Panikverkäufe bei Gold und Silber

Gelbes Metall verzeichnet größten Verlust seit 30 Jahren - Kupfer und Rohöl stark unter Druck

Panikverkäufe bei Gold und Silber

Am Goldmarkt kommt es derzeit zu einem panikartigen Ausverkauf bei Gold und Silber. Mit einem Minus von bis zu 8,3 % verzeichnete das gelbe Metall heftige Verluste. Auch Industriemetall- und Rohölnotierungen gerieten unter starken Druck.Von Dieter Kuckelkorn, Frankfurt Die Rohstoffpreise haben zum Wochenauftakt kräftig nachgegeben. Besonders hart traf es wieder die Edelmetalle. Der Goldpreis fiel auf den niedrigsten Stand seit mehr als zwei Jahren. Die Notierung rutschte in der Spitze um 8,3 % auf 1 355,80 Dollar/Feinunze ab. Am Abend war das Metall für 1 378 Dollar/Feinunze zu haben, dies ist ein Minus von 7 %. Am Freitag war der Goldpreis bereits um 5 % abgesackt. In zwei Tagen hat der Goldpreis zeitweise mehr als 13 % verloren. In zwei Handelstagen ist es das größte Minus seit 30 Jahren. Gegenüber dem Stand zum Jahresanfang hat sich Gold um 18 % verbilligt. Silber, das eine höhere Volatilität aufweist, stürzte um bis zu 11 % auf 22,97 Dollar ab. Dies war das niedrigste Niveau seit Oktober 2010. Palladium büßte 6 % auf 665,75 Dollar je Unze ein, Platin 4 % auf 1 427,75 Dollar/Unze. Die Rohstoffanalysten der Commerzbank sprachen von einem “panikartigen Ausverkauf”, der gegenwärtig bei Gold und auch bei Silber stattfinde. Händler berichteten sogar von einem “Blutbad” am Goldmarkt. Nach Einschätzung der Commerzbank finden die Abverkäufe vor allem über die Gold-Futures an der US-Terminbörse Comex statt. Dort gab der Gold-Future um bis zu 9,7 % nach. Auf Basis dieser Kontrakte hätten allein am Freitag gut 1 140 Tonnen Gold den Besitzer gewechselt. Dies sei mehr als die gesamte Goldnachfrage von Ländern wie Indien oder China. Verkäufe gibt es auch an anderer Stelle. So erlitt der Goldpreis in China den größtmöglichen Tagesverlust. In Tokio stürzten die Gold-Futures um 8 % ab.Umfangreiche Verkäufe finden auch bei den auf Gold spezialisierten Exchange Traded Funds (ETF) statt. So ist der Goldbestand bei dem größten dieser Anlagevehikel, dem SPDR Gold Trust, auf 1 158,60 Tonnen gesunken. Dies ist der niedrigste Stand seit Ende April 2010. Allein am Freitag hat sich der ETF von 22,9 Tonnen getrennt. Mit beigetragen zu den Verlusten hat nach Ansicht von Händlern auch das Unterschreiten charttechnischer Marken. Frühes StadiumOb und wie weit sich der Preissturz bei Gold noch fortsetzt, darüber gehen die Meinungen der Analysten auseinander. Bei der Commerzbank will man kurzfristig weitere Rückgänge zwar nicht ausschließen, hält die Verluste aber angesichts der anhaltend ultralockeren Geldpolitik vieler Zentralbanken für übertrieben. Mittel- und langfristig sei mit höheren Goldpreisen zu rechnen. Am Montag gab es bereits zusätzliches Kaufinteresse aus dem Bereich der physischen Nachfrage. Der Investor Marc Faber betonte zudem, derzeit ergäben sich exzellente Kaufgelegenheiten bei dem Edelmetall.ABN-Rohstoffstrategin Georgette Boele sagte jedoch der Nachrichtenagentur Bloomberg: “Der Niedergang von Gold befindet sich erst in einem frühen Stadium.” Andere Assets würden im Rahmen der Konjunkturerholung zunehmend an Attraktivität gewinnen, erwartet sie. In den USA scheint, wie vielen Frühindikatoren zuletzt zu entnehmen war, der Aufschwung etwas stärker zu sein als bislang erwartet. In einem solchen Umfeld werden Aktien attraktiver, wobei die Ertragslage vieler großer börsennotierter Unternehmen sehr gut ist. Zudem könnte eine positive Konjunkturentwicklung die US-Notenbank Federal Reserve dazu zwingen, die extreme Alimentierung der Märkte mit Liquidität früher einzuschränken bzw. zu beenden als bisher avisiert.Einige Analysten sprechen von einer enormen Überbewertungsblase, die jetzt möglicherweise platzt. Sie verweisen darauf, dass der Goldpreis in den zehn Jahren bis 2011 um durchschnittlich fast 22 % pro Jahr gestiegen ist und damit sehr viel stärker als die globale Wirtschaftsleistung und, falls man Gold vornehmlich als Schutz gegen Inflation ansieht, auch viel stärker als die weltweite Geldentwertung. Die Analysten der US-Bank Goldman Sachs haben kürzlich ihr Zwölfmonatsziel für den Goldpreis von 1 550 Dollar auf 1 390 Dollar gekürzt. Die US-Bank hat zudem ihr eigenes Engagement im Rohstoffhandel stark reduziert. Dieses machte 2009 noch 15 % der Goldman-Handelseinnahmen aus, 2012 waren es gerade noch 3 %.Am Montag zeigten sich auch andere Rohstoffnotierungen sehr schwach. Energieträger und Industriemetalle litten darunter, dass das chinesische Wirtschaftswachstum im ersten Quartal mit 7,7 % schwächer ausgefallen ist als mit 8 % erwartet. Da Chinas Wirtschaft stark vom Export abhängig ist, sei dies als ein Zeichen für eine schwächere Weltwirtschaft zu interpretieren, hieß es. Der Kupferpreis sackte um 2,7 % auf 7 406,50 Dollar je Tonne ab. Brent-Rohöl notierte mit 100,20 Dollar je Barrel 2,8 % niedriger.