Kapitalmarktausblick

Nomura: Japanischer Aktienmarkt bietet reichlich Chancen

Japanischen Aktien wird seit vielen Jahren ein Comeback vorhergesagt. Aus Sicht von Nomura Asset Management stehen die Chancen dafür gut. Die Unternehmensgewinne wachsen, die Volkswirtschaft steht besser da als USA und Eurozone.

Nomura: Japanischer Aktienmarkt bietet reichlich Chancen

Japanischer Aktienmarkt lässt laut Nomura auf Comeback hoffen

Fortschritte bei der Corporate Governance – Aktive Aktionäre

hip London

Japanische Aktien sind im Vergleich zu US-Dividendentiteln chronisch unterbewertet. Yuichi Murao, der dafür zuständige Anlagechef von Nomura Asset Management, hat ermittelt, dass sich das nicht auf eine niedrigere Profitabilität oder andere Branchen zurückführen lässt. Auch ein von ihm erstellter Index, der lediglich Topix-Firmen mit einer Eigenkapitalrendite von mehr als 12% – dem Durchschnitt im S&P 500 – enthält und eine ähnliche Branchenzusammensetzung aufweist, wies am Ende lediglich ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 13,4 auf. Der S&P 500 wurde dagegen mit dem 21,6-fachen Gewinn bewertet. Einer der Gründe dafür könnte die nicht einmal halb so hohe Ausschüttungsquote sein, sagte Murao bei einem Pressegespräch in London. Doch sie steige. Es gebe auch Belege dafür, dass sich das Denken der japanischen Boardmitglieder ändere. Die Fortschritte in Sachen Corporate Governance sind bemerkenswert. Nomura hält rund 4,2% des japanischen Aktienmarkts und hat an Verbesserungen großes Interesse. Dem größten ETF-Anbieter des Landes zufolge weisen die Boards von 92,5% der an der ersten Sektion der Tokioter Börse notierten Gesellschaften mittlerweile ein Drittel unabhängige Mitglieder auf. 2014 hatte dieser Wert noch bei 1,3% gelegen. Die Zahl der Frauen in Spitzenpositionen stieg von 900 im Jahr 2015 auf 2.495 im vergangenen Jahr. Die Börse mache den Unternehmen zudem Druck, ihre Profitabilität zu steigern. Die Aktionäre stellen den Nomura-Daten zufolge auf den Hauptversammlungen zunehmend eigene Anträge und werden rebellischer.

„Japan ist in einer viel günstigeren Situation als USA oder Eurozone“, sagte Andy McCagg, Senior Client Portfolio Manager für japanische Aktien. Die Erholung der einheimischen Wirtschaft sei bislang nicht eingepreist. Die während der Pandemie aufgelaufenen zusätzlichen Ersparnisse könnten den Konsum noch eine Weile antreiben. Unternehmen investierten in IT, um dem künftig zu erwartenden Arbeitskräftemangel entgegenzuwirken. Anpassungsmaßnahmen der Bank of Japan bei ihrer Politik zur Steuerung der Zinskurve dürften Finanztiteln zugutekommen.

Nomura erwartet, dass die Inflation zum Jahresende bei ungefähr 2,5% und damit über dem Zielwert der Notenbank liegen wird. Die Teuerungsrate war in Japan stets niedrig, weil Wohnen – egal ob zur Miete oder im Eigenheim – keinen Beitrag dazu leistete. Zudem gab es in der Vergangenheit nur selten nennenswerte Lohnerhöhungen. Im März dieses Jahres hatte der Gewerkschaftsdachverband Rengo 3,8% herausgeholt, ein Ergebnis, das McCagg für „möglicherweise nicht nachhaltig“ hält. Es fehlten Arbeitskräfte. Die Fluggesellschaft Japan Airlines kämpfe etwa mit Kaufhaus- und Hotelbetreibern um Mitarbeiter mit Chinesisch-Kenntnissen. Nach Schätzung von Nomura würden sich um 3% steigende Löhne positiv auf das Wirtschaftswachstum und die Unternehmensergebnisse auswirken. „Wenn man selektiv vorgeht, kann man immer noch Alpha generieren“, sagte McCagg. „Es gibt weiterhin Aufwärtspotenzial.“

ESG-Ratings seien für japanische Gesellschaften generell niedriger. Aber das liege nicht an mangelndem Interesse am Klimaschutz, sondern an der Governance. Würde mehr offengelegt, könnte man vielleicht erkennen, dass japanische Firmen oft die energieeffizienteren Lösungen hätten. Nomura versuche, sie dazu zu bringen, mehr offenzulegen.

Die Regierung sorge sich derweil um die Entwicklung des Humankapitals. Man habe die Entwicklung von Individualität und Kreativität nicht ausreichend gefördert. „Wir haben in den vergangenen zehn Jahren vielleicht nicht genug Geld in die Ausbildung der Menschen gesteckt“, sagte Murao. „Das ist etwas, was der Regierung große Sorgen macht.“

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.