Nicht nur süße Versuchungen

Berenberg Bank sieht wieder Potenzial für die meisten Süßwarenhersteller - Hershey aber auf Sell gesetzt

Nicht nur süße Versuchungen

Für viele Aktien von Schokoladenanbietern lief es 2016 nicht so gut, Lindt & Sprüngli hat zum Beispiel kräftig Federn lassen müssen. Einer Studie der Berenberg Bank zufolge geht es jetzt aber wieder aufwärts. Skeptisch sind die Analysten nur beim US-Konzern Hershey.amb Frankfurt – Auch nach Weihnachten greift die Welt gerne zu Schokolade und anderen Süßigkeiten. Ein Schlaraffenland ist die Branche für die Hersteller aber nicht, was sich 2016 auch an der Börse zeigte. Für das neue Jahr sieht die Berenberg Bank nur für solche Konzerne gute Chancen, die innovativ sind und sich auf neue Trends einstellen können. “Durch sich schnell wandelnde Verbrauchertrends können Unternehmen, die nicht da mithalten können, auch schnell abgestraft werden”, heißt es in einer Studie der Bank. Geraten wird zum Milka-Hersteller Mondelez und zu den Partizipationsscheinen des Schweizer Edelschokoladenanbieters Lindt & Sprüngli. Auch der Schweizer Nestlé-Konzern wird empfohlen, allerdings nicht wegen, sondern eher trotz der Süßigkeitensparte. Abgeraten wird vom US-Schokoladenkonzern Hershey. Hohes WachstumDer Markt für Süßigkeiten ist riesig: Berenberg zufolge werden im Jahr rund 400 Mrd. US-Dollar für Schokoladen, Schokoriegel oder Gummibärchen ausgegeben, das mache 18 % aller verpackten Lebensmittel aus. Die Branche zeichne sich aus durch die Vielzahl der Produkte und immer wieder neue Angebote. Aktuell gehe der Trend hin zu natürlichen Inhaltsstoffen und Convenience. Trotz neuer Konkurrenz ist die Preissetzungsmacht der Konzerne den Analysten zufolge immer noch groß – ebenso wie deren Marktanteile.Beim organischen Umsatzwachstum konnte laut Studie in den vergangenen Jahren Lindt & Sprüngli die Konkurrenz abhängen: Die Umsätze erhöhten sich zwischen 2013 und 2016 um 7,9 % im Jahr, deutlich mehr als in der Süßwarensparte von Nestlé mit 4,5 %, Hershey mit 3,4 % und Mondelez mit 2,7 %. Grundsätzlich zeigen sich die Analysten für die Zukunft optimistisch, in der Branche werde es weiter aufwärtsgehen, prognostiziert werden Wachstumsraten von 5 % im Jahr. Nicht nur VerteidigenUm wettbewerbsfähig zu bleiben, müssten die Unternehmen allerdings erfinderisch sein, die erfolgreichen Marken ausbauen, selbst neue Marken kreieren oder neue dazukaufen und ihr Produktportfolio vervollständigen. Als Gewinner sieht die Berenberg Bank Mondelez und Lindt & Sprüngli, die beiden Konzerne agierten offensiv und besetzten neue Märkte. Nestlé und Hershey versuchten hingegen lediglich, ihre bisherigen Positionen zu verteidigen. Beim organischen Wachstum werde auch in Zukunft Lindt & Sprüngli die Nase vorn haben, gerechnet wird mit einem Umsatzplus zwischen 2017 und 2019 von 6,8 % gegenüber 4,2 % bei Mondelez, 3,3 % bei Nestlés Süßigkeitensparte und 2,4 % bei Hershey. Die Ebit-Marge werde Mondelez am meisten steigern können, gefolgt von Lindt & Sprüngli, Hershey und zuletzt Nestlé. Turnaround gelungenMondelez wird erstmals bewertet und auf “Buy” gestuft, das Kursziel liegt mit 51,15 Dollar deutlich über der aktuellen Notierung von XXX Dollar. Das Unternehmen, bekannt etwa durch Milka, Toblerone und Tuc-Cracker, ist der Studie zufolge mit 9,3 % Marktführer bei Süßigkeiten, Plätzchen und Salzgebäck. Potenzial stecke im Ausbau der Marken, heißt es in der Studie. Neben dem nach einigen Jahren unterdurchschnittlicher Zuwachsraten wieder anziehenden organischen Wachstum rechnen die Analysten auch mit höheren Zuwächsen beim Ebit. Für den Gewinn je Aktie gehen sie von 2,11 Dollar für 2017 und 2,39 Dollar für 2018 aus. Im Dezember haben Spekulationen um eine Übernahme durch den US-Lebensmittelkonzern Kraft Heinz die Aktie in die Höhe getrieben, Kraft hatte Mondelez 2012, vor der Fusion mit Heinz, abgespalten.Auch