Neue Trump-Zölle setzen Dax zu
Finanzmärkte
Neue Trump-Zölle setzen Dax zu
Deutsche Rüstungswerte erreichen Rekordhochs − Gerresheimer stürzen ab
ku/kjo Frankfurt
Nach dem kräftigen Anstieg des Dax im Mai um 6,7% ist der deutsche Aktienmarkt verhalten in den Juni gestartet. Der Dax verzeichnete am Montag ein Minus von 0,3% bei einem Schlussstand von 23.931 Punkten. Händlern zufolge haben neue Ankündigungen von Zöllen durch US-Präsident Donald Trump auf die Stimmung gedrückt. Trump will die Einfuhrabgaben auf Stahl und Aluminium von derzeit 25% auf 50% erhöhen. Die Zölle sollen bereits am Mittwoch in Kraft treten. Die Europäische Union kündigte Gegenmaßnahmen an. Die neuen Zölle setzten dem Greenback zu. Der Dollar-Index, der die Entwicklung der US-Währung gegenüber den Währungen der sechs wichtigsten Handelspartner misst, gab um 0,6% nach. Der Euro kletterte um 0,8% auf 1,1434 Dollar.
Industrie hart getroffen
Die neuen Zölle belasteten die Stahlwerte, die sich aber spätere wieder teilweise erholten. Thyssenkrupp gaben um fast 1% nach, Salzgitter legten nach anfänglichen Verlusten aber später minimal zu. „Das direkte USA-Geschäft der Salzgitter AG im Stahlbereich ist nicht von nennenswerter Größe. Gleichwohl trifft die erratische Zollpolitik der USA Europas Wirtschaft hart – besonders den Standort Deutschland“, sagte Vorstandschef Gunnar Groebler am Montag laut der Nachrichtenagentur Reuters.
Die Stahlindustrie sei mehrfach betroffen durch direkte Zölle auf Exporte in die USA, durch stärkeren Importdruck auf dem EU-Markt infolge von Mengenumleitungen – und durch indirekte Effekte aufgrund von Einbußen bei den stahlintensiven Kundenbranchen.
Erneut Allzeithochs wiesen die Rüstungswerte auf. Mit einem ukrainischen Drohnenangriff auf russische Nuklearbasen hat eine Eskalation im Ukraine-Krieg stattgefunden, trotz einer neuen Verhandlungsrunde zwischen den Kriegsparteien, bei denen die Position beider Seiten aber sehr weit auseinander liegen. Rheinmetall klettern bis auf 1.944 Euro, zum Handelssschluss ergab sich am Abend aber ein Verlust von rund 3%. Der Spiegel forderte unter Verweis auf die immensen Gewinne der Rüstungskonzerne Teilverstaatlichungen oder Übergewinnsteuern. Renk rückten bis auf in der Spitze 85,70 Euro vor. Zum Ende der Börsensitzung kam die Aktie am Montag auf einen Anstieg von rund 4%.
Hensoldt zogen bis 105,20 Euro an. Die Analysten der US-Großbank haben das Kursziel für die Aktie von 50 Euro auf 110 Euro mehr als verdoppelt, womit dieses nun auch wieder über dem aktiellen Börsenkurs liegt. Die Aussichten für Hensold seien in den kommenden fünf Jahren außerordentlich stark, betonen die Analysten. Aus dem Handel ging die Aktie mit einem Aufschlag von fast 7%.
Gedämpfte Nachfrage
Einen Kurssturz um mehr als 23% gab es bei dem Pharma-Verpackungsspezialisten Gerresheimer. Unter Verweis auf eine anhaltend gedämpfte Nachfrage im Pharmasektor soll die Dividende für das abgelaufene Geschäftsjahr per November auf das gesetzlich mögliche Minimum von 4 Cents je Aktie reduziert werden. Für das Vorjahr war eine Ausschüttung von 1, 25 Euro gezahlt worden. Zudem wurde die Prognose gesenkt.
Berenberg rät zu Ströer
Der Kurs des Werbespezialisten Ströer kletterte um rund 3%. Die Analysten von Berenberg haben die Bewertung der Aktie mit einer Kaufempfehlung bei einem Kursziel von 71 Euro aufgenommen.
Der Euro-Unternehmensanleihemarkt hat einen Rekord aufgestellt. Im Bereich der auf Euro lautenden Bonds von Firmen mit einem Investment-Grade-Rating sind im Mai neue Anleihen im Volumen 66,625 Mrd. Euro emittiert worden, so viel wie nie zuvor. Der bisherige Rekordwert datiert auf Mai 2020. Zu Beginn der Covid-19-Pandemie versorgten sich die Unternehmen seinerzeit ebenfalls mit reichlich Liquidität. Damals nahmen sie über Anleiheemissionen 61,98 Mrd. Euro auf. Der Unternehmensanleihemarkt wird seit dem Ausbruch des von Donald Trump vom Zaun gebrochenen Zollkrieges sehr stark in Anspruch genommen. Verstärkte Emissionen gibt es aber nicht nur seitens der Unternehmen, sondern auch von Staaten, Gebietskörperschaften und Financials. Sie nehmen den Markt deutlich in Anspruch, um sich mit Liquidität zu versorgen. Auch US-Unternehmen kommen nach Europa, um sich über den Euro-Bondmarkt mit Liquidität zu versorgen.