Indexwechsel

Porsche AG und Sartorius droht das Dax-Aus

Index-Experte erwartet zwei Wechsel im deutschen Leitindex. Für Porsche könnte es eine gute und eine schlechte Nachricht geben.

Porsche AG und Sartorius droht das Dax-Aus

Indexveränderungen

Porsche AG und Sartorius droht das Dax-Aus

Dax-Wechsel rücken näher – Gea und Scout 24 könnten in die erste Börsenliga aufsteigen – Änderungen auch im Euro Stoxx

tom Frankfurt
Von Tobias Möllers, Frankfurt

Ob ein Unternehmen in einen Index aufgenommen wird oder ihn verlassen muss, wird durch klare Regeln bestimmt. Für den Dax muss ein Unternehmen bei der regulären Überprüfung zu den 40 größten Werten nach Orderbuchumsatz oder Marktkapitalisierung gehören; für einen schnellen Einstieg, den Fast Entry, sogar zu den 33 größten. Entscheidend ist die im August aus den letzten 20 Handelstagen ermittelte Rangliste. Der maßgebliche Zeitraum reicht in diesem Jahr damit vom 4. bis zum 29. August, ist also bereits zur Hälfte rum.

Gea mit Fast-Entry-Status

Beste Aufstiegschancen hat momentan Gea, wie Indexexperte Achim Matzke von Matzke-Research im Gespräch mit der Börsen-Zeitung erklärt. Das Unternehmen hat zuletzt gute Geschäftszahlen berichtet. Dank der jüngsten Kurssteigerungen steht der momentan größte MDax-Wert bei der Marktkapitalisierung auf Position 33 der größten deutschen Unternehmen. Das würde nicht nur für einen Aufstieg, sondern sogar für einen Fast-Entry-Status in den Dax reichen.

Erster Abstiegskandidat ist dagegen Sartorius. Der Laborzulieferer ist auf Position 50 momentan der kleinste Wert des 40 Mitglieder umfassenden Leitindex' und müsste entsprechend im Tausch mit der Gea Group den Dax verlassen und stattdessen in den MDax eintreten. Dass es Ende des Monats dazu kommen wird, beziffert Index-Experte Matze auf eine Wahrscheinlichkeit von 80%. Nicht viel besser sieht es für die Porsche AG mit dem Tickersymbol P911 aus, die momentan Platz 48 einnimmt. Bei der AG handelt es sich um den Autohersteller Porsche, der wiederum mehrheitlich zu Volkswagen gehört. Für die Porsche AG könnte der Immobilien-Plattformbetreiber Scout24 in den Dax aufrücken. Drittkleinster Wert unter den aktuellen Dax-Mitgliedern ist nun Zalando.

Porsche SE zuletzt fester

Dagegen haben sich die Vorzüge der Porsche Automobil Holding SE dank eines günstigen Kursverlaufs und schwächerer Konkurrenz zuletzt ein Stück weit retten können. Die kurz Porsche SE genannte Beteiligungsgesellschaft wird von den Familien Porsche und Piëch dominiert und ist der größte Aktionär der Volkswagen AG.

Aufstiegskandidaten in den Dax gibt es mehrere: Nach Scout24 auf Position 36 folgt auf Platz 37 ganz knapp dahinter die Lufthansa, auf Platz 39 der Versicherer Talanx und auf Platz 40 der Bausoftware-Anbieter Nemetschek. Für die drei letztgenannten Regular-Entry-Kandidaten fehlt aber momentan der Gegenkandidat für einen Abstieg. Dafür müsste eine Aktie auf Rang 48 der Dax-Rangliste oder schlechter stehen.

Zwei Wechsel erwartet

Daher geht Matzke nach jetzigen Stand nur von zwei Wechseln aus: Gea für Sartorius und Scout24 für die Porsche AG. Bis Ende August, dem Ende der Zählperiode, sind es zwar noch einige Tage. Für den Index-Experten ist der aktuelle Zwischenstand gleichwohl eine gute Indikation dafür, zu welchen Wechseln es am Schluss kommen wird.

Für Sartorius würde der Abstieg aus dem Dax das Aus nach vier Jahren bedeuten. Am 17. September 2021 wurde das Unternehmen in den Leitindex aufgenommen. Die Porsche AG folgte dem Laborausrüster ein Jahr später, im September 2022.

