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Nikkei 225 schlägt sie alle

Nach übertriebenen Zinssenkungserwartungen herrscht an den meisten Aktienmärkten noch Katerstimmung – mit einer Ausnahme.

Nikkei 225 schlägt sie alle

Ausblick

Nikkei 225 schlägt sie alle

Übertriebene Zinserwartungen – Aktienmarkt läuft bisher nur in Japan rund

Von Tobias Möllers, Frankfurt

An den meisten Aktienmärkten herrschte auch in der abgelaufenen Woche eine gewisse Lethargie. Der Dax konnte sich zwar am Donnerstag etwas erholen, unterm Strich steht aber ein Minus für die Woche.

Dabei mangelte es nicht an Terminen und Entscheidungen, nur bewegten längst nicht alle die Märkte. In den USA ist Donald Trump mit einem Erdrutschsieg in Iowa in die Primaries gestartet, in Taiwan hat sich bei den Wahlen der chinakritischste Kandidat durchgesetzt. Größere Ausschläge an den Aktienmärkten verursachte beides nicht. Dabei könnte ein Angriff Chinas oder auch nur eine Blockade der nicht zuletzt für die Chipproduktion eminent wichtigen Insel die globale Wirtschaftsleistung um etwa 2,8% einbrechen lassen. Das scheint Anlegern bisher aber keine Sorgen zu bereiten.

Ganz anders sieht das aus, wenn man sich die Äußerungen von Notenbankern anschaut. Aussagen von EZB-Offiziellen, die auf eine erste Leitzinssenkung erst zur Jahresmitte hindeuten, und die weiter erstaunlich robuste US-Konjunktur sorgten dafür, dass die Aktienmärkte ihre üppigen Zinssenkungserwartungen zurückschrauben mussten. Das kam den Bondrenditen zugute, während das Jahr 2024 für Aktionäre bisher mau verläuft.

Doch auch an den Aktienmärkten gibt es eine Ausnahme: Der japanische Nikkei hat die 35.000 Punkte überschritten und konnte nach einem starken 2023 im noch jungen Jahr bereits 7% zulegen. Trotz eines bescheidenen Wirtschaftswachstums kommt nun sogar das Allzeithoch aus dem Jahr 1989 bei 38.915 Punkten in Sicht. Geir Lode von Federated Hermes weist zudem darauf hin, dass die Zeit der Negativzinsen in Japan vor dem Ende stehen könnte. Auch die LBBW fühlt sich in ihrer Strategie bestätigt, Japan über- und gleichzeitig China unterzugewichten.

Die Einschätzungen zu den US- und europäischen Aktienmärkten gehen dagegen auseinander. Während Claudia Windt von der Helaba die Zinserwartungen der Märkte noch immer für „klar überzogen“ hält, findet Sven Streibel von der DZ Bank „starke Gründe für neues Kurspotenzial“. Die Belastungsfaktoren für Aktien ließen nach, das KGV des Dax und auch des S&P 500 – ohne Tech-Werte – sei historisch niedrig bzw. noch niedrig. Die DZ erhöht daher ihre Prognose, erwartet bis zum Jahresende für den Dax nun ein Plus von 9% und taxiert den Index auf dann 18.200 Punkte.

Kommende Woche blicken Anleger auf die Sitzungen von EZB, Bank of Japan und Bank of China. Bei den Unternehmen präsentieren Microsoft, Tesla, ASML, SAP und LVMH frische Zahlen.

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