Politik der US-Regierung führt laut Fidelity ökonomisch in die „Sackgasse“
Politik der US-Regierung führt laut Fidelity in die „Sackgasse“
Anleger sollten auf europäische und asiatische Aktien setzen
wrü Frankfurt
Für Carsten Roemheld, Kapitalmarktstratege bei Fidelity International, gibt es derzeit einige Anhaltspunkte dafür, dass die aktuelle Politik der US-Regierung in eine „Sackgasse führt“. So zeige der Bloomberg-Konsensus für die USA bereits „eklatante Wachstumsrevisionen nach unten“ an. Dies sei nur der Anfang und könne sich ausweiten. In den USA sei „eine deutliche wirtschaftliche Abschwächung“ festzustellen. „Die relative Gewinndynamik nimmt dort ebenfalls ab“, stellt Roemheld fest. Insbesondere bei den Magnificent 7 verlangsame sie sich spürbar. Damit sei auch die an den Märkten gezahlte Prämie für diese Aktien nicht mehr zu rechtfertigen.
China attraktiv bewertet
Hingegen stehe Europa deutlich besser da. Hier sei die Situation angesichts der Investitionen in Rüstung und Infrastruktur sehr viel konstruktiver. „Europäische Aktien sollten durch eine Umkehr des Exzeptionalismus in den USA und Rückenwind durch die Staatsausgaben vom Wachstum profitieren." Und auch Schwellenländeraktien würden wieder attraktiver, da die chinesische Regierung zunehmend politische Anreize zur Unterstützung der Wirtschaft setze. Auch stuft Roemheld chinesische Aktien von der Bewertung her als attraktiv ein.
Vertrauen fehlt
Die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump sorge zum einen für eine große Verunsicherung bei den Unternehmen. Zum anderen führe sie zu einem deutlichen Anstieg der US-Inflationsrate. Roemheld taxiert den Anstieg der Teuerung in den USA durch die höheren Zölle auf bis zu einem Prozentpunkt. Zudem strahle die US-Regierung nicht das für Investitionen notwendige Vertrauen aus. Verlässlichkeit und Stabilität sehe er nicht. Auch sei der US-Dollar anfällig und kein Krisengewinner mehr, der er in der Vergangenheit meist gewesen sei.
MSCI World nicht diversifiziert
Investoren sollten daher ihre Allokation an den Aktienmärkten anpassen und, zumindest teilweise, von den USA nach Europa und Asien umschichten. Darüber hinaus sollten sie ihr Engagement in den Big Caps zurückführen und stärker in Mid und Small Caps investieren. Ein Engagement im MSCI World Aktienindex mit einem US-Anteil von mehr als 70% sei keine diversifizierte Anlage.
Nach Meinung von Stefan Kuhn, Head of ETF and Index Distribution Europe bei Fidelity International, führt die zunehmende Volatilität an den Märkten zu einem steigenden Interesse an ETFs. Die Anleger würden jetzt zunehmend ihre ETF-Portfolios hinterfragen. Es mache Sinn, sich ein wenig aus den USA zurückzuziehen, und nicht 70% und mehr an US-Aktien im Portfolio zu halten wie im MSCI World.
Trend zu aktiven ETFs
Der Trend gehe nicht allein in den USA, sondern auch in Europa hin zu aktiven ETFs. In Europa seien dies meist indexnahe Vehikel, die transparent, kosteneffizient und leicht zugänglich seien, aber zugleich bei begrenztem Risiko die Möglichkeit der Alpha-Generierung böten. Die 21 Ucits-ETFs von Fidelity International basierten auf dem firmeneigenen Research von Fidelity. Die verwalteten Gelder in diesen ETFs und einem ETP lägen inzwischen bei 10 Mrd. Dollar. Dabei entwickelten sich die Mittelzuflüsse positiv.
In einer Umfrage hat Fidelity Investoren gefragt, in welche Vehikel sie in den kommenden 18 Monaten investieren wollen. Dabei rangieren aktive ETFs mit einem Ausbau bei 37% der Anleger und gleich hohen Investment bei 62% an erster Stelle. Dahinter folgen dann passive ETFs, Indextracker und herkömmliche aktive Investmentfonds. Als Gründe für aktive ETFs wurden dabei vor allem Kostenreduzierung und Alpha-Generierung genannt.