J.P. Morgan erwartet drei Wechsel

Die US-Bank J.P. Morgan kam dagegen in der vergangenen Woche zu der Einschätzung, dass es bei der regulären Indexüberprüfung drei Auf- und entsprechend auch drei Absteiger beim deutschen Leitindex geben wird. Neben dem Immobilienplattform-Betreiber Scout24 und dem Anlagenbauer Gea rechnet Analyst Pankaj Gupta den Daten zufolge auch mit der Aufnahme der Lufthansa in die erste Börsenliga. Den Platz könne aber auch der Bausoftware-Hersteller Nemetschek ergattern, der der Fluggesellschaft – gemessen am Börsenwert nach Streubesitz – dicht auf den Fersen folgt.

Ausscheiden werden nach der Einschätzung von J.P. Morgan neben Sartorius sowohl die Porsche SE, als auch die Porsche AG, wie der Experte in einer Studie aus der vergangenen Woche schreibt. Diese kämen dann in den MDax. Die Sartorius-Aktie hat im laufenden Jahr 6% verloren – in einem Dax, der Rekordstände erreicht hat. Die Porsche AG strauchelt bereits seit einigen Jahren und konnten sich auch 2025 in einem steigenden Gesamtmarkt nicht erholen.

Dagegen hat der Aktienkurs von Scout24 seit Jahresbeginn um 32% zugelegt, Gea verbesserten sich sogar um knapp 35%.

Wechsel am 22. September

Die Deutsche Börse berücksichtigt bei ihren Berechnungen nur die im Streubesitz befindlichen Aktien der Unternehmen. Bekanntgegeben werden die Änderungen in den Indizes der Dax-Familie (Dax, MDax, SDax und TecDax am 3. September nach US-Handelsschluss. In Kraft treten sie dann am 22. September.

Wichtig sind die Index-Änderungen vor allem für Fonds, die die Indizes real nachbilden (physisch replizierende ETF). Dort muss dann entsprechend umgeschichtet und umgewichtet werden, was Einfluss auf die Aktienkurse haben kann.

Vier Absteiger im Euro Stoxx

Zu Änderungen wird es im September auch beim Eurozonen-Leitindex Euro Stoxx 50 kommen. Diese werden am 1. September bekannt gegeben und treten am 19. September in Kraft.

Hier kommt J.P. Morgan basierend auf den Kursen vom 4. August zu dem Schluss, dass der Autobauer Stellantis, der Spirituosen-Konzern Pernod Ricard, der Netzwerkausrüster Nokia und die Vorzüge von Volkswagen aus dem Index absteigen werden. Die Konzerne belegten zu dem Zeitpunkt die Plätze 65, 64, 63 und 62 und würden daher bei der jährlichen Überprüfung herausfallen.

Beste Chancen für einen Aufstieg in den Euro Stoxx 50 haben zwei deutsche Konzerne: Siemens Energy und die Deutsche Bank belegen derzeit Platz 26 bzw. 30. Bei den anderen beiden Index-Aufsteigern legt sich J.P. Morgan noch nicht fest, weil die Abstände zu klein sind. Die Kandidaten sind Eon, der Biotechnik-Spezialist Argenx und der Energiekonzern Engie. Derzeit liegt Eon 3% vor Argenx, das wiederum 1% vor Engie liegt.

Kriselnde Auto-Titel

Der Euro Stoxx 50 hat für internationale Investoren eine viel größere Relevanz als der Dax. An dem Index hängen auch viel mehr in passiven ETFs angelegte Gelder als beim deutschen Leitindex.

Insgesamt fällt auf, dass mehrere Titel aus der Autobranche abstiegsgefährdet sind: Volkswagen aus dem Euro Stoxx und die Porsche AG aus dem Dax. Dass dies kein rein deutsches Problem ist, zeigt der wahrscheinliche Euro Stoxx-Abstieg der französisch-italienisch-amerikanischen Stellantis mit Sitz in den Niederlanden.

Die Zählperiode zur künftigen Zusammensetzung des deutschen Leitindexes hat vor einigen Tagen begonnen. Für den Indexexperten Achim Matzke von Matzke-Research deuten sich im September zwei Änderungen an. J.P. Morgan hatte in der vergangenen Woche sogar drei Wechsel prophezeit.