Pepsi ist bei Börsianern beliebter

Coca-Cola reagiert und will Produktpalette ausbauen - Beifall der Analysten

Pepsi ist bei Börsianern beliebter

Die Coronakrise hat Coca-Cola wegen des einseitig ausgerichteten Produktportfolios stark belastet. Das zeigt sich auch an der Aktie, während Pepsico ihre Kursverluste dank des Snack-Geschäfts aufholen konnte. Doch nun will Coca-Cola eine neue Strategie umsetzen - und findet bei den Analysten Anklang.Von Alex Wehnert, FrankfurtIm ewigen Rennen der Softdrink-Riesen zeichnet sich an der Börse derzeit ein klarer Gewinner ab. Denn während die Aktie der Coca-Cola Company zwischen Jahresbeginn und gestern Abend fast 16 % ihres Wertes verlor, hat Konkurrent Pepsico die Kursverluste infolge der Coronakrise mittlerweile beinahe wettgemacht. Die Diskrepanz lässt sich auf unterschiedliche Strategien bezüglich der Marken- und Produktportfolios der beiden Konzerne zurückführen. Abhängig von RestaurantsDenn bisher war Coca-Cola rein auf alkoholfreie Kaltgetränke ausgerichtet, die aufgrund ihres hohen Zuckergehalts bei den verstärkt auf bewusste Ernährung achtenden Verbrauchern an Beliebtheit einbüßen. Die coronabedingten wochenlangen Schließungen in der Gastronomie trafen das Unternehmen aus Atlanta zudem hart - schließlich ist es stark von der Nachfrage von Restaurantketten abhängig.Pepsico hat seine Produktpalette in den vergangenen Jahrzehnten hingegen stetig erweitert und profitiert in der Coronakrise gerade von der kräftigen Geschäftsentwicklung in seiner besonders für Kartoffel- und Maischips bekannten Sparte Frito-Lay. Schließlich werden die Absätze im Snack-Geschäft durch den in Pandemiezeiten gestiegenen Heimkonsum angekurbelt.Das treibt auch den Gesamtkonzern an, im zweiten Quartal schnitt Pepsico deutlich besser ab als erwartet. So konnte das im US-Bundesstaat New York ansässige Unternehmen das Erlösminus im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 3,1 % begrenzen, der um Fremdwährungen, Käufe und Verkäufe bereinigte organische Umsatz ging sogar nur um 0,3 % zurück. Zwar haben die hohen pandemiebedingten Ausgaben den freien Cash-flow im ersten Halbjahr belastet (siehe Grafik), der Großteil der Analysten scheint derzeit aber an eine weiterhin robuste fundamentale Entwicklung von Pepsico zu glauben - laut dem Informationsdienstleister Bloomberg empfehlen 60 % die Aktie zum Kauf. Verkaufsempfehlungen bezüglich des Titels gibt es derzeit nicht. J.P. Morgan beispielsweise rät zum Übergewichten und erhöhte das Kursziel zuletzt von 145 auf 154 Dollar (gestern Abend: 136,72 Dollar). Pepsico habe die Konsensprognosen in den vergangenen Jahren regelmäßig geschlagen und stehe gegenüber anderen Large-Cap-Werten aus dem Konsumgütersegment gut da.Zwar hat der Konzern aufgrund der hohen Volatilität und der Unsicherheit bezüglich der Dauer und weiteren Folgen der Pandemie keinen Ausblick für den Gewinn pro Aktie gegeben. Allerdings zeigte sich die Konzernspitze bei Vorlage der jüngsten Zahlen optimistisch, zumindest den organischen Umsatz im dritten Quartal wieder steigern zu können. Auch in wichtigen internationalen Märkten vermeldete Pepsico zuletzt ein robustes organisches Wachstum, gerade in China und Brasilien zeigte sich mit einem Plus von 30 % bzw. 7 % eine starke Entwicklung. In Russland und Indien fielen die Ergebnisse gemischter aus, doch der Softdrink-Anbieter erwartet auch dort in den kommenden Monaten eine sequenzielle Erholung.Bei Coca-Cola liegt der Fokus nach einem Quartal, in dem das Volumen der globalen Absätze um 16 % und die Nettoerlöse um 28 % einbrachen, auf einer neuen Strategie. So will Vorstandschef James Quincey das Portfolio ausmisten - denn mehr als die Hälfte der 400 Eigenmarken des Konzerns sind nur in einem Markt aktiv und weisen daher geringe Skalierbarkeit auf. Obwohl sie nur zu 2 % des Umsatzes beitragen, verschlingen diese "Zombie-Marken" doch Geld und Ressourcen, die Coca-Cola lieber für seine profitableren Marken verwenden will.Zudem plant der Konzern einige neue Produkte. Im kommenden Jahr soll in den USA ein Mischgetränk aus Cola und Kaffee an den Start gehen, in einigen Ländern ist es bereits verfügbar. Vielversprechend ist aus der Sicht vieler Analysten indes der Einstieg ins Geschäft mit den sogenannten Hard Seltzern. Diese alkoholhaltigen Erfrischungsgetränke auf Basis von Sprudelwasser enthalten häufig Fruchtaromen und sind gerade in den USA verbreitet. Noch im laufenden Jahr will Coca-Cola seine Hard Seltzer in Lateinamerika auf den Markt bringen, 2021 soll dann die Einführung in den Vereinigten Staaten folgen. Mit den Getränken will der Konzern seine Position bei erwachsenen Kunden im Heimkonsum stärken. Alkohol birgt GefahrenAllerdings droht bei den alkoholhaltigen Erfrischungen auch scharfe Konkurrenz durch andere Anbieter - und ihre Aufnahme ins Portfolio verkompliziert die Außendarstellung für Coca-Cola. Denn Aktionäre aus bestimmten Ländern wollen aus religiösen Gründen nicht in Alkoholgetränke investieren. Zudem half die bisherige strikte Abstinenz in diesem Geschäft, sich als Anbieter für an Kinder gerichtete Produkte zu vermarkten. Konzernchef Quincey will diese Probleme offenbar umgehen, indem er auf maßgeschneidertes Marketing für verschiedene Märkte setzt. So ist in den USA die Kampagne "Together tastes better" angelaufen, die Getränke von Coca-Cola zusammen mit Lebensmitteln vermarktet. Sie soll auch global laufen und an die in verschiedenen Ländern vorherrschenden kulinarischen Präferenzen angepasst werden.Die britische Großbank Barclays jedenfalls zeigt sich von der Strategie überzeugt und setzt die Aktie mit einem Kursziel von 56 Dollar (gestern Abend: 46,53 Dollar) auf "Übergewichten". Allgemein scheinen viele Analysten Quinceys Einschätzung zu folgen, dass Coca-Cola nach dem Einbruch im zweiten Quartal das Schlimmste hinter sich hat. Die Kursprognosen sprudeln jedenfalls hoch, mittlerweile ist der Anteil der Kaufempfehlungen für Coca-Cola mit 82,6 % höher als für Pepsico.