Im InterviewHans-Marius Lee Ludvigsen, DNB Asset Management

"Zealand Pharma könnte ein Mini-Novo werden"

Hans-Marius Lee Ludvigsen, Aktienstratege von DNB Asset Management, erwartet eine Neubewertung vieler Small Caps. Im Interview der Börsen-Zeitung spricht der Experte für nordische Titel über Sektoren, in denen er viel Potenzial sieht, und über Unternehmen, denen er eine ganz große Erfolgsgeschichte zutraut.

"Zealand Pharma könnte ein Mini-Novo werden"

Im Interview: Hans-Marius Lee Ludvigsen

"Zealand Pharma könnte ein Mini-Novo werden"

Experte von DNB Asset Management erwartet Trendwende für Small Caps – Portfoliomanager setzt auf Software und Gaming

Hans-Marius Lee Ludvigsen, Aktienstratege von DNB Asset Management, erwartet eine Neubewertung vieler Small Caps. Im Interview der Börsen-Zeitung spricht der Experte für nordische Titel über Sektoren, in denen er viel Potenzial sieht, und über Unternehmen, denen er eine ganz große Erfolgsgeschichte zutraut.

Herr Ludvigsen, Sie setzen mit Ihrem Fonds auf nordische Small Caps. Was macht den Reiz an diesem Segment aus und wo sehen Sie Vorteile gegenüber Blue Chips und gegenüber anderen Märkten?

Unter den verschiedenen Anlagethemen in den Nordics sind Small-Cap-Aktien am attraktivsten. Die nordischen Small- und Mid-Cap-Märkte sind dynamische Ökosysteme mit Innovations- und Wachstumschancen. Diese Unternehmen sind oft führend in ihren Branchen und treiben den Wandel und das Wachstum durch Spitzentechnologie und nachhaltige Praktiken voran. Der Markt bietet Anlegern die Möglichkeit, mit potenziellen zukünftigen Marktführern in ihren jeweiligen Sektoren in Kontakt zu treten.

Gilt das auch, falls es zu einer Rezession kommt?

Sollte es tatsächlich zu der befürchteten Rezession kommen, dürften es Small Caps – so die gängige Meinung – aufgrund ihres erhöhten Liquiditätsrisikos schwerer haben als Large Caps. Ein Blick in die Finanzgeschichte zeigt jedoch, dass sich die kleinen und mittelgroßen Firmen in Abschwüngen operativ sogar besser behaupten konnten als groß kapitalisierte Unternehmen. Da sie schlanker und flexibler sind, können sie ihre Kosten schneller senken und ihre Margen besser schützen, zumal sie meist in Nischen und nicht im Massenmarkt tätig sind. Mit Blick auf Erträge und Rückgänge sind nordische Small Caps unserer Meinung nach gut gerüstet für turbulente Zeiten. Wir gehen jedoch davon aus, dass die Märkte stabil bleiben.

In den letzten Jahren haben Small Caps oft eine schlechtere Performance abgeliefert als die Unternehmen aus der ersten Reihe. Erwarten Sie, dass es hier zu einer Trendwende kommt?

Ganz genau. Es ist ein Markt, der den Mut der Anleger auf die Probe stellt. Im schlimmsten Fall kann er gnadenlos sein, mit Kursschwankungen, die Anleger mit schwachen Nerven manchmal abschrecken. Das haben wir letztes Jahr erlebt. Auf der "guten" Seite ist er eine Fundgrube für den strategischen Investor, der auch längerfristig denkt. Unser langfristiger Ausblick bleibt optimistisch, denn die historische Entwicklung hat gezeigt, dass trotz kurzfristiger Volatilität der Wachstumspfad widerstandsfähige Investoren belohnt hat. Zudem sind Small Caps bei der Fremd- und Eigenkapitalfinanzierung häufig stärker von den Finanzmärkten abhängig und haben in Zeiten, in denen die Transaktionsmärkte mehr oder weniger geschlossen waren, schlechter abgeschnitten. Wir sehen jedoch ein positiveres Umfeld für die Fremdfinanzierung und erwarten in diesem Zusammenhang eine Neubewertung vieler Small Caps.

Dafür, dass nordische Aktienmärkte in den vergangenen Jahren gegenüber ihren internationalen Pendants deutlich outperformt haben, weisen die meisten Unternehmen noch immer ein sehr niedriges KGV aus. Können Sie uns das erklären?

Ich denke, das hängt ein wenig davon ab, welchen Zeitraum man betrachtet, und natürlich hat ein Unternehmen wie Novo Nordisk einen großen Teil der Renditen erwirtschaftet. Aber Sie haben recht, dass die Bewertungsmultiplikatoren in den nordischen Ländern nicht besonders hoch sind. Dies mag zum Teil auf Unterschiede in der Branchenzusammensetzung zurückzuführen sein, vor allem aber bedeutet es, dass ein Großteil der Renditen in den nordischen Ländern durch Gewinnsteigerungen erzielt wurde und nicht nur durch eine Ausweitung der Multiplikatoren, da viele der nordischen Unternehmen operativ erfolgreich waren.

