ROHSTOFFE

Opec tritt auf die Bremse

Stärkste Förderkürzung seit der Finanzkrise - Russland zögert noch

Opec tritt auf die Bremse

ku Frankfurt – Die Mitgliedsländer der Opec haben sich am Donnerstag auf umfangreiche zusätzliche Kürzungen ihrer Ölproduktion geeinigt. Wie das Kartell mitteilte, soll die Förderung um weitere 1,5 Mill. Barrel pro Tag (bpd) zurückgenommen werden. Davon sollen 1 Mill. bpd auf die Opec-Mitglieder und 0,5 Mill. bpd auf befreundete Produzenten entfallen. Die bisherigen Kürzungen um insgesamt 2,1 Mill. bpd sollen bis Jahresende weitergeführt werden. Damit würde die Kürzung insgesamt 3,6 Mill. bpd betragen.Das Bündnis reagiert mit der stärksten Kürzung seit der Finanzkrise des Jahres 2008 auf die scharfe Abbremsung der globalen Konjunktur und damit des Ölverbrauchs aufgrund der Coronavirus-Krise. In dem Statement zur Entscheidung der Opec wird im Zusammenhang mit der Coronavirus-Epidemie auf eine “beispiellose Situation” verwiesen.Die Reaktion am Ölmarkt hielt sich allerdings in engen Grenzen. So sackte die Notierung der wichtigsten Rohölsorte Brent Crude um 0,5 % auf 50,92 Dollar je Barrel ab. Analysten führten das darauf zurück, dass bis jetzt die Verbündeten der Opec, die zusammen mit den eigentlichen Mitgliedern des Kartells das lockere Bündnis “Opec plus” bilden, noch nicht mit im Boot sind. Dabei geht es vor allem um das Schwergewicht Russland, das sich bislang eng mit der führenden Opec-Macht Saudi-Arabien abgestimmt hatte. Diesmal scheint es in dieser Hinsicht aber keine Einigung zwischen den beiden Großproduzenten zu geben. Die russische Regierung, die seit 2016 mit der Opec kooperiert, hat bislang nur ihre Zustimmung für eine Verlängerung der bisher gültigen Förderkürzungen signalisiert.Allerdings scheinen die Verhandlungen hinter den Kulissen noch weiterzulaufen, was auch die Zurückhaltung der Akteure am Ölmarkt erklärt. So sagte der russische Finanzminister Anton Siluanow, Moskau habe noch keine Übereinkunft mit der Opec erzielt. Man bereite sich für einen weiteren Rückgang des Ölpreises vor.Das nächste reguläre Treffen der Minister der Opec und ihrer Verbündeten ist für den 9. Juni vorgesehen. Ob es vorher zu einer Einigung kommt, ist derzeit völlig offen. Vor wenigen Tagen hatten sich der russische Energieminister Alexander Nowak und sein saudischer Kollege Prinz Abdulaziz bin Salman in Wien getroffen, ohne dass es eine Einigung gegeben hätte.Russland befindet sich in einer anderen Position als Saudi-Arabien, da das Land im Gegensatz zu dem arabischen Staat über eine industriell geprägte Volkswirtschaft verfügt, die unter einem hohen Ölpreis leidet, während der russische Staat dagegen bei einem Anstieg des Ölpreises hohe zusätzliche Einnahmen generieren würde.