Märkte am Abend

Powell befeuert Zinssenkungsspekulationen

Fed-Chef Jerome Powell bereitete die Märkte am Freitag in seiner Rede auf dem Notenbankertreffen in Jackson Hole auf eine Zinssenkung vor. Der Dax legte zu.

Powell befeuert Zinssenkungsspekulationen

Finanzmärkte

Powell befeuert Zinssenkungsspekulationen

Anleger gehen nun von geldpolitischer Lockerung im September aus – Dax legt zu

kjo Frankfurt

Mit Spannung hatten die Anleger zum Wochenausklang auf die Rede des US-Notenbankchefs Jerome Powell bei dem jährlichen Notenbankertreffen in Jackson Hole gewartet. Denn seine Äußerungen sollten Aufschluss auf den weiteren Kurs in der US-Geldpolitik geben. Und Powell befeuerte dann die Zinssenkungsspekulationen, indem er auf den schwachen Arbeitsmarkt verwies. Der Dax bewegte sich vor den Äußerungen von Powell in einer engen Bandbreite und legt dann nach der Rede leicht zu. Der deutsche Leitindex beendete den Handel bei 24.363 Zählern mit einem Plus von 0,3 %.

Im Urteil der Investoren bereitete Fed-Chef Powell die Finanzmärkte auf eine Leitzinssenkung in den USA bereits im September vor. In seiner Rede auf dem Notenbankertreffen in Jackson Hole wies er auf wachsende Risiken für den Arbeitsmarkt hin, betonte aber auch die Gefahr einer hartnäckigeren Inflation. Damit ließ er sich auch eine Hintertür offen. Der Arbeitsmarkt scheine zwar im Gleichgewicht zu sein, sagte er. „Es ist jedoch ein ungewöhnliches Gleichgewicht, das aus einer deutlichen Verlangsamung sowohl des Angebots an als auch der Nachfrage nach Arbeitskräften resultiert.“ Die Situation deute darauf hin, dass die Gefahren für die Beschäftigung zunehmen. „Sollten sich diese Risiken verwirklichen, kann dies schnell geschehen“, sagte er.

Powell warnte auch vor den Inflationsrisiken, die von Zöllen ausgingen. „Es ist jedoch auch möglich, dass der Aufwärtsdruck auf die Preise durch Zölle eine dauerhaftere Inflationsdynamik auslösen kann“, sagte er. „Das ist ein Risiko, das bewertet und mit dem umgegangen werden muss.“

Sehr zum Ärger von US-Präsident Donald Trump hatte die Federal Reserve den Leitzins Ende Juli in der Spanne von 4,25 bis 4,50% belassen. Powell zufolge wollte die Fed erst mehr Klarheit darüber gewinnen, wie sich die Zollerhöhungen auf die Inflation und den Arbeitsmarkt auswirken. Allerdings hatten auf der Sitzung zwei Währungshüter gegen die Mehrheit im Offenmarktausschuss für eine Senkung gestimmt. Das ist ungewöhnlich für die Federal Reserve, bei der es zuletzt Ende 1993 zwei Abweichler gegeben hatte.

Die stockenden Ukraine-Verhandlungen gaben den Rüstungswerten Auftrieb. Der europäische Branchenindex war tagsüber im Plus. In Deutschland gehörten die Papiere von Rheinmetall, Renk und Hensoldt mit Kursgewinnen von bis zu guten 3% aus zu den Favoriten der Anleger. Die beiden letzteren profitierten zusätzlich von positiven Analystenkommentaren.

Daneben rückte bei den Einzelwerten am Aktienmarkt Südzucker ins Rampenlicht. Wegen niedriger Weltmarktpreise schraubte Europas größter Zuckerproduzent seine Umsatz- und Gewinnerwartungen für das Gesamtjahr zurück. Dieser Schritt komme nicht völlig überraschend, sagte ein Börsianer. Die Südzucker-Aktie zeigte sich volatil und war am Nachmittag im Minus.

In Amsterdam zogen die Titel von Akzo Nobel die Aufmerksamkeit der Anleger auf sich. Dem niederländischen Börsenregulierer zufolge hat sich der Finanzinvestor Cevian einen rund dreiprozentigen Anteil an dem Anbieter von „Dulux“-Wandfarbe gesichert. Die Firma verfüge über langfristiges Wachstumspotenzial, sagte Cevian-Partner Robert Schuchna der Nachrichtenagentur Reuters. Die Aktie lag im Plus

Für die Aktien der DHL Group kassierte Kepler Cheuvreux das Kaufvotum und setzte ein Fragezeichen hinter die Prognose des Logistikers für das operative Ergebnis. Der DHL-Kurs war im Minus. Die tags zuvor nach einem überraschenden Gewinneinbruch stark abgerutschten Papiere des Ticketvermarkters CTS Eventim blieben auch am Freitag unter Druck und rutschten nachmittags weiter in die Minuszone.

Der Euro war nach der Powell-Rede bei 1,1727 Dollar und damit 1% im Plus. Die zehnjährige Bundrendite fiel auf 2,72% von 2,76% am Donnerstag.