Pop Mart ist der Star für China-Anleger
Geld oder Brief
Pop Mart ist der Star für China-Anleger
Von Norbert Hellmann, Schanghai
Chinas Konsumkonjunktur mag insgesamt träge verlaufen. Doch gibt es einige Segmente mit Turbowachstum, die auf stark gewandelte Präferenzen jüngerer Käuferschichten abgestimmt sind. Die Kaufkraft der Generation Z in China verlagert sich auf kleinere Anschaffungen mit Verwöhnungscharakter, denen sich eine emotionale Bindung zuordnen lässt. Ein absoluter Renner sind Plüschtiere, Püppchen und Sammelfiguren. Die auf eigene Designs zugreifenden Ladenkette Pop Mart hat sich hier als überlegener Marktführer in China etabliert, und findet nach einem globalen Expansionsschub mittlerweile auch auf ausländischen Märkten reißenden Absatz.
Kultaccessoire
Im vergangenen Jahr ist der Knoten endgültig geplatzt, nachdem eine „Labubu“ genannte niedlich-böse Monsterpuppe auch von internationalen Promis und Popstars zum Kultaccessoire hochstilisiert wurde. Pop Mart hat schnell reagiert und Dutzende von Flaggschiffläden in europäischen, amerikanischen und asiatischen Metropolen hochgezogen, wo die Figuren zu wesentlich höheren Preisen als in China verkauft werden. Das internationale Geschäft trug zuletzt fast 40 % zum Konzernerlös bei und treibt die Bruttomarge auf mittlerweile 67% hoch. Auch die Nettogewinnmarge ist nach dem Geschmack der Anleger. Aus einem auf umgerechnet 1,8 Mrd. Dollar verdoppelten Umsatz im Jahr 2024 wurden rund 500 Mill. Dollar Gewinn gezogen.
Vermarktungstrick „Blind Box“
Das besondere Erfolgsgeheimnis von Pop Mart beruht auf der Vermarktungsform der „Blind Box“, also Verpackungen deren Inhalt man nicht einsehen kann. Mit dem Hype um Labubu-Puppen, die nur vereinzelt in den Blindverpackungen auftauchen, ist eine Sammelleidenschaft angetrieben, die in China immer höhere Wellen schlägt und der Marke Pop Mart ein Alleinstellungsmerkmal verleiht.
Die Börse quittiert das mit überproportionalem Kursanstiegen. Im Jahr 2024 betrug die Performance 374%. In diesem Jahr liegt die seit 2021 an der Hongkonger Börse notierte Aktie im Zuge des nochmals verstärkten Hypes nochmals 180% vorne. Damit ist Pop Markt absoluter Shooting Star im MSCI China Index, als bevorzugte Benchmark für ausländische China-Investoren.
Ein Platz im Hang Seng
Die rasend schnelle Kursentwicklung hat Pop Mart binnen nur eines Jahres zu einem Marktwertgiganten gemacht. Im Juni hat die Börsenkapitalisierung erstmals die Marke von 40 Mrd. Dollar überschritten; damit rückt Pop Mart auf Platz 43 der wertvollsten in Hongkong oder auf dem Festland notierten chinesischen Unternehmen. Keine Frage ist damit auch, dass Pop Mart bei der jüngsten Indexanpassung für die Hong Kong Exchanges Aufnahme in den Leitindex Hang Seng fand. Damit dürfte sich weiterer Zulauf von passiven Fondsgeldern verbinden.
Strapazierte Bewertung
Die von dem Monster-Püppchen Labubu angeheizte Monsterrally dürfte nun jedoch einen kritischen Punkt erreicht haben. Dafür sprechen strapazierte Bewertungsrelationen. Zum Jahresende 2024 war das Kurs-Gewinn-Verhältnis in Zwölfmonatssicht bereits bei stolzen 32 angelangt. Mit der Hausse in diesem Jahr landet man nun bei einem Multiplikator von 45, in etwa doppelt so hoch wie das KGV des im Bereich Gaming und Social Media führenden chinesischen Tech-Riesen Tencent.
Pop Marts Stärke ist die Kontrolle über die Intellectual Property der meisten Produkte mit der Chance sich längerfristig als Kultmarke in der Branche durchzusetzen. Als Vorbilder mögen Walt Disney und die japanische Sanrio (Hello Kitty) dienen, deren Figuren mit exklusiver Intellectual Property (IP) seit Jahrzehnten ein globales Publikum anziehen. Pop Mart verfügt diesbezüglich nur über einen relativ kurzen Track Record und muss sich kritischen Fragen über die Langlebigkeit ihrer IP-Designs und damit auch der Nachhaltigkeit der gegenwärtig so überzeugenden Wachstumsstory gefallen lassen.
Erster Warnschuss
Als potenzielles Risiko gelten mögliche Regulierungsschritte Pekings im Zusammenhang mit Jugendschutzbedenken bei der verführerischen Blind-Box-Vermarktungstaktik und einem Überhand nehmenden Schwarzhandel mit knapp gehaltenen Sammelartikeln. Kürzlich erfolgte ein erster diskreter Warnschuss in Form eines Parteizeitungskommentars, der die Anleger erschreckt. Die Pop-Mart-Aktie büßte über zwei Handelstage hinweg fast 10% ein, die erste schwere Korrektur in diesem Jahr. Die Delle ist in den vorigen Tagen zwar fast wieder ausgebügelt worden, aber das Regulierungsthema dürfte in den Hinterköpfen weiter mitschwingen.
Kursziele fast ausgereizt
An der grundsätzlich positiven Haltung der Marketwatcher ändert dies freilich nichts. Von 31 Analysten, die Pop Mart in Hongkong regelmäßig verfolgen, sind 24 mit einem Buy Rating und weitere 4 mit dem Signal „Übergewichten“ unterwegs. Verkaufsempfehlungen bleiben Fehlanzeige. Die im Juni weiter nach oben gehievten Kursziele der Analysten sind nun aber schon fast wieder ausgereizt. Zu gegenwärtig 253 HK-Dollar liegt die Aktie leicht über dem Durchschnitt der Kursziele. Auch zum Medianwert bei 269 HK-Dollar gibt es nur noch wenig Abstand.