Hershey wird erstmals beurteilt, die Aktie des Unternehmens, das 85 % seiner Umsätze in den USA erwirtschaftet, wird allerdings auf “Sell” gestuft. Die Aktie werde zu einem Aufschlag von 15 % zum Sektor (KGV auf Basis der Schätzungen für 2018) gehandelt. Als Kursziel werden 90 Dollar genannt, aktuell wird die Aktie zu XXX Dollar gehandelt. Hershey, traditionell sehr wachstumsstark, habe wegen des zunehmenden Wettbewerbs die sehr guten Wachstumsraten in Nordamerika und einigen anderen Märkten zuletzt nicht halten können, heißt es in der Studie. Die Aktie werde sich daher nur unterdurchschnittlich entwickeln. Allerdings mache die solide Cash-flow-Entwicklung Aktienrückkäufe in Höhe von 500 Mill. Dollar im Jahr möglich. Für den Gewinn je Aktie rechnen die Analysten mit 4,57 Dollar für 2017 und 4,84 Dollar für 2018. Hershey war im vergangenen Sommer auf ein Allzeithoch geklettert, seitdem geht es abwärts bzw. seitwärts. Partizipationsschein attraktivUnverändert zum Kauf empfohlen werden hingegen die Partizipationsscheine von Lindt & Sprüngli, die im Vergleich zur Aktie reger gehandelt werden und auch günstiger sind. Als Kursziel werden jetzt 5 850 statt 6 300 sfr (aktuell XXXX sfr) genannt. Das Schweizer Unternehmen, in Deutschland vor allem mit seinen Lindor-Kugeln, Pralinen und den Goldhasen erfolgreich, werde nach der Reorganisation im Rahmen der Übernahme des amerikanischen Praliné-Herstellers Russel Stover in diesem Jahr auf den alten Wachstumspfad zurückkehren.Lindt & Sprüngli sei höchst innovativ und plane zum Beispiel, in Zukunft auch preisgünstigere Produkte anzubieten, auch im Bereich Frucht- und Nussriegel. Die Gewinnschätzungen für die Partizipationsscheine werden für 2017 und 2018 um 2,1 % und 1,9 % erhöht auf jetzt 196 und 215 sfr. Die weniger liquiden Lindt-&-Sprüngli-Namensaktien werden unverändert auf “Hold” gestuft mit einem Kursziel von 65 000 sfr (aktuell XXXXX sfr). Die Aktie, die Ende 2015 über 74 000 sfr gekostet hatte, hat 2016 stark geschwächelt, konnte sich zuletzt aber wieder etwas erholen. Ebenfalls auf “Buy” gestuft wird der Schweizer Nahrungsmittelriese Nestlé, der Aktie werden 82 sfr (aktuell XXX sfr) zugetraut, aktuell notiert der Titel bei XXX sfr. Die Analysten sehen die Süßwarensparte der Schweizer, die nur 10 % zum Umsatz und 8 % zum Gewinn beitrage, kritisch.Als Grund werden der Druck durch Billigmarken, lokale Konkurrenten und das in vielen Ländern niedrige Wirtschaftswachstum genannt. Die Analysten halten es für möglich, dass die Sparte mit Produkten wie After Eight, Nuts, Lion, Smarties und Kitkat unter dem neuen Vorstandschef Ulf Schneider verkauft wird. Damit könne Nestlé bis zu 20 Mrd. sfr erzielen, glauben die Analysten. Sie halten andere Bereiche von Nestlé aber für vielversprechend, daher bleibt es beim Votum “Buy”. Die Ergebnisschätzungen je Aktie liegen unverändert bei 3,62 sfr für 2017 und 3,91 sfr für 2018. Die Aktie hat seit Sommer ebenfalls geschwächelt, stieg zuletzt aber wieder. Optimismus überwiegtDie jüngsten Voten bezüglich Nestlé fielen überwiegend positiv aus: Neben der Berenberg Bank raten auch J.P. Morgan, UBS, Deutsche Bank, die Baader Bank und Goldman Sachs zum Einstieg, nur BNP Paribas stuft die Aktie auf “Neutral”. J.P. Morgan hat die “Overweight”-Einstufung bei einem Kursziel von 78 sfr in dieser Woche bestätigt. Die UBS stufte Nestle in dieser Woche nach einem Analystenwechsel von “Neutral” auf “Buy” hoch und traut der Aktie jetzt 84 statt bislang 73 sfr zu. Anleger unterschätzten den Wert der strategischen Investitionen, hieß es, zudem sei das Kaffeegeschäft sehr attraktiv. Die Deutsche Bank beließ die Aktie vergangene Woche auf “Buy” mit einem Kursziel von 90 sfr. Die Analysten schätzen den europäischen Konsumgütersektor verhalten positiv ein. Nestlé gehört zu den Favoriten wegen des hohen Umsatzwachstums, des guten Margenpotenzials und der starken Bilanz.