Sie setzen beispielsweise auf die schwedische Humble Group, einen innovativen Fast-Moving-Consumer-Goods-(FMCG)-Konzern. Was haben Sie noch im Portfolio?

Humble ist definitiv ein innovatives FMCG-Unternehmen, das in einigen sehr attraktiven und schnell wachsenden Nischen tätig ist, aber trotz eines organischen Wachstums von 18% im letzten Quartal wird das Unternehmen fast wie ein Unternehmen ohne Wachstum bewertet. Wir haben außerdem eine Reihe von Gaming-Unternehmen wie Embracer und Stillfront. Embracer ist ein Spielekonglomerat, das sowohl Video- als auch PC-Spiele, Handyspiele, Tabletop-Spiele und einige Unterhaltungsdienste anbietet. Wir glauben, dass Embracer in der Lage sein wird, Werte zu identifizieren und zu zeigen, dass sein IP-Portfolio weit mehr wert ist als sein aktueller Marktwert. Stillfront ist ein Unternehmen für Mobile Gaming, das in den letzten Jahren mit Wachstumsschwierigkeiten zu kämpfen hatte. Wir glauben jedoch, dass der Wendepunkt kurz bevorsteht und dass die Margen und Cashflows kein wirkliches Problem darstellen. Sobald das organische Wachstum wieder einsetzt, ist mit einer raschen Neubewertung des Titels zu rechnen.

Warum setzen Sie ausgerechnet auf den Bereich Gaming?

Er zählt zu den interessantesten Sektoren im Bereich der Small und Mid Caps, dank der wachstumsstarken Gaming-Industrie mit ihren Technologieunternehmen aus dem Segment der Video- und Handyspiele. Wir gehen davon aus, dass der Glücksspielsektor in diesem Jahr wieder wachsen und zeigen wird, dass es sich um einen strukturellen Wachstumsmarkt handelt, auch wenn der Wachstumspfad durch Covid stark gestört wurde. Die Aktien in diesem Sektor sind mit einem historisch niedrigen Multiplikator bewertet, was wir für zu pessimistisch halten.

Sie halten auch den Software-Sektor für interessant. Warum?

Der Software-Sektor ist für uns auf jeden Fall vielversprechend, einfach weil wir ihn für ein sehr attraktives Geschäftsmodell halten. Hohe Margen, hohes Wachstumspotenzial und bei den besten Unternehmen ein enormes Preissteigerungspotenzial mit hohen zusätzlichen Margen. Wir glauben, dass bei vielen der börsennotierten Software-Unternehmen die Aktienkurse entweder organisch oder durch Übernahmeangebote steigen werden.

Beschränken Sie sich bei der Titelauswahl auf bestimmte Bereiche oder kommen Unternehmen aus allen Sektoren infrage?

Wir schauen uns alle Sektoren an. Im Bereich der erneuerbaren Energien haben wir beispielsweise in Unternehmen investiert, die einen Beitrag zur grünen Transformation leisten. Diese Investitionen haben sich auch in Zeiten des Marktabschwungs als widerstandsfähig erwiesen und spiegeln die wachsende Bedeutung von Nachhaltigkeit wider. Im Technologiesektor haben wir in Unternehmen mit führenden Positionen in den Bereichen Software und digitale Dienstleistungen investiert, die trotz der allgemeinen Marktschwierigkeiten ein starkes Wachstum verzeichneten. Unsere Anlagephilosophie besteht darin, in Unternehmen zu investieren, die nicht nur über Wachstumspotenzial verfügen, sondern sich auch positiv auf Gesellschaft und Umwelt auswirken.

Wenn Sie einen Blick in die Kristallkugel werfen, welches Unternehmen hat das Potenzial, das nächste Novo Nordisk oder das nächste Spotify zu werden?

Wir glauben, dass Humble das Potenzial hat, ein wirklich bedeutender Akteur in mehreren Nischen im globalen FMCG-Bereich zu werden. Zealand Pharma könnte mit seiner äußerst spannenden Adipositas-Pipeline zumindest ein Mini-Novo werden. Auch Harvia aus Finnland hat das Potenzial, im klassischen Saunamarkt Weltmarktführer zu werden.

Zur Person: Hans-Marius Lee Ludvigsen ist Portfoliomanager des DNB Fund Nordic Small Cap. Er wechselte 2019 zu DNB Asset Management und ist Teil des Nordic Equities Teams. Zuvor hatte er verschiedene Positionen bei Swedbank/Kepler Cheuvreux inne und war als Analyst in einem nordischen Aktienfonds bei Pareto Asset Management tätig. 

Das Interview führte Tobias Möllers.

Das Interview führte Tobias Möllers.

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