Nvidia-Zahlen und Gerichtsurteil geben den Märkten Rückenwind
Märkte am Mittag
Nvidia-Zahlen und Gerichtsurteil geben den Märkten Rückenwind
Überzeugende Geschäftszahlen des KI-Giganten Nvidia und ein Rückschlag für die harsche Zollpolitik der US-Regierung haben am Donnerstag den deutschen Aktienmarkt zunächst angeschoben. Neue Dax-Rekorde blieben aber aus. Europas Anleger schwanken nach der juristischen Niederlage für Donald Trump zwischen Erleichterung und Skepsis.
Bis zum Mittag stieg der deutsche Leitindex um 0,5% auf 24.157 Zähler. Am Vortag hatte er im frühen Handel mit 24.326 Punkten den höchsten Stand seiner Geschichte erreicht. Im laufenden Jahr hat der Dax nun rund 21% zugelegt. Der MDax stieg am Feiertag Christi Himmelfahrt um 0,6% auf 30.825 Punkte. Der Euro Stoxx 50 legte um rund 0,8% zu.
Gericht blockiert Trumps Zölle
Das US-Gericht für Internationalen Handel hatte am Mittwoch das Inkrafttreten von Präsident Donald Trumps „Befreiungstag“-Zöllen blockiert und das damit begründet, dass Trump seine Befugnisse überschritten habe. Die betreffenden Zölle würden „aufgehoben und ihre Anwendung dauerhaft untersagt“, hieß es in der Entscheidung des Gerichts in New York. Damit ist Trumps aggressive Handelspolitik, die die Finanzmärkte weltweit zwischenzeitlich erschüttert hatte und immer wieder für Unruhe sorgt, zumindest vorerst ausgebremst. Seine Regierung legte allerdings umgehend Berufung gegen die Entscheidung ein. Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen. Es ist nicht ausgeschlossen, dass ein Berufungsgericht die Zölle bis zu einer finalen Entscheidung wieder in Kraft setzt.
„Wenn der Oberste Gerichtshof tatsächlich zu dem Schluss kommt, dass Trumps Zölle illegal sind, dann wären das äußerst gute Nachrichten für den Markt“, sagte Fiona Cincotta, leitende Marktanalystin bei City Index. „Aber im Moment ist angesichts der anhaltenden Unsicherheit, ob das Ganze tatsächlich zustande kommt, noch eine gewisse Vorsicht geboten.“ Den Analysten von Goldman Sachs zufolge hat Trump zudem andere rechtliche Mittel, um pauschale und länderspezifische Zölle zu erheben. „Dieses Urteil stellt einen Rückschlag für die Zollpläne der Regierung dar und erhöht die Unsicherheit, dürfte aber das Endergebnis für die meisten wichtigen Handelspartner der USA nicht ändern“, sagte Goldman-Analyst Alec Phillips.
Sportartikler stärker
Aktien von Unternehmen, die auch wegen umfangreicher Produktion in asiatischen Ländern besonders im Fokus der Zollsorgen stehen, profitierten von der Entwicklung. So gewannen etwa die Papiere der Sportmode-Hersteller Adidas und Puma 2,6 beziehungsweise 1,8%. Vietnam, das als Produktionsland für die Schuh- und Bekleidungsindustrie eine wichtige Rolle spielt, drohten ab Juli besonders drastische Zölle.
Mit Blick auf Nvidia waren die Anleger am Vortag vor der Zahlenveröffentlichung durchaus nervös, denn die Geschäftszahlen des US-Techkonzerns haben große Bedeutung für die Marktstimmung weit über den Sektor hinaus. Mit seinem rasanten Umsatzplus wischte Nvidia aber die Sorgen weg. „Der KI-König hat inmitten des Handelskriegs geliefert“, schrieb Experte Stephen Innes von SPI Asset Management. Neben Nvidia strahlten auch Geschäftszahlen des SAP-Branchenkollegen Salesforce - zumindest etwas - auf die Techbranche aus. Salesforce blickt dank KI-Optimismus überraschend positiv auf das laufende Geschäftsjahr.
Infineon führen Dax an
Hierzulande führte die Aktie des Chipkonzerns Infineon den Dax mit einem Kursanstieg von 2,8% an; SAP legten mit plus 0,3% unterdurchschnittlich zu. In der zweiten und dritten Börsenreihe waren Aktien wie die des Maschinenbauers für Chiphersteller, Aixtron, des Tech-Unternehmens Suss Microtec und des Halbleiter-Wafer-Herstellers Siltronic mit Kursanstiegen von teils mehr als 4% gefragt. Auch europäische KI-Aktien wie Schneider Electric, ASML, STM und BE Semiconductor standen zwischen 1,6 und 3% höher.
Etwas unter Druck stand die 2025 bisher sehr starke Aktie von Heidelberg Materials mit minus 0,8%. Großaktionär Spohn Cement Beteiligungen verkaufte Kreisen zufolge 1,5 Mio. Aktien des Baustoffkonzerns. Der Preis habe bei 175 Euro je Anteilschein gelegen, berichtete die Nachrichtenagentur Blomberg am späten Mittwochabend unter Berufung auf ihr vorliegende Dokumente.
In London ging es für die Papiere von Auto Trader um mehr als 14% nach unten ans Ende des Auswahlindex FTSE. Die größte britische Automobilplattform verfehlte die Umsatzschätzungen für das Gesamtjahr. Daraufhin verlor hierzulande auch die Aktie von Auto1 5%.
Luxus-Titel gefragt
Aktien europäischer Luxus-Konzerne waren ebenfalls gefragt. Der europäische Branchenindex legte um 1,3% zu. Titel von Salvatore Ferragamo gewannen 5,3%. Die Aktien von LVMH, Moncler, Kering, Christian Dior, Hugo Boss und Burberry stiegen zwischen 1,7 und 3,1%.
An den Rohstoffmärkten stiegen die Notierungen für die Ölsorten Brent und WTI um je 1,1% auf 65,61 bzw. 62,54 Dollar je Fass. Bei den Industriemetallen notierten Nickel und Zink bis zu 2,3% fester. Der Goldpreis sank hingegen um 0,3% auf 3280 Dollar je Feinunze.