Neu erstarktes Interesse an Liquid Alternatives
Lupus-alpha-Studie
Liquid Alternatives stärker gefragt
Nettozuflüsse in allen sechs Monaten – Trump beeinflusst Anlegerverhalten und Rendite
Liquid-Alternatives-Strategien haben in allen sechs Monaten des ersten Halbjahres Nettozuflüsse verzeichnen können. Das zeigt eine aktuelle Studie von Lupus alpha, die der Börsen-Zeitung exklusiv vorliegt. Allerdings zeigt die Untersuchung auch, wie groß der Einfluss von Donald Trump auf das Anlegerverhalten ist – und auf die Rendite.
Von Tobias Möllers, Frankfurt
Hedgefonds-Strategien im Ucits-Mantel verzeichneten in allen sechs Monaten des ersten Halbjahres 2025 Nettozuflüsse. Insgesamt flossen in diesem Zeitraum 6,9 Mrd. Euro in Liquid-Alternatives-Strategien. Das ist ein Ergebnis der aktuellen Studie von Lupus alpha, die der Börsen-Zeitung exklusiv vorliegt.
Bereits seit 2008 untersucht der Vermögensverwalter das Universum der Absolute-Return- und Alternatives-Fonds. Die Studie umfasst in Deutschland zum Vertrieb zugelassene Ucits-konforme Fonds mit aktivem Managementansatz und basiert auf Daten von LSEG Lipper. Ziel ist es, mit den Liquid-Alternatives-Strategien einen Renditetreiber ins Portfolio zu integrieren, der ein anderes Verhalten zeigt als Aktien oder Renten, wie Michael Lichter, Head of Product Management bei Lupus alpha erklärt. Die Performance der Liquid Alternatives lag in den vergangenen Jahren meist zwischen Aktien und Renten, bei einem deutlich reduzierten Risiko.
Die Zuflüsse in diesem Jahr wertet Lupus alpha als klares Signal für das neu erstarkte Interesse an dieser Anlageklasse. Die Trendwende habe sich bereits ab der zweiten Jahreshälfte 2024 abgezeichnet. Dass acht von 14 untersuchten Strategien positive Zuflüsse verbuchen konnten, unterstreiche zudem die Breite des Aufschwungs.
Umschichtung nach Trumps Zöllen
Mit knapp 70% floss das mit Abstand meiste Investorenkapital in den Monaten Mai und Juni in die Assetklasse. Als Auslöser für diese ausgeprägte Nachfrage sieht Lupus alpha die Ankündigung neuer Strafzölle durch US-Präsident Donald Trump im April und die darauffolgenden Marktturbulenzen. Diese habe auf viele Anleger wie ein Impulsgeber für eine Neubewertung ihrer Risikotoleranz gewirkt und dann anschließend auch zu einer spürbaren Umschichtung in liquide alternative Strategien geführt, vor allem in risikoärmere.
Und noch an einer anderen Stelle machte sich die robuste Handelspolitik des US-Präsidenten bemerkbar. Die historisch starke Abwertung des US-Dollars sorgte dafür, dass europäischen Anlegern die Rendite wegbrach. Die durchschnittliche Rendite in Deutschland zugelassener Ucits-konformer Hedgefonds lag aus Sicht eines Euro-Anlegers im ersten Halbjahr 2025 bei -1,87%. Der Dollar hat in diesem Zeitraum um rund 14% gegenüber dem Euro abgewertet. Einen derart scharfen Rückgang des US-Dollars gab es zuletzt 1973. Da ein großer Teil des globalen Investmentuniversums aus US-Assets besteht, wirkt sich ein derart stark fallender US-Dollar für Euro-Anleger, die in Fonds mit globaler Ausrichtung investieren,
stark negativ aus. Der Währungseffekt habe in diesem Jahr „voll durchgeschlagen“, konstatiert Lupus-alpha-Mann Lichter. Im ersten Halbjahr 2025 waren Strategien mit Währungsabsicherung oder Fokus auf Europa für europäische Investoren klar im Vorteil.
