GesprächIngo Kocwara, Eyb & Wallwitz

„Porr sind noch günstig bewertet“

An KI-Aktien kommt man nicht herum, sagt Fondsmanager Ingo Kocwara im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Auch außerhalb der USA gebe es attraktive Wachstumswerte. So hat er wieder in China investiert und Porr gekauft.

„Porr sind noch günstig bewertet“

Im Gespräch: Ingo Kocwara

„Porr sind noch günstig bewertet“

Der Manager des Phaidros Schumpeter-Aktienfonds über Big Tech, Wachstumswerte, Novo Nordisk, LVMH und Mercado Libre

Von Werner Rüppel, Frankfurt

An KI, dem großem Wachstumstrend unserer Zeit, kommt man als Fondslenker nicht herum. Doch gibt es auch außerhalb der USA attraktive Wachstumswerte, sagt Ingo Kocwara. So hat er wieder in China investiert und die österreichische Porr gekauft. Als beste Aktie überhaupt stuft er Mercado Libre ein.

Einen Betrag von rund 340 Mrd. Dollar dürften die großen Technologieunternehmen, die Magnificent 7, allein im laufenden Jahr in Forschung, Entwicklung und Anlageinvestitionen in Künstliche Intelligenz (KI) investieren. „Die Big-Tech-Unternehmen legen mit den massiven Investitionen den Grundstein für das Fortbestehen ihrer zukünftigen Dominanz über das Internet und allem, was damit zusammenhängt", erklärt Ingo Koczwara, bei Eyb & Wallwitz Manager des Phaidros Funds Schumpeter Aktien, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Falls neue Technologien aufkommen, wie zum Beispiel ChatGPT, könne man sich diese einverleiben. So könnte es nach Ansicht von Koczwara mit der Marktaufteilung und den Umsätzen ähnlich laufen wie mit dem Cloud-Computing in den vergangenen Jahren. Der Markt wachse kräftig und werde im Wesentlichen von den großen Technologiewerten bestimmt.

Der Phaidros Schumpeter Aktien ist ein globaler Aktienfonds, der in sogenannte „Monopolisten“ und „Herausforderer“ investiert. Wobei Monopolisten Unternehmen sind, die über eine einzigartige Marktstellung verfügen. Hingegen stellen Herausforderer disruptive Firmen dar, die eine hohe Innovationskraft sowie eine starke Wachstumsdynamik aufweisen.

„Wir kommen um Investitionen in diese Unternehmen nicht herum, um für unsere Kunden den großen Wachstumstrend unserer Zeit abzubilden“, sagt Koczwara zu Big Tech. Natürlich werde es immer wieder Phasen der Überbewertung und Rücksetzer an den Börsen geben. Der unternehmerische Wachstumspfad der Big Techs sei für absehbare Zeit jedoch ungebrochen.

„Da wir den Wachstumstrend nicht ignorieren können, sind wir seit Jahren in den USA mit Schwerpunkt Technologie investiert", erläutert der Fondslenker. "Allerdings haben wir uns zuletzt breiter aufgestellt und den US-Anteil auf etwa 55% heruntergefahren, was für uns schon eine große strategische Anpassung ist.“

Zukäufe in China

Denn auch außerhalb der USA gebe es gute und wachstumsstarke Unternehmen, die aber meist günstiger bewertet seien als die Mag7. „In Europa haben wir in Siemens investiert, die sehr gut aufgestellt sind. Darüber hinaus sind wir im Tech-Bereich in ASML engagiert“, erklärt Koczwara. „Nach drei Jahren Abwesenheit haben wir auch wieder chinesische Werte gekauft, und da vor allem Alibaba und Tencent. Die Entwicklung in China ist ungeheuer dynamisch. So bauen Alibaba, Tencent oder Baidu inzwischen mittlerweile eigene Chips.“

Doch nicht nur regional habe man sich breiter aufgestellt. „Neben den Big Techs haben wir auch in interessante Subnischen investiert. Zum Beispiel booking.com, denen wir noch erhebliches Wachstumspotenzial zubilligen“, sagt der Vermögensverwalter. „Seit Anfang des Jahres haben wir auch Uber in unser Fondsportfolio mit aufgenommen. Die sind gerade dabei, ihr Wachstumspotenzial voll auszuschöpfen.“

Der Fonds sei nicht in Rüstungsaktien investiert. Auf Mandatsebene habe man aber in Rüstung investiert, dies aber jeweils natürlich nur in Absprache mit dem Kunden. „Was uns auch interessiert, sind Infrastrukturinvestitionen. So haben wir Aktien der österreichischen Porr gekauft, eines Spezialisten für Hoch- und Tiefbau", erläutert Koczwara. "Trotz bereits hoher Kursgewinne in diesem Jahr sind Porr noch günstig bewertet.“

Die größte Position im Fonds ist Novo Nordisk, eine Aktie, die in den vergangenen Monaten erhebliche Rückschläge hinnehmen musste. „Bei Novo Nordisk haben wir zuletzt weiter aufgestockt. Denn das Geschäftsmodell ist nach wie vor intakt.“ Das Wachstumspotenzial mit Abnehmpräparaten sei erheblich.

Luxus bleibt gefragt

Eine weitere Top-Position ist LVMH. „Auch bei LVMH haben wir zugekauft. Denn Luxusgüter bleiben weltweit gefragt, vor allem auch in Asien“, sagt der Fondsmanager. „Für uns gibt es nur zwei Gründe, eine Aktie zu verkaufen, wenn ein Geschäftsmodell nicht mehr funktioniert, oder wenn eine Bewertung so hoch ist, dass sie lächerlich ist.“ So habe man Nestlé abgebaut. Von Novo Nordisk und LVMH sei man aber weiter überzeugt.

„Alphabet ist der einzige der Mag7-Titel, der bei uns noch unter den Top 5 Positionen ist. Die Aktie ist noch relativ günstig, und das Wachstumspotenzial ist ungebrochen“, erklärt Koczwara. Darüber hinaus zählt Mercado Libre seit langem zu den Top-Positionen des Fonds. „Mercado Libre ist so ziemlich die beste Aktie, die ich kenne, und dürfte dies auch die nächsten Jahre bleiben", sagt der Fondsmanager. "Ich sehe nicht, dass ein anderes Unternehmen der „Amazon von Südamerika“ dort den Rang ablaufen könnte.“

Der Charme des Schumpeter-Fonds sei, dass er keinen Benchmarkansatz verfolge. Es werde in keine Aktie investiert, allein weil diese in einem großen Aktienindex enthalten sei. Entscheidend sei, dass die Unternehmen die Kriterien als Monopolisten oder Herausforderer erfüllten. „Für unseren Fonds zählen Zahlen, Daten und Fakten", betont Koczwara. "Wir schauen genau auf die Geschäftsmodelle und die Unternehmen, wobei wir darauf achten, nicht zu teuer einzukaufen.“

Quality-Growth im Fokus

Der Fonds sei klar auf die Wachstumsthemen ausgerichtet und investiere in Digitalisierung, Cybersecurity, Mobilität, Medizin und Konsum. Aktuell enthalte das konzentrierte Portfolio 26 Werte. Der Fondsmanager wörtlich: „Vielen Investoren sagt unser unabhängiger Quality-Growth-Ansatz zu."