Krieg im Nahen Osten

Ölpreis explodiert nach Israels Angriff auf den Iran

Der israelische Angriff auf den Iran hat zu einem Ölpreisschock geführt. Auch an anderen Finanzmärkten gab es ausgeprägte Reaktionen. Der Dax zeigte sich spürbar schwächer.

Ölpreis explodiert nach Israels Angriff auf den Iran

Der israelische Angriff auf den Iran hat zu einem Preisschock auf dem Ölmarkt geführt. Der Preis der weltweit führenden Sorte Brent Crude sprang um 7,6% auf 74,64 Dollar je Barrel. Zeitweilig betrug der Anstieg 14%. Damit läuft es auf den stärksten wöchentlichen Preisanstieg seit 2022 hinaus. Der Dax notierte mit einem Minus von 1,3% bei 23.454 Zählern. Der Preis für Erdgas am europäischen Spotmarkt kletterte um 6% auf 38,57 Euro je Megawattstunde.

Vergeltung angekündigt

In der Nacht hatte Israel umfassende Luftangriffe auf den Iran gestartet, die sich offenbar nicht nur gegen iranische Atomanlagen richteten, sondern offensichtlich auch die politische und militärische Führung des Landes ausschalten sollen. So berichtet die iranische Nachrichtenagentur Irna, dass der Generalstabschef der iranischen Streitkräfte, General Mohammed Baqheri, sowie der Oberbefehlshaber der Revolutionsgarden als die Eliteeinheiten des Landes, General Hossein Salami, bei den Raketenangriffen getötet worden seien. Nach Angaben von Reuters sollen 20 hohe iranische Offiziere getötet worden sein. Rafael Grossi, Generaldirektor der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO), teilte mit, dass die iranische Urananreicherungsanlage in Natanz zu den Zielen der jüngsten Luftangriffe Israels gehörte. Die iranische Nachrichtenagentur Tasnim schrieb, es seien sechs prominente iranische Atomwissenschaftler ums Leben gekommen. Iranische Medien berichteten über zivile Opfer in Teheran. Die iranische Regierung kündigte Vergeltung an.

Inzwischen sei mit der Mobilisierung von zehntausenden Reservisten begonnen worden, teilte die israelische Armee. Das staatliche israelische Fernsehen teilte mit, der israelische Geheimdienst Mossad habe durch Aktionen im Iran vorab die iranische Luftabwehr ausschalten können.

Zweite Angriffswelle

Im israelischen Fernsehsender Channel 14 hieß es unter Verweis auf Quellen aus der Regierung, die Angriffe auf den Iran würden noch Wochen andauern mit unterschiedlicher Intensität. Das „Wall Street Journal“ berichtete, es seien Angriffe auf Teheran während der nächsten 14 Tage geplant. Am späten Vormittag deutscher Zeit begann gemäß Berichten aus dem Iran eine weitere Welle israelischer Angriffe auf Ziele in mehreren iranischen Städten. Nach Angaben der israelischen Streitkräfte wurden bislang rund 800 Ziele im Iran und im Irak angegriffen.

Rubio: „Einseitiger Schritt Israels“

Die US-Regierung erklärte, an dem Angriff nicht beteiligt zu sein. Der amerikanische Außenminister Marco Rubio sprach in einer Erklärung auf Twitter von einem „einseitigen Schritt Israels“. Er warnte den Iran vor Angriffen auf amerikanische Einrichtungen in der Region. Saudi-Arabien und Oman, das sich zuletzt als Vermittler zwischen Israel und dem Iran betätigt hatte, verurteilten den israelischen Angriff. US-Präsident Donald Trump kündigte an, die USA würden sich selbst und Israel verteidigen. Das iranische Außenministerium erklärte, die israelischen Angriffe hätten ohne Wissen und Koordination der USA nicht durchgeführt werden können.

Trump: Aktion „exzellent“

US-Präsident Donald Trump sagte am Freitag gegenüber ABC News, Israels Militärschlag gegen den Iran sei „exzellent“ gewesen. Er fügte hinzu: „Wir haben den Iranern eine Chance gegeben, die sie nicht genutzt haben. Sie wurden sehr hart getroffen, und es wird noch mehr passieren.“ Auf die Frage nach einer möglichen Rolle der USA beim Angriff auf den Iran sagte Trump: „Darauf möchte ich nicht eingehen.“

Die Rohstoffanalysten von J.P. Morgan betonten, im schlimmsten Fall, wenn es zu einer Sperrung der Meeresenge von Hormus kommen sollte, sei mit einem Anstieg des Ölpreises bis auf 120 bis 130 Dollar je Barrel zu rechnen. Durch diesen Seeweg, der durch iranische Hoheitsgewässer verläuft, gehen 30% aller seegebundenen weltweiten Öltransporte und 20% des globalen LNG-Erdgases. Saudi-Arabien exportiert den Großteil seines Öls durch die Meerenge, könnte aber einen Teil der Öllieferungen über Pipelines umleiten. 85% des irakischen Öls werden durch die Meerenge transportiert, wodurch das Land stark auf die freie Durchfahrt angewiesen ist. Kuwait, Katar und Bahrain haben keine andere Möglichkeit, als ihr Öl durch die Meerenge zu transportieren.

Folgen auch für die Inflation

„Der Ölpreis könnte auf 80 Dollar hochschnellen, wenn die Spannungen im Nahen Osten eskalieren und Versorgungsrisiken eintreten, doch die steigende OPEC+-Produktion könnte die Gewinne deckeln und die Sorgen um ein Überangebot bis in den Herbst hinein wieder aufleben lassen“, sagte Charu Chanana, Chef-Investmentstratege von Saxo Markets, der Nachrichtenagentur Bloomberg. „Ein Worst-Case-Szenario, etwa eine Schließung der Straße von Hormus oder eine Unterbrechung der iranischen Exporte von 2,1 Millionen Barrel pro Tag, könnte schwerwiegende Folgen für die globale Ölversorgung und die Inflationserwartungen haben“, fügte Chanana hinzu.

Flüge suspendiert

Der als Krisenindikator geltende Goldpreis legte um 1,2% auf 3.424 Dollar je Feinunze zu. Schwach zeigten sich die asiatischen Aktienmärkte. Der Nikkei 225 gab um 0,9% auf 37.834 Yen nach, der Hang Seng aus Hongkong um 0,6% auf 23.983 Punkte. Damit halten sich die Reaktionen außerhalb der Energiemärkte in Grenzen, weil derzeit noch davon ausgegangen wird, dass die Auswirkungen auf die weltweite Energieversorgung begrenzt sind. Die Lufthansa suspendierte sämtliche Flüge in die Kriegsregion.