung ist das zunehmende Interesse der Privatanleger am Aktienmarkt seit der Corona-Pandemie, beflügelt durch einen kostengünstigen Zugang über Neobroker. In den USA mit ihrer stärkeren Aktienkultur spielen Privatanleger noch eine deutlich größere Rolle als in Deutschland. Während bei Xetra etwa 10% der Aufträge aus dem Retail-Segment kommen, fällt der Anteil in den USA mehr als doppelt so hoch aus. Zudem können asiatische Anleger angesichts der weit auseinanderliegenden Zeitzonen von der Ausweitung der US-Handelszeiten profitieren.

Sorge vor Schwankungen

Institutionelle Investoren und Anlegerschützer sehen die Entwicklung jedoch mit Sorge. Sie fürchten, dass die Märkte volatiler werden, weil es in den Randzeiten an Liquidität fehlt. Zudem bestünde gerade für Privatanleger das Risiko, in den Morgen- und Abendstunden in riskantere Geschäfte gelockt zu werden und schlechtere Kurse zu erhalten. Denn der Großteil des Handels dies- und jenseits des Atlantiks findet weiter in den Kernzeiten statt, während Unternehmen, Notenbanken und Statistikämter ihre Mitteilungen üblicherweise in den Randzeiten veröffentlichen, um Hektik am Markt zu verhindern.