Nischenmarkt Iran in Wartestellung
Das Umfeld für den iranischen Kapitalmarkt ist kein einfaches. Lange war er international abgekoppelt. Seit dem Ende der westlichen Sanktionen haben sich die Rahmenbedingungen etwas aufgehellt. Politische Risiken und fehlende Standards stehen einem größeren Zufluss ausländischer Gelder an den sehr niedrig bewerteten Aktienmarkt noch entgegen.dm Frankfurt – Der iranische Aktienmarkt ist bisher aus seiner Nischenposition nicht herausgekommen. Laut dem auf Zentralasien spezialisierten Fondsmanager Sturgeon Capital hat der iranische Aktienmarkt gemessen am Teheran Stock Exchange Index eine mittlere jährliche Rendite von 16 % auf Dollarbasis seit 1998 erzielt, wie auf der “Reconnect Iran”-Konferenz von Uhlenbruch in Frankfurt deutlich wurde, bei der die Börsen-Zeitung Medienpartner ist. Angesichts eines Wertzerfalls von rund 80 % der Landeswährung Rial seit dem Jahr 2009 ist dies durchaus ein beachtliches Resultat. Auftrieb erhält der Markt laut Portfoliomanager Kiyan Zandiyeh von einer expandierenden Wirtschaft. Laut einer Studie von McKinsey soll die iranische Wirtschaft bis 2035 um 1 Bill. Dollar zulegen – wenn alles gut geht.Abgesehen von politischen Risiken etwa im Zusammenhang mit neuen Sanktionen durch die USA braucht es laut der Ratingagentur Capital Intelligence auch regulatorische Reformen, etwa mehr Transparenz in der Berichterstattung, die Übernahme internationaler Rechnungslegungsstandards und eine Rekapitalisierung von Banken. Laut Sturgeon verwenden Emittenten mit einer Marktkapitalisierung von über 200 Mill. Dollar und Unternehmen im Finanzsektor inzwischen Bilanzen nach IFRS. Gefragt ist aber auch eine Lösung für notleidende Kredite. Einen Einfluss hat auch die Währungskrise, eine hartnäckig hohe Arbeitslosigkeit sowie der hohe Anteil an Forderungen von Banken gegenüber dem Staat.Laut Sturgeon zählt der iranische Aktienmarkt mit einer Marktkapitalisierung von 135 Mrd. Dollar (per Ende April) inklusive des Over-the-Counter-Marktes Fara Bourse zu den “liquidesten unter den Frontier-Märkten”. Täglich werde ein Handelsumsatz von 115 Mill. Dollar erreicht, nicht eingeschlossen Blockhandelstransaktionen. Insgesamt sind über 600 Aktien gelistet. Die Beteiligung ausländischer Investoren sei “vernachlässigbar”. Günstig mit hohen RenditenVon Fondsgesellschaften wird darauf verwiesen, dass der iranische Markt mit rund 25 % der zweitgrößte im Frontier Markets Index von MSCI sein würde. Frontier Markets sind Märkte, die noch nicht Schwellenländerstatus haben. Für eine Aufnahme in den MSCI Frontiers Market Index muss der Iran aber erst noch Bedingungen erfüllen. Gegenüber Frontier-Märkten weist der Markt in Teheran einen überdurchschnittlichen Anteil an Energietiteln und Holdings auf. Konsum- und Finanzwerte sind untervertreten (vgl. Grafik). Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 7 auf Basis der Gewinnschätzung für 2017 sind iranische Aktien im Mittel viel günstiger bewertet als andere Märkte. Die durchschnittliche Dividendenrendite beträgt laut Sturgeon 14 %. Sinkende Zinsen und steigende Gewinne dürften Treiber der weiteren Kursentwicklung sein, heißt es.