Aktienmärkte erholt
Im Jahr 2024 hatten Liquid-Alternatives-Fonds noch eine Performance von 9,26% und damit ihr bislang bestes Jahresergebnis seit Beginn dieser Studie erzielt. 2025 blieben die Fonds dagegen sowohl hinter den Aktien- als auch den Anleihenmärkten zurück, da sich die Aktienmärkte im Mai und Juni nach Zollandrohungen und Marktkorrekturen deutlich erholen konnten. Der Euro Stoxx 50 legte im ersten Halbjahr unter dem Strich 10,4% zu, globale Aktien (MSCI World, EUR-hedged) erzielten 5,88%. Auf der Rentenseite verbuchten europäische Unternehmensanleihen eine Performance von 1,82%, während europäische Staatsanleihen mit 0,60% noch leicht positiv abschnitten. Unregulierte Hedgefonds bewegten sich mit einer Performance von 4,33% zwischen Anleihen und Aktien und schnitten damit deutlich besser ab als ihre regulierten Pendants. Insgesamt konnten im ersten Halbjahr 2025 lediglich 43,3% der regulierten Fonds im Segment der Liquid Alternatives eine positive Rendite erzielen – ein deutlich schwächeres Bild als im Vorjahr.
Geringere Rücksetzer
Über einen Zeitraum von drei Jahren erzielten liquide alternative Strategien eine durchschnittliche Rendite von 4,55% im Jahr und liegen damit über dem Niveau von Euro-Anleihen. Europäische Aktien verzeichneten im gleichen Zeitraum einen Wertzuwachs von 18,22% p.a. und demonstrierten damit ihr Comeback an den Börsen. Über einen Zeitraum von fünf Jahren verzeichneten elf von 14 Liquid-Alternatives-Strategien allerdings geringere Rücksetzer als globale Aktien oder Euro-Anleihen. Und auch im katastrophalen Börsenjahr 2022, als die globalen Aktienmärkte um über 17% abstürzten, schnitten Liquid Alternatives deutlich besser ab und konnten in entsprechend diversifizierten Portfolios die Risiken so abmildern. „Diese Rolle erfüllen Liquid Alternatives sehr schön“, erklärt Lichter.
„Liquid Alternatives haben sich als unverzichtbarer Portfoliobaustein etabliert“, bilanziert Ralf Lochmüller, Managing Partner und CEO von Lupus alpha. „Die Daten aus dem ersten Halbjahr belegen deutlich den Wert dieser Assetklasse gerade für professionelle Anleger. Mit ihren spezifischen Rendite-Risiko-Profilen helfen Liquid Alternatives Investoren, ihre Portfolios besser auszubalancieren.“
Der Mittelzufluss in diesem Jahr konnte die leicht negative Performance nicht vollständig ausgleichen: Das Gesamtvolumen der Anlageklasse verringerte sich leicht von 243,2 Mrd. Euro auf 241,8 Mrd. Euro. Wie bereits in den Vorjahren machen Absolute-Return-Konzepte ein Drittel und Alternatives-Konzepte zwei Drittel aller Fonds aus.
Defensive ausgebaut
Die stärksten Zuflüsse entfielen im ersten Halbjahr 2025 auf die beiden Fixed-Income-Strategien Absolute Return Bond und Alternative Credit Focus – zusammen knapp 4,9 Mrd. Euro. Auch defensive Aktienstrategien wie Alternative Equity Market Neutral und Alternative Long/Short Equity profitierten von der erhöhten Nachfrage. Dagegen verzeichneten Alternative Global Macro Abflüsse von 1 Mrd. Euro und Alternative Managed Futures von 0,74 Mrd. Euro. Das zeigt, dass Investoren ihre Allokation im Bereich Liquid Alternatives bevorzugt defensiv ausgebaut haben.
Institutionelle Anteilsklassen machten im ersten Halbjahr 2025 knapp die Hälfte des Marktvolumens aus (49,5%) – nur wenig unter dem Rekordwert von Ende 2024 (51,7%). Dieser hohe Anteil unterstreicht für Lupus alpha das Vertrauen institutioneller Anleger in die robusten Strukturen der Liquid Alternatives. Besonders risikoärmere Absolute-Return-Fonds konnten bei dieser Anlegergruppe zulegen (+0,8 Mrd. Euro).