Rohstoffe

Opec dreht Ölhahn auf

US-Präsident Joe Biden hat erreicht, dass das Kartell Opec plus stärker als bisher geplant den Ölhahn aufdreht. Am Ölmarkt wurde das allerdings mit einem Achselzucken quittiert.

Opec dreht Ölhahn auf

ku Frankfurt

Mit ihren Bemühungen, angesichts der durch die westlichen Sanktionen gegen Russland und das Ölembargo der EU absehbaren weltweiten Ölknappheit für ein größeres Angebot an dem Energieträger zu sorgen, hat die Biden-Administration einen kleinen Erfolg erzielt. Das Kartell Opec plus hat auf US-Druck hin beschlossen, die Förderung im Juli und August um jeweils 650000 Barrel pro Tag (bpd) zu erhöhen. Der bisherige Plan hatte vorgesehen, die Förderung um lediglich 432000 bpd auszuweiten. Dabei geht es darum, den Ausfall von rund 1 Mill. bpd an russischem Öl infolge der westlichen Sanktionen auszugleichen.

Der Ölpreis gab als Reaktion auf die Nachricht jedoch nicht wie erwartet nach, er stieg stattdessen leicht an. Die Notierung der wichtigsten Rohölsorte Brent Crude legte um 1,4% auf 117,90 Dollar je Barrel zu. US-Leichtöl der Sorte West Texas Intermediate (WTI) verteuerte sich um 1,7% auf 117,20 Dollar.

Wie die Nachrichtenagentur Reuters meldete, hat sich Moskau bereiterklärt, einen gewissen Ausgleich für die fehlenden eigenen Mengen zuzulassen, wenn auch keinen vollständigen Ausgleich. Zudem scheint mittlerweile der saudi-arabische Kronprinz Mohammed bin-Salman an einer Verbesserung seines seit zwei Jahren weitgehend zerrütteten Verhältnisses zu US-Präsident Joe Biden interessiert zu sein. Die US-Regierung beabsichtigt in Kürze einen Staatsbesuch Bidens in Saudi-Arabien. Angesichts einer in den USA sehr hohen Inflation und insbesondere extrem hoher Energiepreise ist Biden stark daran interessiert, mit Blick auf die Wahlchancen seiner Partei in den Kongresswahlen vom November den Ölpreis zu senken.

Mit dem zum Jahresende wirksam werdenden weitgehenden europäischen Boykott russischen Erdöls drohen dem Weltmarkt 3 Mill. bpd entzogen zu werden, wenn es Russland nicht gelingt, das Öl anderweitig abzusetzen. Allerdings gilt es auch nicht als unwahrscheinlich, dass die EU über den grauen Markt weiterhin russisches Erdöl bezieht, das lediglich nicht als solches ausgewiesen wird. Der russische Regierungssprecher Dmitri Peskow zeigte sich am Mittwoch in Moskau jedenfalls sehr zuversichtlich, dass es Russland gelingen wird, das Öl an andere Kunden vor allem in Asien zu verkaufen.

Den Ölpreis hat auch gestützt, dass die Lockdowns in China allmählich zu Ende gehen und dass die chinesische Notenbank Maßnahmen zur Stützung der chinesischen Binnenkonjunktur angekündigt hat. Die People’s Bank of China will zusätzliche Liquidität zur Verfügung stellen, wie der stellvertretende Gouverneur Pan Gongsheng mitteilte.